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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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meiner Häuser wohne? Weil sie mir zu groß... zu ungemütlich sind... ich werde sie verkaufen...“
    Erikson holt tief Luft. Er hat sich bei seinem Vortrag so verausgabt, daß er ganz bleich geworden ist.
    „Und wann haben Sie den Entschluß gefaßt, die Häuser zu verkaufen?“
    „Vom ersten Tag an...“
    „Torsten sagte aber, daß...“
    Erikson unterbricht ihn mit einem wütenden Ge-knurr. Und dann schimpft er: „Dieser Torsten ist ein Esel, der nicht einmal Biedermeier von Renaissance unterscheiden kann...“
    Henry Patò hat sich von seiner eleganten Sitzgelegenheit erhoben. Auch Erikson gleitet vorsichtig von seinen „gesammelten Werken“.
    „Ich bin Ihnen für Ihre Auskünfte sehr dankbar, Herr Erikson, und wünsche Ihnen weiterhin bei Ihren alten Möbeln viel Erfolg...“ Er streckt ihm die Hand hin, in die dieser nach kurzem Zögern einschlägt.

    Knut, genannt Toffi, sieht Patò erwartungsvoll entgegen und fragt Anerkennung heischend:
    „Na, war meine Idee mit dem ,Onkel 1 nicht gut?“
    „Ja, mein Sohn“, bestätigt Patò, „nur schade, daß ich nicht dein richtiger Onkel bin.“
    Knut strahlt wie ein frisch geputzter Silberlöffel.
    „Jaja, so einen Neffen wie mich wünscht sich mancher...“
    Patò fährt ihm über seinen verwilderten Haarschopf. „Eingebildet bist du ja gar nicht, mein Sohn.“
    Toffi übergeht diese Bemerkung geflissentlich und erkundigt sich anzüglich:
    „Wie steht es denn nun mit meinem ehrenvollen Auftrag?“ Und dann ist er doch ehrlich erstaunt, als Patò trocken antwortet:
    „Der kommt jetzt, Knut. Hast du dir Herrn Erikson genau angesehen?“
    „Ich würde ihn unter Tausenden herausfinden“, sagt übertreibend Patòs kleiner Gehilfe und reckt sich selbstbewußt.
    „Gut! Nach meinen Berechnungen wird Erikson in Kürze das Haus verlassen. Du wirst ihm folgen. Hast du deinen Bleistift?“
    Knut kramt eifrig in seinen Taschen herum und fördert nach geraumer Zeit den angeknabberten Rest eines Stiftes zutage. Patò hält ihm ein kleines Oktavheft hin und fährt fort:
    „Du wirst alles gewissenhaft aufschreiben. Wohin er geht, welche Geschäfte er besucht und ob und wo er eventuell telefoniert. Alles kapiert?“
    Knut nickt eifrig, und schon jetzt hochrot vor Aufregung will er wissen: „Und wenn er nun das Haus nicht verläßt... wen verfolge ich dann?“
    „Dann verfolge dich meinetwegen selber...“ scherzt Patò, doch ernst setzt er, diese Möglichkeit übergehend, hinzu: „Sobald er in seine Wohnung zurückgekehrt ist, kommst du zum Hotel ,Astoria‘.“
    Patò hat sich bereits abgewendet, als Knut ihn am Mantelärmel festhält.
    „Was mache ich aber, wenn Herr Erikson ein Taxi nimmt, Herr Patò?“
    „Dann tust du das gleiche... Herrje, du bist mir ein schöner Detektiv.“
    „Aber ich habe doch kein einziges Krümelchen“, bemerkt Knut kleinlaut.
    „Was hast du nicht?“ fragt Patò verständnislos.
    „Keine einzige Öre... womit soll ich denn ein Taxi bezahlen.“
    „Das ist allerdings ein berechtigter Einwand“, gibt Patò zu und greift in die Tasche. „Hier hast du zwanzig Kronen.“
    „Fein. Also dann bis heute abend...“
    Während der Detektiv mit raschen Schritten davongeht, huscht Knut Larsen hinter eine Plakatsäule. Sein Lausbubengesicht strahlt in Erwartung einer zünftigen Verfolgung über alle Backen. Keinen Blick läßt er von der Haustür... So vergeht die erste Viertelstunde... und dann noch eine. Knuts Tatendrang schrumpft merklich zusammen. Als sich nach weiteren zehn Minuten immer noch nichts Entscheidendes tut, hockt er sich ergeben auf einen hochgestellten Ziegelstein und beginnt krampfhaft, über Aufgaben allgemein und über ehrenvolle Aufgaben insbesondere nachzudenken.
    Und dann ist der heißersehnte Augenblick plötzlich da.
    Die Haustür hat sich geöffnet, ein Mann tritt heraus. Im Bruchteil einer Sekunde erkennt Knut, daß es kein anderer als Herr Erikson ist.
    Seine große Stunde ist gekommen.
    Knut Larsen hat die Verfolgung des sonderbaren Herrn Detlev Erikson aufgenommen.

Das geheimnisvolle Paket

    Als Henry Patò die Empfangshalle des „Astoria“ betritt, macht sich Chefportier Maisen durch heftiges Winken bemerkbar. Patò stutzt und orientiert sich nach hinten... Aber dort ist niemand... Er scheint mich zu meinen, denkt er und wird gleichzeitig allen Zweifeln enthoben. Mit aufgeregten Schritten steuert der dicke Maisen auf ihn zu.
    Geheimnisvoll beugt er sich Patò entgegen, und wichtigtuerisch mit den Augen

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