Der Mann mit der Ledertasche.
war mit 5:1 gewettet und hatte seit zwei Jahren kein ordentliches Rennen mehr gewonnen. Ich entschied mich nur deshalb dafür, weil es mit 5:1 gewettet wurde, wo es eigentlich 20:1 hätte sein sollen. Das Pferd hatte mit sechs Längen gewonnen, ohne sich voll auszugeben. Die hatten das Tierchen in Topform gebracht, vom Arschloch bis zu den Nüstern.
Ich blickte auf, und da war eine Hand mit einem Drink, von hinten über meine Schulter gereicht.
»Danke, Baby.«
»Bitte sehr, Meister«, lachte sie.
13
Im Bett brachte ich ihn zwar hoch, konnte aber damit nichts anfangen. Ich knüppelte und ich knüppelte und ich knüppelte. Vi war sehr geduldig. Ich mühte und plagte mich, aber ich hatte zuviel getrunken.
»Tut mir leid, Baby«, sagte ich. Dann wälzte ich mich her- unter. Und schlief ein.
Dann weckte mich etwas auf. Es war Vi. Sie hatte mich nochmals zum Leben erweckt und saß rittlings auf mir.
»Go, Baby, go!« feuerte ich sie an.
Von Zeit zu Zeit drückte ich den Rücken durch. Sie blickte mit gierigen Augen auf mich herunter. Ich wurde von einer hellhäutigen Negerin und guten Fee vergewaltigt! Einen Augenblick lang erregte mich das.
Dann gab ich's auf: »Scheiße. Steig ab, Baby. Ich hab einen langen schweren Tag hinter mir. Es kommen auch wieder bessere Zeiten.«
Sie stieg herunter. Das Ding schrumpfte in Rekordzeit.
14
Am nächsten Morgen hörte ich sie umhergehen. Sie ging hin und her und hin und her.
Es war vielleicht halb elf. Ich fühlte mich hundeelend. Ich wollte ihr nicht gegenübertreten. Nur noch fünfzehn Minuten. Dann würde ich mich verdrücken.
Sie schüttelte mich. »Hörst du mich! Ich möchte,
daß du hier verschwindest, bevor meine Freundin
kommt!«
»Na und? Dann vögle ich die eben auch noch.«
»Sicher«, lachte sie, »sicher.«
Ich stand auf. Hustete, würgte. Stieg langsam in meine
Kleider.
»Deinetwegen komme ich mir wie ein Versager vor«,
sagte ich ihr. »Ich kann doch nicht so schlecht sein. Etwas
Gutes muß doch an mir sein.«
Schließlich war ich angezogen. Ich ging ins Bad und schüt- tete mir etwas Wasser ins Gesicht, kämmte mich. Wenn ich
nur dieses Gesicht kämmen könnte, dachte ich, aber das
geht nicht.
Ich kam heraus.
»Vi.«
»Ja?«
»Laß dir keine grauen Haare wachsen. Es lag nicht an dir.
Es war der Alkohol. Es ist mir schon öfter passiert.«
»Na schön, aber du solltest dann eben nicht so viel trin-
ken. Keine Frau läßt sich gern von einer Flasche versetzen.« »Du brauchst ja nicht immer auf Sieg zu setzen.«
»Ach, hör doch auf damit.«
»Hör mal, brauchst du Geld, Kleines?«
Ich griff in meine Brieftasche und holte einen Zwanziger
heraus. Ich gab ihr den Schein.
»Herrjeh, du bist wirklich süß!«
Ihre Hand berührte mich an der Wange, und sie küßte
mich sanft auf den Mundwinkel.
»Und fahr jetzt vorsichtig.«
»Aber sicher, Kleines.«
Ich fuhr vorsichtig, die ganze Strecke zur Rennbahn.
15
Sie brachten mich zum Büro des Personalrats in eines der hinteren Zimmer im ersten Geschoß.
»Lassen Sie sich mal ansehen, Chinaski.«
Er sah mich an.
»Au, au, Sie sehen übel aus. Am besten nehme ich gleich eine Pille.«
Und tatsächlich, er machte ein Fläschchen auf und nahm eine.
»Also gut, Mr. Chinaski, wir hätten gerne gewußt, wo Sie die letzten beiden Tage gewesen sind.«
»Ich hab getrauert.«
»Getrauert? Worüber getrauert?«
»Beerdigung. Alte Freundin. Einen Tag, bis die Leiche unter der Erde war. Einen Tag zum Trauern.«
»Aber Sie haben hier nicht angerufen, Mr. Chinaski.«
»Stimmt.«
»Und ich will Ihnen mal was sagen, Chinaski, und das bleibt unter uns.«
»Bitte.«
»Wenn Sie nicht anrufen, dann wissen Sie, was Sie damit sagen?«
»Nein.«
»Mr. Chinaski, damit sagen Sie: >Ich scheiße auf die Post!<«
»Tatsächlich?«
»Und, Mr. Chinaski, Sie wissen auch, was das heißt?«
»Nein, was heißt das denn?«
Er beugte sich über seinen Schreibtisch vor und kam ganz nahe: »Das heißt, Mr. Chinaski, daß die Post auf Sie schei- ßen wird!«
Dann lehnte er sich zurück und schaute mich an.
»Mr. Feathers«, sagte ich zu ihm, »Sie können mich mal.«
»Werden Sie jetzt nur nicht frech, Henry. Ich kann Ihnen das Leben hier zur Hölle machen.«
»Bitte nennen Sie mich bei meinem vollen Namen. Ein klein bißchen Respekt ist ja wohl nicht zuviel verlangt.«
»Sie wollen, daß ich Sie respektiere, aber...«
»So ist es. Wir wissen, wo Sie Ihren Wagen parken, Mr. Feathers.«
»Was? Soll das eine Drohung sein?«
»Die Schwarzen lieben mich hier,
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