Der Mann mit den zwei Gesichtern
widersprechen – doch in diesem Moment geschah es.
Mit einer abrupten Bewegung entfernte sich die Frau aus der unmittelbaren Nähe des Mannes – um stattdessen ihn, Gee-Bee, anzustarren.
Wobei 'starren' noch untertrieben war. Mit groß aufgerissenen hellblauen Augen, war sie wie zu Stein erstarrt. Um sich dann auf ihn zuzubewegen – ohne sich im Mindesten um ihren Begleiter zu kümmern, der ihr entgeistert und fassungslos nachgaffte.
Hui. Wenn das die berühmte Liebe auf den ersten Blick war, dann hatte er sie bisher noch nicht erlebt. Gespannt wie selten verlagerte er sein Gewicht gleichmäßig auf beide Füße und blickte der geheimnisvollen Schönheit entgegen.
„DU HIER? Ausgerechnet hier? Und ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dich jemals wiederzusehen.“
Oh, oha, daher wehte der Wind. Vorsicht war geboten.
Wer - war - das? In Windeseile durchforstete er sein Adressbuch, in dem er all seine Errungenschaften alphabetisch geordnet hatte. Angelika? Renate? Nein.
Er hob erwartungsvoll die Augenbrauen und formte seine Lippen zu einem unaufdringlichen Lächeln. „Oh – ja.“ Er musste nur ein bisschen Zeit gewinnen. Lächeln. „Welch eine Freude. Auch ich ...“ Gleich würde er es erfahren.
„Schon seit September habe ich dich gesucht. Im Hotel. Der Zettel, den ich dir hinterlassen hatte, war wohl durch einen Luftzug in die Gardine geraten.“ Schnell sprach sie, hastete durch die Sätze. „Aber die Wirtin hatte ihn aufbewahrt. Und mir deinen Namen gesagt, obwohl sie es gar nicht gedurft hätte. Aber ...“, ihre Stirn runzelte sich, „dein Name war falsch. Gerhard.“ Vorwurfsvoll jetzt: „Du wolltest nicht, dass ich dich finde.“
„Äh ...“ Dass er diesen Namen benutzt haben sollte! Und seit September hatte sie gesagt? Innerhalb eines so kurzen Zeitraumes hätte er sich doch an sie erinnert, selbst wenn er in der Nacht mit ihr völlig betrunken gewesen wäre. Also – oh, oh! Das ließ allerdings tief blicken. Denn welcher wenigstens halbwegs zurechnungsfähige Mann brachte es fertig, diese reiche, junge, bildschöne, allem Anschein nach überaus heftig in ihn verliebte Frau unerledigter Weise abzuservieren? Das durfte echt nicht wahr sein!
Nun, er würde diesen unverzeihlichen Fehler unverzüglich korrigieren.
Entschloss sich, sofort zur Tat zu schreiten und nahm ihr zuallererst behutsam das Glas aus der Hand.
Was sie gar nicht registrierte.
Also weiter. Rasch stellte er das Glas auf einen der Tische und griff nach ihrer Hand.
Bingo. Sie ließ das willigst geschehen, machte ihren Arm extra locker, um ihm leichter zu machen, sie an sich heranzuziehen.
Galant beugte er sich über ihre Hand. „Ich hatte meine Gründe, den falschen Namen anzugeben, vergib mir“, hauchte er auf ihre Haut. „Aber jetzt sind diese Probleme allesamt aus der Welt.“ Er senkte seine Stimme bedeutungsvoll: „Geliebte, in Wahrheit heiße ich Gabriel. Wie der Erzengel. Gabriel Bischof.“ Das war hier wohl angebracht. „Jedenfalls war ich untröstlich, weil ich keine Nachricht von dir fand, das kannst du mir glauben. Wenn ich gekonnt hätte, natürlich hätte ich mich noch am selben Tag bei dir gemeldet.“
Er hatte ihre Hand sinken lassen, um ihr direkt in die Augen sprechen zu können und so seine Ehrlichkeit unter Beweis zu stellen. Nun jedoch war es an der Zeit, ihre Hand erneut an seine Lippen zu führen und sie zum ersten Mal wirklich zu berühren. „Welch ein wunderbares Glück, dass du mir hier in meine Arme läufst.“
Irritiert war sie schon. Ging aber nicht auf Abstand. Im Gegenteil: Ihre Hand lag noch immer in seiner. Um ihren Mund spielte ein gewisser Zug, der typisch war für verliebte Frauen, die ihr Schmollen noch nicht aufgeben wollten, aber zu scharf auf den Mann waren, um noch lange widerstehen zu können.
Ja, es bestand kein Zweifel: Diese Frau war scharf auf ihn. Was auch immer er ihr zuvor angetan hatte. Nun verschlang sie ihn förmlich mit den Augen. Ihr Atem ging rasch und flach, weil ihr Herz so heftig schlug. Gee-Bee konnte ihre Halsschlagader unter der zarten Haut ihres Halses pulsieren sehen. Oh ja, diese Frau war reif. Reif für ihn. Ihm im wahrsten Sinne des Wortes in den Schoß zu fallen.
Er ließ ihre Hand los. Sie bebte vor Verlangen nach seiner nächsten Berührung, nach seiner richtigen Berührung.
Die Erkenntnis, dass er in diesem Moment auf bereits erledigte, effektivste Vorarbeit zurückgreifen konnte, welche ihm ermöglichen würde, dieses prächtige Weib
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