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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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und wiederholt noch einmal: „Es tut mir leid, Herr Patò, aber der jetzige Besitzer, Herr Erikson, hat seine ursprüngliche Absicht wieder geändert. Er will das Haus vorläufig nicht verkaufen.“
    „Schade!“ meint Patò bedauernd und gibt seinem Gesicht einen enttäuschten Ausdruck. „Sehr schade.“
    „Mehr kann ich Ihnen leider auch nicht sagen. Herr Erikson war vor einigen Tagen hier und informierte mich.“
    Anscheinend ist der Gärtner und Butler der Ansicht, daß damit alle Fragen beantwortet sind, und erhebt sich. Patò tut, als sehe er es nicht. Im Gegenteil. Mit einem behaglichen Schnurren lehnt er sich in seinem Sessel zurück. Und in einem Tonfall, als interessiere ihn das Befinden eines Kanarienvogels, fragt er betont harmlos. „Was ist eigentlich aus dem gelben Krokodil geworden?“
    Patò hat sein Gegenüber bei dieser Frage scharf beobachtet, und so ist es ihm nicht entgangen, daß Torsten ein wenig zusammengefahren ist.
    „Was wissen Sie von dem gelben Krokodil?“ erkundigt er sich lauernd, und seine Stimme ist schlagartig eisig geworden.
    „Ganz einfach“, erklärt Patò und betrachtet sich dabei angelegentlich seine Schuhspitzen, „Herr Holpert zeigte es mir bei einem meiner Besuche.“
    Torsten beißt sich auf die Lippen. „Ich weiß von nichts“, erwidert er.
    „Merkwürdig“, bohrt Patò weiter. „Sicher wird es Herr Erikson geerbt haben.“
    „Nein. Der hat nur den Grundbesitz geerbt. Laut Testament ging das Krokodil an einen Vetter in Deutschland. Steinbach heißt er wohl.“
    „Interessant“, läßt sich Patò hören.
    „Er war zur Testamentsverlesung hier...“ Und dann ereifert sich der gute Torsten, daß es schon fast komisch wirkt: „Er hat das ganze Haus hier auf den Kopf gestellt, um die Figur zu finden . .
    „Ah, sie war verschwunden... Gibt es denn keinen Anhaltspunkt, wo das gelbe Krokodil hingekommen sein könnte?“
    Torsten schüttelt aufgebracht den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Ich selbst habe die Figur nie gesehen. Das einzige, an was ich mich erinnern kann, ist, daß Herr Holpert einmal davon sprach. Er sagte damals, die Figur liege bei seinem Rechtsanwalt Doktor Björnson... Aber der wußte bei der Testamentseröffnung nichts.“
    „Ist es inzwischen zum Vorschein gekommen?“
    „Soviel ich weiß, nein...“
    Obgleich Patò die Ungeduld seines Gesprächspartners, der noch immer steht, sieht, fragt er unbekümmert weiter.
    „Besteht nicht die Möglichkeit, daß es einer der beiden anderen Erben an sich genommen hat?“
    Torsten zögert einen kurzen Augenblick mit der Antwort. Nachdem er alle Fragen so schnell beantwortet hatte, fällt dieses Zögern doppelt auf. Patò tut so, als bemerke er es nicht; dabei schießen ihm die abenteuerlichsten Gedanken durch den Kopf.
    „Das halte ich für ausgeschlossen“, kommt es endlich aus Torstens Mund. „Mister Alexander Romas hat eine nicht unbeträchtliche Summe Bargeld geerbt, während Herr Erikson mit dem Grundbesitz auch nicht schlechter gefahren ist.“ Er blickt Patò herausfordernd an: „Warum sollten die sich dann für eine so wertlose Elfenbeinschnitzerei interessieren?“
    „Wertlos?“ fragte Patò und grinst Torsten mit fast geschlossenen Augen an.
    „Jawohl, wertlos!“ bestätigt letzterer, während er sich nervös zwischen Hemdkragen und Hals fährt.
    Patò erhebt sich gemächlich und geht langsam auf Torsten zu. Ein freundliches Lächeln in den Mundwinkeln, stupst er dem Butler mit dem ausgestreckten Zeigefinger vor die Brust. „Wie wäre es mit Ihnen?“
    „Mit mir?“ stottert Torsten. „Wie soll ich das verstehen?“
    „Wie ich es sagte. Vielleicht hat Ihnen das Krokodil gefallen... und da es ja eine so wertlose Elfenbeinschnitzerei war, haben Sie gedacht — wer merkt es schon... Sie konnten ja nicht ahnen, daß es für einen der Erben so wichtig war, daß er das ganze Haus auf den Kopf stellte. Oder?“
    Es dauert nur Sekunden, bis sich das Hausfaktotum in der gestreiften Weste wieder gefangen hat. „Verlassen Sie sofort das Haus“, keucht er mit dunkelrotem Gesicht, und Patò ist fast geneigt, dessen Empörung für echt zu halten. „Sofort!!“ wiederholt Torsten mit sich überschlagender Stimme, und einige Atemzüge lang sieht es aus, als wolle er sich auf den Detektiv stürzen.
    „Nach Ihnen!“ antwortet Patò und macht eine leichte Verbeugung.
    Mit einem heftigen Ruck wendet sich Torsten der Tür zu und schießt wie ein Sprinter darauf zu. Lächelnd und leise vor sich

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