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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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macht.“
     
    Das war so elegant ausgedrückt und dennoch sowohl spontan als auch zutreffend. Sogar für sie, Franziska selbst. Immerhin saß sie hier an der Seite eines Mannes, der bereit war, sie und ihr Kind in sein Herz zu schließen. Und das, obwohl sie sich mit Händen und Füßen gegen ihn gewehrt hatte. Bisher.  
    Aber warum nur? Franziska wusste es nur zu genau. Andrea war der Grund. Andrea, die in Tom verliebt war und der sie, Franziska, es niemals antun würde, den Mann ihres Herzens wegzunehmen. Aber Andrea hatte heute nicht nur gesagt, dass sie Tom nicht mehr wollte, sie hatte es auch gezeigt, indem sie Franziska mit ihm zusammen ins Theater geschickt hatte. In dieses Stück, in dem es darum ging, dass eine Frau den Mann, der hartnäckig um sie anhielt, nicht wollte.
    Dieses Schauspiel würde ein Happy End haben, Petruchio seine Katharina bekommen. Franziska fühlte auf einmal, dass Andrea wollte, dass es für sie und Tom ebenfalls ein Happy End gab.
    Und sie fühlte genauso, dass sich ihre Gefühle verändert hatten. Der Mann an ihrer Seite mochte vielleicht nicht ihre große Liebe sein. Aber sie mochte ihn. Sogar sehr gerne. Und wenn Andrea so offensichtlich nichts dagegen hatte ...
    Sollte sie, Franziska, ihre Hand in Toms legen? Als allererstes kleines Zeichen, dass sie – und er ...? Sie bewegte ihren Arm, löste ihn von der Lehne, die zwischen ihr und ihm eine kleine Barriere bildete, bewegte kurz die Finger. So, jetzt nur noch die Hand ein kleines Stückchen nach rechts schieben, dort lag schon die seine, auf seinem Oberschenkel.
    Franziska sah kurz zu ihm hin. Hatte er ihre Absichten bereits bemerkt?
    Doch Toms Augen waren geradeaus gerichtet, auf die Bühne.
    Nun gut, dann würde sie ihn jetzt überraschen. Sie richtete ihre Augen ebenfalls zur Bühne, streckte ihren Arm ... und zuckte zusammen, als Tom seine Hände hochnahm, um zu klatschen. Der Vorhang schloss sich und von überall brandete Beifall. Franziska beeilte sich, es gleichzutun.
    „Pause“, sagte Tom neben ihr. „Gehen wir ein Gläschen Sekt trinken?“
    Franziska nickte und stand auf. Sie hatte tatsächlich große Teile des Schauspieles überhaupt nicht mitbekommen. Aber das würde sich nach der Pause ändern. Und ihre Hand würde sie dann auch in seine legen. Mit Sicherheit.
    Guter Dinge schlängelte sie sich durch die enge Reihe auf den Ausgang zu. Tom war direkt hinter ihr. Und das war gut so.

Sprung in der Fassade
     
     
    Noch vor einer Sekunde war alles in Ordnung gewesen. Tom hatte Franziska ihr Glas mit Orangensaft gereicht, und sie hatte ihn angelächelt. Und war dieses Lächeln nicht ein wenig intensiver gewesen als sonst?
    Aber dann:
    „GERD.“ Franziska war an seiner Seite erstarrt, ihre Stimme nicht mehr gewesen als ein Krächzen.
    Gerd? Tom starrte Franziska nach, die sich in diesem Moment in Bewegung gesetzt hatte und nun auf diesen Mann dort drüben zu taumelte. Wie ferngesteuert. Als wäre er, Tom, gar nicht da. Als hätte der Andere dort sie nicht ...
    DER IST DAS?
    Dieser Mann dort drüben? Dieser blonde, blöd grinsende Sunnyboy, der durch seine bloße Anwesenheit Toms Begleiterin dazu brachte, auf ihn zu zu stürzen, als wäre nichts gewesen? Als hätte der sie nicht mit einem Kind von ihm schmählich im Stich gelassen.
    Tom atmete nur mit Mühe. Vermochte es nicht fassen. Wie konnte sie jetzt zu ihm rennen? Was erwartete sie denn von dem? Dass er es sich prompt anders überlegen würde? Plötzlich seine Arme für sie öffnen würde? Gerade jetzt, da sie auch noch ein Kind von ihm bekam?
    Franziska, wie kannst du dir das antun? Ich würde alles für dich tun, um dich zu schützen.
    Doch alles, was Tom jetzt tun konnte, war, hilflos zuzusehen, wie sie in ihr Verderben rannte.
    In diesem Augenblick war sie vor dem Anderen stehen geblieben. Unsicher. Reserviert. Anklagend?
    Und dieser Gerd ...
    ... lächelte. Griff nach ihrer Hand. Zog sie an seine Lippen. Sah ihr in die Augen. Sprach mit ihr. Beugte sich näher zu ihr. Sagte ihr etwas ins Ohr.
    Und Franziska?
    Ließ all das geschehen. Hörte ihm zu. Neigte ihren Kopf, um ihn noch näher an sich herankommen zu lassen. Ließ ihre Hand in seiner – und schien ein Stück in sich zusammenzufallen, als dieser Gerd sie losließ. Streckte ihrerseits die Hand nach ihm aus. So als könnte sie ihn auf diese Weise an sich binden.  
    Tom verzog das Gesicht. Wie konnte sie sich so demütigen?
    Und was konnte er tun? Zu ihr hechten? Sie gewaltsam entfernen von

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