Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
gezackte Narbe abzeichnet... Patò nimmt seinen Hut vom Kopf und wirft ihn auf den Schreibtisch. Daß er dabei eine gerahmte Fotografie umwirft, war nicht geplant, obgleich durch dieses Geräusch der Mann vor dem Bücherregal förmlich explodiert.
    Wie von der Tarantel gestochen, ist er zusammengefahren und wendet sich jetzt mit der Schnelligkeit einer auf den Schwanz getretenen Katze um. In seinen Augen flammt es kurz und erschrocken auf, als er Patòs ansichtig wird.
    „Hallo!“ ruft Patò leise und winkt dem anderen zu.
    „Was wollen Sie hier?“ zischt ihm der andere zu.
    „Aber wer wird denn so neugierig sein? Ich hatte ganz einfach Sehnsucht, den Mann aus meinem Kleiderschrank wiederzusehen.“
    „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen...“
    „Das kann ich mir denken. Sie sehen auch nicht danach aus, als ob Sie die Weisheit mit Löffeln eingetrichtert bekommen hätten.“
    Der Mann hat sich während dieses kurzen Wortwechsels langsam aufgerichtet. Wütend mustert er den Detektiv, der sich mit aufreizender Sicherheit über seine graue Mähne fährt.
    „Haben Sie das gelbe Krokodil schon gefunden?“
    „Ich werde Sie in meiner Hand wie einen Wurm zerdrücken, wenn Sie sich nicht sofort aus dem Staub machen.“
    Patò lacht kurz und höhnisch auf. „Sieh da, sieh da... ein kleiner Gauner zeigt seine Zähne.“
    Mit einem gefauchten „Verdammter Schnüffler!“ stürzt sich der Mann mit einem riesigen Satz auf Patò. Dieser hat jedoch nur einen kleinen Satz zur Seite gemacht. Daß er dabei seinen Fuß stehenließ, war das Pech des Angreifers. Mit einem dumpfen Poltern schlägt er auf dem Boden auf. Und bevor er sich wieder aufrappeln kann, ist Patò bei ihm. Mit schnellem Griff hat er den Arm des zu Boden Gegangenen auf den Rücken gedreht. Fröhlich fordert er: „Aufstehen, Sie Würmchen, aber ein bißchen dalli!!“
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht kommt der Überwältigte hoch.
    Patò dreht den Arm noch ein wenig weiter.
    „Au!“ stöhnt der andere. „Sie brechen mir ja den Arm!“
    „Besser als den Hals... und den kann ich Ihnen leicht brechen, wenn ich dort diesen Telefonhörer in die Hand nehme und die Polizei verständige. Wie heißen Sie?“
    „Laasen...“ kommt es widerwillig von den Lippen des Gefragten.
    „Wer hat Sie hierher geschickt?“
    Laasen senkt den Kopf und schweigt.
    Patò macht eine leichte Bewegung. Gerade soviel, um Laasen einsehen zu lassen, daß eine Antwort besser als ein ausgekugelter Arm ist.
    „Samor!“
    Patò gibt Laasen einen Stoß, und torkelnd landet dieser auf einem Sessel.
    Patò macht ein ernstes Gesicht, als er jetzt zu sprechen beginnt.
    „Hören Sie mir gut zu, Laasen! Ich selbst habe nichts gegen Sie. Das soll nicht heißen, daß ich Ihren Berufszweig gutheiße... das steht auf einem anderen Blatt... Sie wissen genau, was es bedeuten würde, übergäbe ich Sie der Polizei... Stehen Sie mir offen und ehrlich Rede und Antwort, und ich verspreche Ihnen, daß ich Sie laufenlasse.“
    Laasen hat interessiert den Kopf gehoben.
    „Das kann ich glauben oder auch nicht.“
    „Allerdings!“ gibt Patò zu. „Das ist Ihr persönliches Risiko. Aber ich würde Ihnen empfehlen, mir mehr zu glauben als Ihrem Auftraggeber.“
    „Also gut, ich glaube Ihnen. Was wollen Sie wissen?“

    „Zunächst will ich Sie einiges wissen lassen: Es ist mir nicht nur bekannt, daß Sie in meinem Kleiderschrank Indianer spielten. Ich weiß auch, daß Sie mich in der Boggestraße beobachteten. Nebenbei möchte ich erwähnen, daß Sie gelegentlich ins Kino gehen und sich mit kleinen Jungen herumzanken.“
    Laasen öffnet staunend den Mund: „Das wissen Sie?“
    Patò nickt wieder.
    „Ich will Ihnen noch etwas sagen: Ihr Auftraggeber ist im Unrecht. Das gelbe Krokodil ist einzig und allein Eigentum eines Mannes, den ich vertrete. Laasen... wie heißt Ihr Auftraggeber wirklich? Und wo hält er sich verborgen?“
    Einen kurzen Augenblick zögert Laasen mit der Antwort, und man sieht, wie es in ihm arbeitet. Wie er das Für und Wider gegeneinander abwägt. Dann blickt er Patò offen an und murmelt leise:
    „Drehen Sie den Namen Samor um, und Sie haben meinen Auftraggeber! Seine Adresse ist Waalstraße zwölf.“
    Über Patòs Lippen huscht ein zufriedenes Lächeln. „Gut, Laasen, Sie scheinen ehrlich sein zu wollen. Ihre Auskunft bestätigt nur meinen Verdacht. Mister Alexander Romas ist in Wirklichkeit also gar nicht abgereist...“
    Still sinniert Patò vor sich hin. Laasen

Weitere Kostenlose Bücher