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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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scheint für diese Art von Meditation nichts übrig zu haben.
    „Kann ich jetzt gehen?“
    Überrascht sieht Patò auf.
    „Ganz so einfach wollen wir es uns nicht machen... Während ich die anderen Räume des Hauses untersuche, bringen Sie hier wieder Ordnung hinein...“
    Laasen winkt ab.
    „Das können Sie sich sparen. Ich habe schon alles durchwühlt... Hier gibt es ebensowenig ein gelbes Krokodil wie einen versteckten Weihnachtsmann.“
    „Gewühlt ist das richtige Wort... Hier sieht es wahrhaftig aus, als hätte eine Herde Wildschweine gehaust. Aber ich verlasse mich lieber auf meine eigenen Nachforschungen... Übrigens, Laasen, wenn Sie klug sind, lassen Sie sich bei Mister Romas nicht mehr sehen.“ Laasen zuckt mit den Schultern und starrt verbissen vor sich hin. Bevor Patò den Raum verläßt, klopft er dem anderen noch kurz auf die Schultern und sagt dazu freundlich: „Spielen Sie Putzfrau... wenn es auch schwerfällt. Ich geh’ nach hinten.“
    Als der Detektiv nach einer halben Stunde dem Herrenzimmer einen Besuch abstatten will, ist alles wieder peinlich genau aufgeräumt. Nur — von Laasen ist nichts mehr zu sehen. Patò lächelt still vergnügt vor sich hin; fast ist man geneigt zu glauben, daß er diese Entwicklung erwartet hat.
    Es ist stockfinster, als Henry Patò gegen 22 Uhr das Haus verläßt. Er tut es in der Überzeugung, keinen Winkel übersehen zu haben. Und sollte das gelbe Krokodil tatsächlich auf dem Grundstück versteckt sein, dann höchstens irgendwo vergraben. Aber der Detektiv hat in den Stunden des Suchens einen Verdacht geschöpft. War es zuerst nur eine oberflächliche Idee, so hat sie doch inzwischen feste Formen angenommen. Und je länger er die Fakten überdenkt, um so mehr verdichtet sich dieser Verdacht.
    Da Patò keine Lust hat, die halbe Nacht auf dem Schiff und im Auto zu verbringen, beschließt er, in Aarhus zu übernachten. Und er findet auch auf Anhieb eine kleine Pension.

Verdächtig sind sie alle

    Um die Mittagsstunde des folgenden Tages trifft Henry Patò wieder in Kopenhagen ein.
    Nachdem er sich frisch gemacht hat, beschließt er, seinem Kollegen Sven Trellen einen neuerlichen Besuch abzustatten.
    „Hallo, Patò...!“ begrüßt ihn dieser überschwenglich, und sein Gesicht erstrahlt in reiner Freude. Und mit gerunzelter Stirn setzt er hinzu: „Na, sonderlich glücklich sehen Sie ja nicht gerade aus.“
    Trellen nimmt Patò am Arm und nötigt ihn in einen Sessel. Dazu äußert er: „Ganz so wie das letzte Mal kann ich Sie nicht bewirten, Birgit hat heute ihren freien Tag...“ Und mit einem Seufzer gibt er zu: „An diesen Tagen merke ich erst so richtig, wie wertvoll dieser Schatz ist...“
    Patò winkt ab. „Ehrlich gesagt, zum Feiern ist mir im Augenblick auch nicht zumute. Es geht alles ein bißchen langsam...“
    Und als ihn Sven Trellen auffordert, erzählt er ihm die Geschichte seines Auftrags und berichtet auch von seinen bisherigen Nachforschungen. Trellen hört ihm aufmerksam zu. Und als Patò geendet hat, faßt er die Fakten auf seine Art zusammen:
    „Von dem wirklichen Wert des Krokodils wissen demnach drei Personen: Steinbach, Alexander Romas und Detlev Erikson... vielleicht sogar der Rechtsanwalt Björnson...“
    „Wieso Erikson?“ will Patò wissen.
    „Ich nehme an, daß Ihr Herr Steinbach, nachdem er die Figur nicht gefunden, einige unvorsichtige Äußerungen gemacht hat..
    Patò schüttelt den Kopf. „Ich habe das Haus in der Boggestraße und das Landhaus in Aarhus gründlich durchsucht..., was natürlich nicht ausschließt, daß es irgendwo vergraben ist... Schließlich besteht ja auch die Möglichkeit, daß der Dieb die Steine entnommen und das Krokodil ins Wasser geworfen hat.“
    „Hm...“ macht Trellen und nagt mit den Zähnen an der Oberlippe. „Sie haben jedoch weder Eriksons Wohnung in Helsingör noch sein Quartier in Kopenhagen durchsucht...“
    „Stimmt!“ gibt Patò zu. „Helsingör habe ich deshalb ausgeklammert, weil ich annehme, daß der Dieb — wenn es Erikson sein sollte — die Sachen nicht so weit vom Schuß deponiert. Die Steine in seinem Kopenhagener Quartier aufzubewahren, hieße sehr unvorsichtig sein... Trotzdem werde ich mir Erikson vorknöpfen, obgleich ein Gefühl mir sagt, daß er das gelbe Krokodil nicht hat
    Eine Zeitlang herrscht Schweigen zwischen den beiden Männern.
    „Genaugenommen“, beginnt Trellen wieder, „ist es Mister Romas, der sich bisher am meisten verdächtig gemacht

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