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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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schwanger.“
    „WAS?“ Das war zweistimmig gewesen.
    „Siebte Woche. Ich darf nicht geröntgt werden. Ich darf keine Tuberkulose haben. Und keine Läuse.“
    „DU BIST VON DEM KERL SCHWANGER?“ Tom erschrak vor dem Hass in seiner eigenen Stimme.
    In Franziskas Gesicht lag noch immer all die Trauer, die er in den vergangenen Wochen hatte mitansehen müssen. Am liebsten hätte er sie von dieser Liege in seine Arme gerissen. Doch selbst in diesem schwachen Moment strahlte Franziska eine Eigenständigkeit aus, die ihm deutlich signalisierte: Sie wollte nicht ihn. Auch nicht, wenn sie in ihm einen Mann hätte, der sie unterstützen würde. Der sie ...
    Hastig sah er weg. War froh über Andrea, die gerade begann, einen Vortrag über insektizidfreie Mittel gegen Läuse zu halten. Und deren Anwesenheit sowieso jede Annäherung an Franziska vereitelt hätte.
    Sie war schwanger und allein. Dabei brauchte sie einen Partner. Jetzt mehr denn je. Das musste doch auch sie irgendwann einsehen.
    Er holte tief Luft. Würde er das wirklich wollen? Mit ihr zusammen dieses Kind großziehen? Wenn sie sich doch noch dazu entscheiden könnte? Sein Herz hatte begonnen, schneller zu schlagen.
    „Und was das Röntgen angeht ...?“ Erst Andreas fragender Blick machte ihm bewusst, dass sie auf seine Stellungnahme wartete.
    „Ein Intrakutantest jetzt und einer in vier Wochen“, spulte er automatisch ab. „Aber das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Du bist eine gesunde junge Frau, Franziska, die sich nicht anstecken wird, da kannst du ganz beruhigt sein.“
    „Ich will, dass du mir schriftlich gibst, dass der Test auch in der Frühschwangerschaft unbedenklich ist“, forderte Franziska.
    Wie resolut sie schon wieder sprach. Er lächelte erleichtert.
    „Alles, was du willst“, versprach er – mit viel zu viel Zärtlichkeit in der Stimme.
    Dass Franziska daraufhin die Augen für einen Moment schloss, machte ihn ganz benommen. Sie war in einer seelischen Verfassung, in der sie für jedwede Fürsorge empfänglich war, ermahnte er sich. Es war nicht seine Person, auf die sie reagiert hatte. War er wirklich bereit, das auszunutzen? Streng genommen, sie dazu zu bringen, ihn auszunutzen? Was Franziska von sich aus niemals tun würde. Wollte er das? Dass sie ihn heiratete, ohne ihn zu lieben? „Hast du noch andere Symptome?“, riss er sich zusammen. „Durchfall? Übelkeit ...?“
    Franziskas Hand legte sich auf ihren Bauch. Wie dumm von ihm. Natürlich war ihr übel.
    „Müde bin ich“, seufzte sie.
    „Wir rufen dir ein Taxi“, entschied Andrea, ihm einen Seitenblick zuwerfend.
    „Ja, klar, du legst dich sofort zu Hause ins Bett“, pflichtete er ihr bei. „Machst du das mit dem Taxi, Andrea? Ich bringe Franziska dann hinunter.“
    „Ich komme zu dir, sobald ich nachher Dienstschluss habe.“ Andrea nickte und strich Franziska noch einmal über die Wange, ehe sie in Richtung Telefon verschwand. Wie selbstverständlich das ging unter Freundinnen!
    Er blieb mit Franziska allein. Endlich. Setzte sich zu ihr auf die Kante der Liege, wie er das bei jedem anderen Patienten auch tat, unterdrückte jedoch, nach ihrem Puls zu greifen. „Kannst du dich hinsetzen?“
    Sie drückte sich zunächst hoch auf die Ellenbogen. Durfte er sie mit seiner Hand am Rücken unterstützen?
    Zu spät. Franziska hatte sich bereits vollständig aufgesetzt.
    Saß jetzt neben ihm auf der Kante. Ohne ihn zu berühren.
    „Geht es?“ Nun musste er ihr aber helfen. Er schob seinen Arm unter ihren, um sie zu stützen, als sie sich auf die Füße stellte. „Warte noch“ ... einen Moment , hatte er sagen wollen, doch Franziska setzte sich schon in Bewegung. Nach ein paar Schritten war leider klar, dass sie durchaus in der Lage war, allein zu laufen. Widerstrebend ließ er sie los und ging neben ihr her die Korridore entlang zum Aufzug.
    Er räusperte sich. „Franziska, du kannst sicher sein, von mir jede erdenkliche Unterstützung zu bekommen. Sag, was ich für dich tun kann – und ich werde es tun.“
    Sie lächelte traurig. Gedämpft. „Ich danke dir, Tom. Ich danke dir sehr.“
    Aber ich brauche dich nicht , klang unüberhörbar darin mit. Und Endgültigkeit.
    Sie drückte auf den Knopf, um den Aufzug zu rufen.
    Tom seufzte, als sie ohne einen weiteren Blick zu ihm die Etagenanzeige fixierte. Sie wollte ihn nicht, auch jetzt nicht. Daran war nicht zu deuteln. Sie wollte nach wie vor ...
    Der Aufzug war schon da. Rasch sprang er mit hinein, quetschte sich

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