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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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sah auch nicht mehr so grimmig drein. Die grenzenlose Erschöpfung steckte zwar noch in Franziskas Knochen, dennoch, sie fühlte sich aufgehoben von den besten Freunden der Welt. Jawohl, auch Tom war ein Freund. Und nur das.
    Da klingelte es.
    Die drei im Wohnzimmer erstarrten, sahen sich stumm und ratlos an. Jemand war draußen. Weit nach Mitternacht! Einen Moment lang hoffte Franziska auf einen Klingelstreich irgendwelcher ausgelassener Betrunkener.
    Da klingelte es erneut. Franziska schluckte. „Soll ich ...?“
    „Ich gehe“, bestimmte Tom, drehte sich um und ging auf die Wohnungstür zu.
    Franziska und Andrea liefen ihm nach, zumindest bis zur Stelle, an der soeben noch Tom gestanden hatte. Sie sahen zu, wie der sich nach vorn beugte und durch die geschlossene Tür rief: „Wer ist da?“
    Undeutliches Gebrabbel drang herein, gefolgt von deutlichem Klopfen. Und dann eine klare Stimme: „Franziska?“
    „Gerd?“ Franziska machte einen Schritt nach hinten, weg von der Tür. Er war das. Gerd, äh, Gabriel, nein noch anders, Franziska musste nachdenken, irgendwas Ausländisches. Ah ja, Gilbert.
    „Ja, Gerd“, bestätigte da die Stimme von draußen laut und sehr unmissverständlich. „Tut mir leid, dass ich so spät bin, aber ich habe deine Adresse soeben erst ...“
    Woher hatte er die? Um Gottes Willen, woher hatte er ihre Adresse bekommen? Von der Polizei etwa?
    Franziska machte auf der Stelle kehrt, rannte ins Wohnzimmer, warf sich auf die Couch und drückte sich ein Kissen vors Gesicht. Nichts hören, nichts sehen und, vor allem, nichts denken! Und so bekam sie nur aus der Ferne mit, dass Tom brüllte: „Packen Sie sich weg, aber sofort.“ Dann wandte er sich offenbar an Andrea. „Ruf die Polizei!“
    „Nein.“ Franziska hatte das Kissen weggezogen und sich aufgerichtet. „Von dort kommt er doch. Die haben ihn offensichtlich gehen lassen.“
    Ratlos stand Andrea zwischen ihr und Tom. „Was willst du stattdessen tun?“
    „Ich ... werde mit ihm reden.“
    „Das halte ich für gar keine gute Idee.“ Andrea schüttelte den Kopf.
    „Vielleicht ist es besser so.“ Einen Schritt zur Seite tretend, sah Tom Franziska eindringlich an. „Die Tür bleibt aber zu.“
    Die nickte nur und beugte sich nach vorn. „Was willst du?“
    „Mir dir reden, alles erklären“, kam prompt die Antwort. Gerd sprach schnell, war offenbar aufgeregt. „Das im Theater und in der Polizei, das war nicht ich, sondern mein Zwillingsbruder Gilbert. Ich heiße Gerhard, Gerhard Buxeder.“
    „Einen bösen Zwillingsbruder aus der Tasche ziehen ... Der macht es sich ja wirklich einfach.“ Tom war neben Franziska, drängte sie ab. „Ich red jetzt mit dem Kerl.“
    Dann wandte er sich zur Tür und brüllte los: „NACH ALL DEM WAGEN SIE SICH NOCH HIERHER?“
    „Ich sagte es doch bereits, das war nicht ich, sondern mein ...“
    „Klar, Ihr Zwillingsbruder“, höhnte Tom. „Meiner klaut mir grad einen dicken BMW, irgendwo da draußen.“
    „Das ist kein Witz, ich kann es beweisen.“ Gerds Stimme hatte einen flehenden Klang angenommen. „Franziska, ich bin der Vater deines Kindes. Gib mir eine Chance und mach auf.“
    „Kommt überhaupt nicht infrage, Sie scheren sich augenblicklich davon“, blaffte Tom zurück. „Es sei denn, Sie legen Wert darauf, dass ich meine Faust in ihre hübsche Visage knalle!“
    „So geht das nicht! Ihr brüllt noch das ganze Haus zusammen. Ich red jetzt mit ihm.“ Franziska drückte Tom von der Tür weg. „Von Angesicht zu Angesicht.“ Sie fasste nach der Klinke, öffnete ... und schnappte nach Luft.
     
    *
     
    Als dann tatsächlich die Tür aufgerissen wurde, zuckte er erschrocken zusammen.
    Franziska.
    Die tatsächlich mit ihm reden wollte. Ein Glück. Oder zumindest der erste Schritt dorthin.
    Auch wenn sie unsicher wirkte. Angstvoll. Die Hauptarbeit lag noch vor ihm.
    „Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Aber ich weiß wirklich nicht, was ich noch glauben soll.“
    In Gerhard zog sich alles zusammen. „Mir tut es leid, Franziska, bitte lass uns das alles klären, ich kann nämlich alles erklären, ich ...“ Für das Ich liebe dich , das sich da auf seine Zunge gemogelt hatte, war es natürlich viel zu früh.
    Quatsch nicht, es ist zu spät, das wird sie dir sowieso niemals mehr glauben nach allem, was passiert ist!
    Und doch ... Diese Frau jetzt hier vor sich stehen zu sehen ... Dass er sie gefunden hatte, dass sie real existierte, dass sie ihm ihre Tür geöffnet hatte

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