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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Patò und läßt einen mißtrauischen Unterton mitschwingen.
    „Nein...“
    „Und warum rufen Sie nicht die Polizei?“
    „Nein, nein“, wehrt Torsten erschrocken ab, „das würde Herrn Erikson sicherlich nicht recht sein...“
    „Dann ist es wohl am besten, wenn Sie die ganze Sache vergessen!“ empfiehlt Patò wohlwollend. „Ich werde Sie in den nächsten Tagen einmal aufsuchen. Gute Nacht, Herr Torsten.“
    Ohne eine Erwiderung abzuwarten, legt Patò auf. Einige Minuten bleibt er still und in sich versunken sitzen, dann beginnt er sich gemächlich auszukleiden.

    Fast zwanzig Stunden sind vergangen.
    Kurz vor 16 Uhr trifft Henry Patò mit dem Fährschiff in Aarhus ein. Sein großes Glück ist es, daß er unmittelbar hinter dem Landungssteg auf einen Postboten stößt. Bereitwillig erklärt ihm dieser gestenreich, wie er zu dem Holpertschen Landhaus gelangt. Er vergißt auch nicht zu versichern, daß Patòs Besuch bestimmt vergebens sei, da das Haus seit Monaten leer stünde. Eifrig beteuert der Detektiv, daß er es nur als interessierter Käufer besichtigen wolle.
    16 Uhr 25 hat Patò sein Ziel erreicht.
    Das Haus, das sich an der Bucht von Aarhus befindet, liegt ungefähr einen halben Kilometer vom Strand entfernt und ist aus hellen Klinkersteinen erbaut. Das Flachdach ist zur Seeseite so weit vorgezogen, daß man selbst einen Wolkenbruch trocken überstehen würde. Das Imposanteste an dem Grundstück ist der riesige Garten mit einer Unmenge von Ziersträuchern, Büschen und Bäumen. Patò nähert sich dem Haus von der dem Wasser abgekehrten Seite, nachdem er festgestellt hat, daß alle Fensterläden auf dieser Seite fest verschlossen sind.
    Der Detektiv schickt noch einen sichernden Blick in die Runde, bevor er die letzten Meter zur Eingangstür zurücklegt, einer Tür, die statt der üblichen Klinke einen Drehknauf aufweist. Während seine rechte Hand nach dem Bund mit den Sperrhaken angelt, dreht er fast unbewußt mit der linken am Türknauf...
    Und da erstarrt er mitten in der Bewegung. Die Tür gibt nach... läßt sich öffnen...
    Sofort spannt sich in Patò jeder Muskel und jeder Nerv. Zentimeter um Zentimeter drückt Patò die Tür zurück. Ein dumpfer, muffiger Geruch schlägt ihm entgegen. Ein Zeichen, daß die Innenräume tatsächlich seit Wochen oder sogar seit Monaten ungelüftet sind.
    Behutsam schließt der Detektiv die Tür hinter sich. Und dann hält er den Atem an.
    Die Geräusche, die an sein Ohr dringen, sind so eindeutig, daß er nicht eine einzige Sekunde über die Ursache nachdenken muß.
    Schubladen werden auf- und zugeschoben... eine Schranktür knarrt.
    Ein Stuhl fällt polternd um...
    Ein leises Fluchen klingt auf...
    Patò hat sich vorgeschoben und steht jetzt unmittelbar neben einer nur angelehnten Tür... Er hört das heftige Atmen eines Mannes... ja, es herrscht kein Zweifel, daß es sich um einen Mann handelt.
    Wieder wird eine Schublade geöffnet... oder besser gesagt, herausgerissen...
    Gegenstände fallen zu Boden...
    Dazwischen das helle Zischen eines aufflammenden Streichholzes...
    Durch den schmalen Schlitz, den die angelehnte Tür freiläßt, versucht Patò, einen Blick in das Innere zu werfen. Doch alles, was er sieht, ist ein aufgeklappter Schreibsekretär. Im Zimmer selbst herrscht ein mattes Halbdunkel, dessen einzige Lichtquelle die Ritzen der Fensterläden sind. Patò hebt schnuppernd die Nase... Feine Schwaden von Zigarettenrauch dringen aus dem Raum. Gleichzeitig hört er Geräusche, die darauf schließen lassen, daß der Geheimnisvolle damit begonnen hat, einen Bücherschrank zu entleeren.
    Henry Patò holt tief Luft, bevor er der Tür einen leichten Stoß versetzt. Geräuschlos schwenkt die Tür zurück.
    Ein unwahrscheinliches Bild bietet sich Henry Patò. Das Zimmer, eine Art kombiniertes Herrenzimmer, sieht aus, als habe ein Wirbelsturm darin gewütet. Der Inhalt eines Papierkorbes, Bücher, Kladden, Notizblöcke, Kleidungsstücke, Schachteln und andere Gegenstände bedecken den Fußboden.
    Über einem umgestürzten Sessel hängt achtlos hingeworfen ein dreiviertellanger Gabardinemantel. Ein Mann kniet vor einer Bücherwand. Einer Bücherwand, die vom Boden bis zur Decke reicht. Er ist gerade dabei, aus einem unteren Regal die Bücher zu entfernen. Der Fremde ist so in sein Unterfangen vertieft, daß er Patòs Eintreten überhört.
    Und dann stutzt Patò wieder... Sein Blick ist auf die linke Hand des Mannes gefallen, auf deren Handrücken sich eine große

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