Der Mann mit dem roten Zylinder
die Stimme Trellens.
„Hallo, Patò, sind Sie es?“
„Genau. Ich möchte auf Ihr Angebot zurückkommen, lieber Trellen.“
Patò hört ein rollendes Lachen am anderen Ende.
„Sie haben eine verdammt gute Nase, Patò. Ich hatte nämlich bereits den Schlüssel in der Hand, als das Telefon klingelte. Und wenn ich ehrlich sein soll: Ich habe mir sogar überlegt, ob ich noch da sei.“
Patò schmunzelt und klopft mit dem Finger auf den Hörer. „Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige...“
„Wie und womit kann ich Ihnen helfen?“ dröhnt Trellens Stimme aus der Muschel.
„Könnten Sie mir heute noch einen Namen herausfinden?“
„Einen Namen? Und wohin gehört dieser Name?“
„Zu einer Autonummer. Kopenhagen 2211...“
„Ist notiert. Ich mache mich sofort an die Arbeit. Wo kann ich Sie erreichen?“
„Ich bleibe hier im Hotel auf meinem Zimmer.“
„Gemacht!“ ruft Trellen, und Patò hat das Gefühl, als habe Trellen heimlich auf sein Hilfeersuchen gewartet.
Ein neuerliches Knacken verrät, daß Sven Trellen bereits aufgelegt hat.
Genüßlich läßt sich Henry Patò zurückfallen und faltet die Hände über dem Bauch. Genauso, als beabsichtige er, einen kleinen Verdauungsschlaf zu machen.
Ja, und dann ist Henry Patò doch eingenickt. Aber sein Schlaf ist nur ein leichter, und so fährt er erschrocken zusammen, als zehn Minuten später das Läutwerk des Telefons zu rasseln beginnt.
In Sekundenschnelle hat er seine Müdigkeit abgestreift und langt nach dem Hörer.
„Patò!“ meldet er sich, und niemand würde glauben, daß er eben noch geschlafen hat.
„Ja, alter Krieger, hier ist wieder Trellen. Ich habe Ihren Auftrag ausgeführt. Der Besitzer des Wagens 2-2-1-1 ist Kalle Pamela, Inhaber der Stern-Garage in der Sunquiststraße.“
Tiefe Enttäuschung malt sich auf Patòs Gesicht. „Besten Dank!“ ruft er nicht gerade überschwenglich in den Hörer, und Sven Trellen, der die Enttäuschung aus Patòs Stimme gehört hat, fragt teilnahmsvoll zurück:
„Wohl nicht gerade das, was Sie erwartet haben?“
„Kann es nicht leugnen“, erwidert Patò, „mir wäre ein privater Besitzer lieber gewesen. Dann werden wohl meine Nachforschungen in dieser Richtung erfolglos bleiben, und ich muß den Hebel anderswo ansetzen.“
„Die Garage wird doch Namen und Adresse des Mieters wissen“, schränkt Trellen ein.
„Kaum. Wenn ich der Mieter wäre, hätte ich auch einen falschen Namen genannt.“
Trellen ist nicht so leicht zu überzeugen.
„Sie sollten nicht so pessimistisch sein, mein Lieber. Wer heutzutage einen Wagen vermietet, läßt sich gewöhnlich den Paß zeigen.“
Patò nickt. „Wollen hoffen, daß Sie recht haben. Für heute abend jedenfalls meinen besten Dank für die prompte Erledigung.“
„Nichts zu danken“, wehrt Trellen ab. „Und wenn Sie wieder etwas haben, vergessen Sie nicht: Trellen hilft gern.“
„Sie sind ein feiner Kerl, Trellen. Und ich hoffe nur, daß ich Ihnen ebenfalls einmal helfen kann... he, Trellen...“
Patò schüttelt verwundert den Hörer in seiner Hand. Er hatte keine Ahnung, daß Trellen inzwischen aufgelegt hat... Er, der kein Freund von großen Danksagungen ist. Was bleibt Patò anderes übrig, als seinen Hörer auch auf die Gabel zu legen.
„Ich werde ihm einen exotischen Fisch zum Abschied schenken“, nimmt er sich laut vor und beschließt nun endgültig, das Bett aufzusuchen. Diesmal in vorschriftsmäßiger Kleidung.
Samor warnt persönlich
Der neue Morgen bringt seit Tagen das erste Mal wieder strahlendblauen Himmel und Sonnenschein.
Die Menschen zeigen plötzlich zufriedene und fröhliche Gesichter, und die ersten Müßiggänger finden sich auf den Bänken der Parks und Grünanlagen zu einem gemütlichen Schwätzchen zusammen.
Selbst im Herzen der Kopenhagener Altstadt herrscht Betrieb, wie kaum in den letzten Tagen. Die offenen Bretterbuden, an denen man Blumen, Obst, Gemüse und Fische kaufen kann, sind so dicht umlagert, als befürchte jeder, dieser schöne Tag könne sich bald wieder ins Gegenteil verwandeln. Und sogar Bischof Absolon, der hoch zu Roß alles überragend auf einem Reiterstandbild thront, scheint heute freundlicher dreinzublicken.
Als Henry Patò pünktlich um neun Uhr durch das Hotelportal tritt, sieht ihm Knut Larsen bereits erwartungsvoll entgegen.
Auch Knut hat sich dem veränderten Wetter angepaßt. Zur kurzen weißen Leinenhose trägt er ein orangefarbenes Hemd. Seine Schuhe erstrahlen in frischem
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