Der Mann mit dem roten Zylinder
nehmen.“
Patò wiegt den Kopf und macht ein bedenkliches Gesicht.
„Fast zu einfach... wollen wir mal die Möglichkeiten durchgehen: Wie kann er ins Hotel gelangen? Die einfachste Lösung wäre über die Balkons. Ein einigermaßen gewandter Kletterer schafft es ohne Schwierigkeiten, vom Innenhof bis zum fünften Stock zu klettern.“
„Diese Möglichkeit belohnen wir mit der offenen Balkontür!“ fällt Trellen ein, und Patò nickt. „Er könnte aber auch mit dem Fahrstuhl aus dem Untergeschoß kommen und versuchen, mit einem Nachschlüssel in das Zimmer durch die Tür einzudringen.“
„Hm“, macht Trellen. „Dazu müßte er den üblicherweise innen steckenden Schlüssel erst aus dem Schloß stoßen. Das verursacht Lärm — ist für ihn also eine Gefahr... Ich bin fast versucht zu glauben, daß er in jedem Falle über den Balkon kommen wird.“
„Lassen wir uns überraschen...“ meint Patò und ruft im gleichen Atemzug ein lautes „Herein“.
Es ist der Etagenkellner mit dem Kaffee.
Patòs Armbanduhr zeigt inzwischen 20 Uhr 18. Und ohne auf Trellens Zustimmung zu warten, holt Patò aus seinem Kleiderschrank ein Schachbrett samt Figuren.
„Schwarz oder Weiß?“
„Schwarz!“ antwortet Sven Trellen und setzt sich zurecht.
Minuten später sind die beiden Detektive so in ihr Spiel vertieft, daß sie nicht einmal das vorhin zitierte Erdbeben ablenken könnte.
22 Uhr 14.
Henry Patò und Sven Trellen sind bei der dritten Partie angelangt. Es steht sozusagen 1:1, und fast hat es den Anschein, als könne Patò diese dritte Partie für sich entscheiden. Soeben ist es ihm nämlich gelungen, Trellen durch ein gut vorbereitetes Schach unter gleichzeitiger Bedrohung der Dame letztere abzunehmen. Eine Tatsache, die Trellen mit einem ärgerlichen Grunzen quittiert.
Das Schicksal will es, daß Sven Trellen an der drohenden Niederlage vorbeikommt. Gerade als Patò zu einer neuerlichen Bedrohung des Königs ansetzen will, rasselt das Läutwerk des Telefons. Beide Detektive springen hastig auf.
Patò nimmt den Hörer von der Gabel und meldet sich. .
„Hier spricht Holger Sanden... Ich wollte Ihnen nur mitteilen, daß Romas geradewegs auf das ,Astoria‘ zusteuert.“
„Danke... warten Sie, bitte...“ antwortet Patò und winkt Trellen heran.
„Hören Sie zu, Sanden. Halten Sie sich in der Nähe des Portals auf. Sollte Romas das Hotel auf normalem Wege verlassen, folgen Sie ihm und stellen Sie fest, wo er bleibt.“
„Verstanden!“
„...es blieb für Inspektor Lamus nur noch die Chance, den dahinrasenden Wagen mit Gewalt zu stoppen. Er gab seinen Männern das verabredete Zeichen... doch da geschah es. Mit einem unheimlichen Quietschen schoß der hellblaue Tourenwagen bereits in die gegenüberliegende Kurve... Lamus hob seine Pistole... mit verkniffenen Lippen begann er still zu zählen... einundzwanzig... zweiundzwanzig... dreiundzwanzig...“
„Guten Abend...!“
Helge Christensen, der zweite Nachtportier des „Astoria“, ist erschrocken zusammengefahren und sieht jetzt einen Augenblick verständnislos auf den Mann vor der Rezeption.
„Mein Name ist Georg Catman. Für mich ist heute nachmittag ein Zimmer bestellt worden.“
Es kostet Christensen einige Überwindung, in die Wirklichkeit zurückzukehren. Verstohlen schiebt er den Kriminalroman, in dem er eben noch gelesen hatte, unter eine Zeitung.
„Einen Augenblick, bitte... ich werde nachschauen...“ Eifrig blättert er in dem dicken Gästebuch, in das auch die Vorbestellungen eingetragen werden.
„Jawohl, mein Herr... Mister Catman... Sie kommen aus Liverpool.“
„So ist es!“ antwortet der neue Gast. „Ich bin soeben hier gelandet.“
Christensen schiebt ihm einen Schlüssel zu. „Sie haben Zimmer 39 im dritten Stock... Bitte, gedulden Sie sich einen Augenblick, der Hausdiener muß jeden Augenblick zurückkommen.“
„Ist nicht nötig“, wehrt Mister Catman ab. „Ich finde mein Zimmer schon allein.“ Und mit raschen Schritten eilt er dem Treppenaufgang entgegen...
„Sie können doch den Lift nehmen!“ ruft der Portier ihm noch hinterher, doch Mister Catman scheint der Ansicht zu sein, daß Treppensteigen die Gesundheit fördert. Immer drei Stufen auf einmal nehmend, entzieht er sich bald den Blicken des Nachtportiers, dem plötzlich einfällt, daß er ganz vergessen hat, den Gast die Anmeldung ausfüllen zu lassen. „Ich werde meiner Ablösung einen Zettel hinlegen“, murmelt er vor sich hin und fischt mit
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