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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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aller Ruhe das Haus verlassen können, ohne Sorge haben zu müssen, daß ihr Weggehen entdeckt werden würde.
    Während Jonas von Angst gepeinigt wird, fiebert Ola ungeduldig dem Abend entgegen. Mit Engelszungen versucht er seines Bruders Furcht zu zerstreuen. Die Furcht, vom Vater entdeckt zu werden, der ja bestimmt in der Königlichen Oper anwesend sein wird.
    „Warum hast du Angst, Jonas? Was kann uns groß passieren?“
    „Wir haben Stubenarrest, ich hab’s dir schon einmal gesagt. Außerdem weißt du, daß Vater wild wird, wenn wir nach acht Uhr auf der Straße sind.“
    „Hör zu“, beginnt Ola wieder schmeichelnd. „Der Stubenarrest ist doch nur eine Formsache. Und wenn so eine große Sache auf dem Spiel steht, muß man auch was wagen. Stell dir vor — tausend Dollar Belohnung. Und wir verdienen sie. Du kannst dich drauf verlassen. Und dann, dann kaufen wir uns das schönste und teuerste Rennrad von Stockholm.“
    „Wenn uns der Vater aber in der Oper erwischt?“ Jonas ist so schnell nicht zu beruhigen.
    „Dann ist nichts. Denn dann haben wir ja den Mann mit dem roten Zylinder schon entdeckt.“
    „Wie du dir das alles so einfach vorstellst. Bevor wir den Raum mit den Hauptsicherungen gefunden haben, ist die Oper vielleicht längst zu Ende.“
    „Knut hat mir genau gesagt, wo die Hauptsicherungen sind. Der muß es schließlich wissen. Sein Vater ist ja Beleuchter in der Oper. Der Mann mit dem Zylinder muß in den Raum kommen, wo die Hauptsicherungen sind. Wie soll er sonst das Licht ausschalten?“
    „Ich weiß nicht.“ Jonas spielt nervös mit einer Taschenlampe.
    Und noch einmal setzt er zu einem Einwand an: „Vater wird dasselbe denken und auch im Opernhaus sein.“
    Ola beginnt jetzt langsam ungeduldig zu werden. „Hast du vergessen, was mir Fredrik gesagt hat? Vater ist mit Mister Rankfield in einer Loge. Und Fredrik ist mit diesen Studenten draußen vor der Oper.“
    „Fredrik kann uns beschwindelt haben.“
    „Hat er nicht. Ich hab’ ihm ja Zigaretten versprochen.“
    „Aber...“
    „Aber — aber — aber“, äfft Ola seinen Zwillingsbruder nach. „Ich möchte nur wissen, warum du ein Junge und kein Mädchen geworden bist. Und so was ist mein Bruder. Macht vor Angst in die Windeln.“ Ola hat sich in Feuer geredet. Jeden Satz unterstreicht er mit einer wütenden Handbewegung.
    Was soll ich nur tun? denkt Jonas.
    Er kämpft mit sich. — Geschlagen senkt er den Kopf und murmelt:
    „Meinetwegen. Mir ist es egal.“
    „Wenn du unterwegs weiche Knie bekommst, kannst du gleich zu Hause bleiben“, spielt Ola noch als letzten Trumpf aus.
    „Ich bekomme keine weichen Knie...“ setzt sich Jonas zur Wehr und wirft Ola einen wütenden Blick zu. „Also dann — um sieben Uhr ziehen wir los.“

In der Oper

    Um neunzehn Uhr fünfundvierzig, pünktlich auf die Minute, erscheint Erik Olanson bei Samuel Rankfield im Hotel „Esplanade“, um ihn zur Opernvorstellung abzuholen. Rankfield erwartet ihn schon.
    Er hat sich einen eleganten Smoking angezogen und erscheint irgendwie verändert. Unverändert dagegen ist seine mächtige Stimme, als er Olanson begrüßt.
    Da das „Esplanade“ nur wenige hundert Meter von der Oper entfernt liegt, haben Olanson und Rankfield noch reichlich Zeit, sich umzusehen.
    Während Mister Rankfield die Besucher des Hauses mit neugierigen Augen betrachtet, sind Olansons Blicke wesentlich schärfer.
    Nichts entgeht ihm. Nichts übersieht er. Selbst seine Ohren lauschen gespannt jedem ungewöhnlichen Geräusch nach.
    Er befindet sich in einem Zustand höchster Anspannung. Er fühlt das Prickeln der Ungewißheit und genießt es.
    Als ihn Rankfield verstohlen von der Seite mustert, spürt Olanson den Blick. Er wendet sich ihm zu.
    „Sicher wollen Sie wissen, Mister Rankfield, was ich unternommen habe, stimmt’s?“
    Rankfield lächelt ihn entwaffnend an und sagt dann trocken und für Olanson völlig überraschend:
    „Nein, eigentlich nicht.“
    Olanson hat Mühe, seine Verblüffung zu verbergen.
    „Da staunen Sie, was?“ meint der Amerikaner und weidet sich am Gesicht des Detektivs.
    Amüsiert lächelnd erklärt er seinem Nachbarn:
    „Sehen Sie, ich bezahle Ihr Büro für eine Arbeit. Eine Arbeit, die darin besteht, die Adresse eines Mannes zu ermitteln, der unter dem geheimnisvollen Namen ,der Mann mit dem roten Zylinder 1 bekanntgeworden ist. Wozu soll ich dann meinen Kopf mit Dingen belasten, wofür Sie bezahlt werden?“
    Olanson schluckt. Da diese

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