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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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Er lächelte die Freisprechanlage an.
    „Und rufst du mich heute Abend an, ehe du ins Bett gehst?“
    Sein Lächeln verebbte. „Klar, das mache ich doch gern.“
    „Dann erwarte ich dich – nackt.“
    Oh. Dass sie ihn nach diesem Gespräch so überraschen würde!
    Sie gurrte. „Wo willst du mich? Im Bad? Oder lieber im Bett?“
    Erstaunlich, erstaunlich, sie hatte in der Tat die Kurve gekriegt.
    Er würde allerdings zur verabredeten Zeit gerade mit ReNo-Sophie beschäftigt sein.
    Welche ihre Angestellte ist. Dieser erregende Umstand fiel ihm doch allen Ernstes erst jetzt wieder ein. Aus dieser Konstellation ließe sich wirklich ein besonders originelles Spiel inszenieren. Wenn die Kleine nackt auf dem Hotelbett auf ihn wartete, während er die Alte anrief, die hundert Kilometer entfernt ...  
    Er sog tief Luft ein. „Ich werde dich mit meiner Stimme nehmen – im Bett“, intonierte er, so tief er konnte. „Aber du wirst mich bereits feucht erwarten, hast du mich verstanden?“
    Julia stöhnte ihrerseits auf, und er stellte sich vor, wie es sie schon jetzt nach ihrer Hand verlangte ...
    „Ich liebe dich, Baby.“ So war es wirklich leicht, diese Worte zu benutzen.
    „Ich liebe dich auch, Gero.“ Eher klebrig als erregt.
    Naja.
    Sie lachte auf – immer noch freudlos, aber zumindest ein wenig stabiler. „Du bist toll, Gero. Es geht mir wirklich schon viel besser.“
    „Das freut mich, Liebes. Wir hören uns!“
    Klick.
    Puh! Er lehnte sich im Sitz zurück, lockerte seine Gesichtsmuskulatur. Zuweilen war sein Job echt stressig!

Rrring rrring
     
     
    Franziska fiel der Lappen aus der Hand. Dafür sprang ihr das Herz in den Magen und raste dort los. Ihr Mund war auf einmal ganz trocken, im Hals kratzte es und ihre Knie wankten. Sich räuspernd wankte sie zum Telefon: „Hallo?“ Atemlos und ein wenig schwindlig, wie sie war, war sie sicher, ganz sicher, jetzt gleich Gerds Stimme zu hören.
    „Hallo Süße, wie geht es dir?“
    Andrea. Nicht Gerd.
    Franziskas Herz rutschte schmerzhaft in seine gewohnte Position zurück. Andrea war es. Nur Andrea, ihre beste Freundin. Über deren Anrufe sie sich sonst immer freute. Heute nicht. „Was gibt's?“
    „Na du bist gut. Nachdem du dich nicht meldest, wollte ich mal nachfragen, wie dein Bewerbungsgespräch gestern gelaufen ist?“
    Oh, Franziska hatte vollständig vergessen, Andrea anzurufen. Dabei hatte sie versprochen, sich sofort bei ihr zu melden, wenn sie zurück wäre. „Nicht gut“, antwortete sie knapp und wahrheitsgemäß. „Ich hab die Stelle nicht bekommen.“
    „Oh“, Andrea schien es einen Moment die Sprache verschlagen zu haben. „Das tut mir leid. Soll ich kommen, dass wir darüber reden können?“
    Nein. Was, wenn Gerd anrufen würde – und Andrea wäre hier?
    Sie wollte gerade antworten, da hörte sie Andrea sagen: „Weißt du was, so wie ich dich kenne, hast du heute noch nichts gegessen. Ich hol also ein paar Brötchen und komm rüber zu dir. Und dann erzählst du mir alles.“
    Klack.
    Franziska, die bereits den Mund geöffnet hatte und den Kopf verneinend hin- und herbewegte, sah den stillen Hörer verblüfft an. Andrea hatte schon aufgelegt – und würde gleich hier sein. Das war ihr jetzt aber gar nicht recht. Sie wartete doch auf Gerds Anruf.
    Ach was, Franziska nahm den Putzeimer, ging ins Bad und leerte ihn ins Klo. Andrea hatte recht und sie wirklich heute noch nichts gegessen. Wenn Gerd sich meldete und sich mit ihr verabreden wollte, würde Andrea das verstehen, denn sie war die liebste Freundin, die sich Franziska nur wünschen konnte.
     
    Es läutete. Franziska lief zu Tür, nach dem Anruf von Andrea tatsächlich hungrig geworden. Der Tisch im kleinen Wohnzimmer war bereits gedeckt.
    „Brötchendienst“, rief Andrea und schwenkte die Tüte.
    „Komm rein.“
    Andrea war ein bisschen kleiner als Franziska, ein bisschen runder – und sie schnaufte nach den drei Treppen, die zu Franziskas Wohnung hinaufführten.
    „Sie haben dich also nicht genommen“, begann sie ohne Umschweife, als Franziska ihr Kaffee einschenkte.
    „Ich hatte mich verspätet, weil ich eine Reifenpanne hatte.“ Franziska setzte sich Andrea gegenüber und nahm sich ein Brötchen.
    Und dann begann sie zu erzählen, alles. Angefangen von ihrem Schreck, als der Wagen im Wald plötzlich ins Schlingern gekommen war und sie scharf bremsen musste, um nicht im Graben zu landen. Ihren Ärger, als sie den Reifen fand, der platt und kaputt war. Ihre

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