Der Mann mit dem roten Zylinder
nachdenklich neben ihm her. Wenn ihm wenigstens etwas Tröstliches einfallen würde... und alles wegen diesem Samor...
„Schöner Reinfall“, meldet er sich mit melancholischer Stimme zu Wort. Und um seinem Ruf als Detektivgehilfe gerecht zu werden, fährt er weiter fort: „Daß die Leute nicht begreifen, daß für uns selbst der kleinste Hinweis von Nutzen sein kann.“
Patò hat seine Enttäuschung überwunden und scheint seine gute Laune wiedergefunden zu haben.
„Jaja, Knut, wir Detektive haben’s weiß Gott nicht leicht.“
Sie gehen eine Weile nebeneinanderher. Plötzlich bleibt Patò stehen. Knut sieht ihn fragend an. Patò greift in die Tasche. „Hier hast du zwanzig Kronen. Besorg mir eine genaue Straßenkarte von Dänemark! Die bringst du mir dann auf mein Hotelzimmer. Kapiert?“
„Jawohl, Herr Patò.“
Und wie der Blitz ist er davon.
Zehn Minuten später betritt der Detektiv sein Hotelzimmer. Ebenso schlau wie zum Zeitpunkt des Verlassens.
Im zweiten Geschäft hat es geklappt, und Knut hat den gewünschten Straßenplan bekommen. Zufrieden klemmt er sich seine Neuerwerbung unter den Arm und strebt nun ebenfalls dem Hotel zu. Das Wort „Straßenkarte“ hat ihn zu den gewagtesten Gedankenverbindungen inspiriert, und so ist er fest davon überzeugt, daß der heutige Tag noch eine ganze Reihe aufregender Erlebnisse bringen wird.
Und als Kompagnon eines Detektivs glaubt er das Recht zu haben, den Hotelpagen Gerd Olson einfach übersehen zu können. Mit erhobener Nase stolziert er deshalb an diesem vorbei und murmelt ein hochnäsiges „Danke“, obgleich der Page keinen Finger für ihn gerührt hat. Die gute Erziehung des letzteren erlaubt nicht einmal ein geringschätziges Fallenlassen der Mundwinkel, und so muß er sich leider mit einer entsprechenden Bemerkung in Gedanken begnügen. Und wenn Knut jetzt Gedanken lesen könnte, so würden ihm vor Wut bestimmt seine Sommersprossen erbleichen.
Knut Larsen, genannt Toffi, ist bereits an dem läuferbelegten Treppenaufgang angelangt, als er merkbar stutzt. Stirnrunzelnd überlegt er, warum er laufen soll, wenn es doch einen Fahrstuhl gibt.
Entschlossen wendet er sich dem Lift zu, dessen Tür sich soeben öffnet. Eine Dame mit einem schwarzen Zwergpudel betritt das Foyer. Knut geht an ihr vorbei und ruft Haralt, dem Liftboy, zu:
„Zum ersten Stock, bitte!“
Flaralt, der außerhalb der Kabine steht, mustert Knut ärgerlich und antwortet dann: „Du hast wohl ’n Piep?“ Jetzt scheint es Knut doch die Sprache verschlagen zu haben. Sekundenlang starrt er den Liftboy unentschlossen an. Gerade zur rechten Zeit fällt ihm seine Aufgabe wieder ein, und angesichts seiner eigenen Wichtigkeit zischt er Haralt mit blitzenden Augen zu:
„Los, du Knirps in deiner Hilfsmatrosenuniform, fahr mich in den ersten Stock!“
Haralt, gewillt, diese Beleidigung nicht auf sich sitzenzulassen, wirft zuerst einen sichernden Blick in Richtung Rezeption. Und da von dieser Seite keine Gefahr zu erwarten ist, erwidert er:
„Hör zu, du Laufbursche eines Heringsfängers, für Leute wie dich sind sogar die Treppen verboten. Deine Sorte wird bei uns in alten Säcken über die Hintertreppe transportiert!“
Knut hat die Augen aufgerissen. Mit steigender Empörung hat er den Wortschwall über sich ergehen lassen. „Du... du... du Wanze“, stottert er fassungslos und überlegt, ob Patò es ihm verargen würde, wenn er diesem Zwerg eine Abreibung verpaßte. „Laufbursche eines Heringsfängers“ hatte er ihn genannt... Donnerwetter, mit anderen Worten, der Heringsfänger wäre in diesem Fall Henry Patò... Toffi zwingt sich zur Ruhe.
Mit aufreizender Langsamkeit fragt er: „Sagtest du nicht eben“ (und jetzt betont er jedes Wort) „Laufbursche eines Heringsfängers, he?“
Haralt nickt kurz und argwöhnisch. Was soll das nun wieder heißen, überlegt er, aber schon folgt die Aufklärung.
„Das wird Herrn Patò sicher interessieren!“
„Was hat denn Herr Patò damit zu tun?“ fragt der Liftboy voll böser Ahnungen. Dabei senkt er unwillkürlich die Stimme, denn von rechts nähert sich kein anderer als der „Zwilling“ höchstpersönlich.
„Ich bin sein Gehilfe!“ klärt Knut Larsen den Liftboy genüßlich auf, wobei er jedes einzelne Wort auf der Zunge zergehen läßt.
Haralt ist ehrlich bestürzt. Zu allem Unglück tritt der „Zwilling“ auch noch auf die beiden zu.
„Was ist hier los?“ Und mit einer steilen Falte zwischen den Augen wendet er
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