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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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an einen Verdacht, verwirft ihn wieder und beginnt das ganze Spiel von neuem. Gegen 17 Uhr hat er einen Entschluß gefaßt. Einen Entschluß, der gewisse Gefahren in sich birgt und der durchaus die Möglichkeit offenläßt, daß ihn sein Kollege Sven Trellen aus einer unangenehmen Situation boxen muß.
    Nachdem er diese Entscheidung gefällt hat, geht er sehr planmäßig vor.
    Punkt 19 Uhr greift er nach dem Telefonhörer.
    „Bitte, Sie wünschen, Herr Patò?“ klingt es ihm sofort aus der Muschel entgegen.
    „Bitte verbinden Sie mich mit der Nummer Kopenhagen 3-3-4-2-3-41“
    Monoton wiederholt die Stimme am anderen Ende der Leitung die Nummer und bittet Patò, den Hörer aufzulegen.
    Es vergehen genau vier Minuten, bis es klingelt.
    „Hallo!“ ruft Patò in den Apparat.
    „Ja, hier ist 3-3-4-2-3-41“
    „Sind Sie es, Herr Torsten?“
    „Ja, wer ist denn dort?“
    Der Detektiv bemüht sich um einen freundlich-ver-bindlichen Ton:
    „Hier spricht Henry Patò... Ich war gestern bei Ihnen . .
    „Ich weiß!“ Torstens Stimme gleicht der eines Mannes, der soeben aus Versehen statt einem Glas Bier eines mit Essig ausgetrunken hat. Henry Patò hegt schon die Befürchtung, daß Torsten sofort wieder auflegen wird, doch er hat dessen Neugier unterschätzt.
    „Was wollen Sie?“ erkundigt sich das Hausfaktotum barsch.
    Patò gibt seiner Stimme einen geheimnisvollen Klang. „Ich möchte Sie bitten, noch heute abend in mein Hotel zu kommen. Ich wohne im ,Astoria‘ und habe Ihnen etwas von Herrn Steinbach aus Köln zu übergeben.“
    Einige Augenblicke lang scheint es, als sei die Verbindung unterbrochen. Aber Torsten hat nicht aufgehängt.
    Verblüfft und mißtrauisch zugleich fragt er:
    „Was haben Sie denn mit Herrn Steinbach zu tun?“ Der Detektiv spürt es förmlich, wie sein Gesprächspartner nach Zusammenhängen sucht.
    „Das erkläre ich Ihnen bei dieser Gelegenheit“, beeilt er sich zu versichern und ergänzt vertraulich: „Wir sollten unsere Meinungsverschiedenheit von gestern vergessen. Bitte, seien Sie gegen einundzwanzig Uhr hier!“ Aber noch ist Torstens Widerstand nicht gebrochen: „Herr Erikson hat mir strikt verboten, das Haus bis auf weiteres zu verlassen.“
    „Nun, Sie müssen es ihm ja nicht gleich auf die Nase binden“, empfiehlt Patò etwas burschikos und merkt gleichzeitig, daß er in Torstens Neugierde einen wertvollen Bundesgenossen gewonnen hat.
    „Was wollen Sie mir denn übergeben?“
    „Nicht am Telefon, Herr Torsten“, flüstert Patò in den Apparat und tut, als handle es sich um ein gefährliches Staatsgeheimnis. „Also, um neun...“
    „Meinetwegen...“
    Das Knacken verrät, daß Torsten aufgelegt hat. In Patòs Augen leuchtet es triumphierend auf. Er blickt auf seine Uhr. 19 Uhr 14 Minuten. Der kleine Mann mit der grauen Löwenmähne beginnt eine fieberhafte Tätigkeit zu entfalten. Aus dem Koffer holt er zunächst ein Bund Dietriche und läßt es in der rechten Hosentasche verschwinden. Eine flache Taschenlampe wandert in die Jackettasche. Und noch einmal öffnet er den Koffer. Zwei weitere Dinge sind es, die er diesmal dem massiven Gepäckstück entnimmt: einen dunklen mantelähnlichen Umhang und einen braunen Schlapphut, dessen Krempe traurig wie die Äste einer Trauerweide nach unten hängt. Henry Patò ist nicht wiederzuerkennen.
    19 Uhr 20.
    Wieder langt er nach dem Hörer seines Telefonapparates.
    „Ja, Herr Patò?“ Jetzt ist es die Stimme des Nachtportiers, der um 19 Uhr seinen Dienst angetreten hat.
    „So gegen einundzwanzig Uhr wird ein Herr Torsten nach mir fragen. Bitte, sagen Sie ihm, er möchte doch auf mich warten!“
    Selbstverständlich, Herr Patò, wird prompt ausgerichtet.“
    „Danke!“ gibt Patò zurück. In seinen Augen steht dabei ein schalkhaftes Lächeln.
    Langsam legt er den Hörer auf die Gabel zurück. Fünf Minuten später drückt er auf den elfenbeinfarbenen Knopf neben der Fahrstuhltür.
    Zuerst erschrocken, dann verblüfft blickt Haralt auf den vermummten Patò.
    „In das erste Untergeschoß, mein Sohn!“ fordert der Detektiv freundlich und betritt den Fahrstuhl.
    Der Liftboy steht noch immer fassungslos. Und erst als Patò eine energische Handbewegung macht, kommt Leben in ihn.
    Verlegen versucht er seine Reaktion zu entschuldigen: „Verzeihen Sie bitte, Herr Patò, aber Sie sahen plötzlich so verändert aus.“
    „Hm...“brummt dieser und zeigt mit dem Daumen nach unten, was soviel wie „ein bißchen schneller“ heißen

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