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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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sieben jungen Leute hin. Einzeln mustert er sie. Dann sagt er freundlich:
    „Guten Tag, meine Herren. Mein Name ist Olanson.“ Olanson reicht jedem der sieben die Hand und läßt sich ihre Namen nennen. Dann setzt er sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
    „Ich habe bei der Studentenvermittlung“, beginnt er seine Erläuterungen, „um sieben Herren für eine besonders heikle Aufgabe gebeten. Ich möchte Sie zunächst darauf aufmerksam machen, daß Sie über alles, was Sie in den nächsten Stunden im Zusammenhang mit dem Auftrag erleben oder auch nicht erleben, strengstes Stillschweigen zu bewahren haben. Das ist meine einzige Vorbedingung.“

    „Das können wir Ihnen gern Zusagen, Herr Olanson“, antwortet der Rotschopf, und seine Freunde nicken dazu.
    Olanson fährt fort:
    „Hoffentlich hat Ihnen Ihre Vermittlungsstelle nicht erzählt, daß Sie hier große Abenteuer erwarten. Ihre Tätigkeit ist ziemlich uninteressant.“
    Olanson ist wieder auf gestanden und geht jetzt mit großen Schritten zwei-, dreimal im Raum hin und her, bevor er weiterspricht.
    „Sie werden sich heute abend an den Türen des Opernhauses aufbauen. Jeder von Ihnen hat eine Tür im Auge zu behalten. Am Hauptportal werden zwei stehen. Ungefähr zwanzig Uhr fünfundvierzig ist der erste Akt zu Ende. Dann bitte ich Sie um allergrößte Aufmerksamkeit.“
    Olanson macht wieder eine Pause und mustert dabei die Studenten. Man sieht ihnen an, daß sie noch immer völlig ahnungslos sind, und daß der Beginn von Olan-sons Erläuterungen sie mehr verwirrt als aufgeklärt hat.
    „Nach meinen Berechnungen“, schildert Olanson weiter, „wird zu dieser Zeit eine Person das Haus verlassen. Es wird größter Wahrscheinlichkeit nach ein Mann sein. Ihre Aufgabe ist es, dieser Person auf Schritt und Tritt zu folgen. So lange, bis Sie in der Lage sein werden, über die Adresse des Betreffenden Auskunft zu geben.“
    „Und wenn nun mehrere Personen die Oper verlassen?“ will der Philologiestudent gespannt wissen.
    „Sie stehen in Abständen auseinander, die Ihnen untereinander eine Verständigung ermöglichen. Also folgen Sie auch einer zweiten oder dritten Person. Schließlich sind Sie zu siebent. Außerdem wird mein Gehilfe hier ebenfalls zur Stelle sein.“
    Diesmal ist es der Rotschopf, der fragt:
    „Es könnte doch der Fall ein treten, daß die Person einen Wagen benutzt. Entweder einen eigenen oder auch ein Taxi. Wie sollen wir uns dann verhalten?“ Olanson geht zu seinem Schreibtisch. Aus einer Mappe zieht er einen Bogen Papier.
    Es ist eine Skizze.
    „Bitte, treten Sie heran.“ Neugierig drängen die Studenten zum Schreibtisch.
    „Das hier ist der Grundriß des Opernhauses. Für den Fall, daß die betreffende Person ein Fahrzeug benutzt, habe ich insofern Vorsorge getroffen, als Ihnen drei Mietwagen zur Verfügung stehen. Es handelt sich um öffentliche Taxameter, die bei einer eventuellen Verfolgung nicht auffallen. Die Fahrer sind beauftragt, Sie überall hinzufahren. Alles weitere, insbesondere die persönlichen Merkmale der betreffenden Person, wird Ihnen mein Gehilfe noch sagen.“
    Stummes Nicken reihum. Sie sehen, daß alles blendend organisiert ist, und das nötigt ihnen Anerkennung ab.
    „Wann sollen wir unsere Plätze am Opernhaus einnehmen“, fragt noch einer.
    „Ich bitte Sie, daß Sie sich um acht Uhr vor dem hinteren Eingang der Oper einfinden. Mein Gehilfe wird Ihnen dann die Plätze zuweisen. Ist alles klar?“
    Olanson sieht sie der Reihe nach an. Doch alles scheint klar zu sein. Niemand hat mehr eine besondere Frage. Und da ihnen bei der Studentenvermittlung bereits gesagt wurde, was ihnen dieser Auftrag für finanziellen Nutzen bringt, besteht auch darüber keine Frage mehr.
    Als sie sich verabschieden, machen sie alle bewußt verschlossene Mienen. Jeder einzelne fühlt sich schon als Detektiv.
    „Man wird sehen, was dabei herauskommt, meine Herren. Morgen sehen wir uns wieder.“
    Olanson ist besonders von einer Tatsache überrascht: Keiner der sieben hat gefragt, wer und was die betreffende Person ist. Im stillen bedankt er sich bei der Studentenvermittlung, die seinen Wunsch anscheinend so zweckdienlich erfüllt hat. Der Mann mit dem roten Zylinder wird sich wundern, geht es ihm durch den Kopf. Und verstohlen reibt er sich die Hände.

    Jonas und Ola haben mehr Glück, als sie erwartet hatten. Ihre Mutter will heute am 14. nach längerer Unterbrechung ihren Bridge-Abend wieder besuchen. Das heißt, daß sie in

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