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Der Mann mit der Ledertasche.

Der Mann mit der Ledertasche.

Titel: Der Mann mit der Ledertasche. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Wasser«, sagte ich zu dem Barkeeper. »Ich glaub, ich hör mir's diesmal nur über den Lautsprecher an.« »Auf wen haben Sie denn gesetzt?«
»Blue Stocking«, sagte ich. »50 auf Sieg.«
»Der ist doch viel zu schwer.«
»Soll das ein Witz sein? Ein gutes Pferd kann in einem Sechstausend-Dollar-Claimer gut und gern 110 Pfund ver- kraften. Das heißt, bei den Bedingungen, daß das Pferd mehr geleistet hat als alle anderen in diesem Rennen.« Das war natürlich nicht der Grund, weshalb ich auf >Blue Stocking< gesetzt hatte. Ich verbreitete immer falsche In- formationen. Ich legte keinen Wert auf Nachahmer. Damals hatten sie noch keine geschlossene Fernsehüber- tragung auf dem Rennbahngelände. Man hörte einfach auf den Ansager. Ich hatte bis dahin $ 380 Gewinn. Ein Ver- lust im letzten Rennen würde mir immer noch einen Profit von $ 330 lassen. Ein guter Verdienst für einen Tag.
Wir horchten. Der Ansager erwähnte jedes Pferd im Ren- nen, nur nicht >Blue Stocking<.
Mein Pferd muß gestürzt sein, dachte ich.
Sie waren auf der Zielgeraden, näherten sich dem Ziel. Diese Rennbahn war wegen ihrer kurzen Geraden be- rüchtigt.
Dann, im letzten Moment, bevor das Rennen zu Ende war, schrie der Ansager: »UND DA KOMMT STOCKING, GANZ AUSSEN! BLUE STOCKING KOMMT NÄHER! UND ES GEWINNT... BLUE STOCKING!«
»Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte ich zum Barkeeper, »ich bin gleich wieder da. Richten Sie mir in- zwischen einen Scotch mit Wasser, einen doppelten.«
»Jawohl der Herr, selbstverständlich!« sagte er.
Ich ging hinaus zum Führring, wo sie einen kleinen Tota- lisator aufgestellt haben. >Blue Stocking< hatte eine Quote von 9/2. Na ja, er brachte zwar nicht gerade 80 oder 100 für 10, aber schließlich kam es auf den Sieger und nicht auf die Totoquote an. Gegen den Gewinn von $ 250 und ein paar Zerquetschten hatte ich nichts einzuwenden. Ich ging zurück zur Bar.
»Wen haben Sie denn für morgen im Auge?« fragte der Barkeeper.
»Bis morgen vergeht noch viel Zeit«, sagte ich ihm.
Ich trank aus, gab ihm einen Dollar Trinkgeld und ging.
    Die Abende verliefen alle etwa gleich. Ich fuhr die Küste entlang und suchte mir ein Lokal zum Abendessen. Ich wollte ein teures Restaurant, das nicht zu voll war. Ich hatte allmählich einen sechsten Sinn dafür. Ich brauchte sie nur von außen anzusehen und wußte Bescheid. Man bekam nicht immer einen Tisch mit direktem Blick zum Ozean, es sei denn, man war bereit zu warten. Doch man konnte immer den Ozean da draußen sehen, und den Mond, man konnte sich immer in eine romantische Stimmung versetzen lassen. Sich des Lebens freuen. Manchmal ging ich zuerst an die Bar und ließ mich benachrichtigen, wenn ein guter Tisch frei wurde. Ich bestellte immer eine kleine Salatplatte und ein großes Steak. Die Bedienungen mit ihrem köstlichen Lächeln kamen ganz dicht heran. Ich hatte es weit gebracht seit den Tagen, als ich in Schlächtereien arbeitete, als ich mit einer Gleisbaukolonne den Kontinent durchquerte, in einer Hundekuchenfabrik arbeitete, auf Parkbänken schlief, in einem Dutzend Städten im ganzen Land Gelegenheits- arbeiten verrichtete.
    Nach dem Essen suchte ich mir ein Motel. Auch dazu ließ ich mir Zeit. Zuerst genehmigte ich mir irgendwo Whisky und Bier. Ich vermied Motels mit Fernsehen auf den Zimmern. Mir ging es um saubere Betten, eine heiße Dusche, Komfort. Es war ein fabelhaftes Leben. Und ich konnte nicht genug davon bekommen.
    Eines Tages saß ich zwischen zwei Rennen an der Bar und sah diese Frau. Gott oder irgendwer erschafft dauernd Frauen und wirft sie hinaus auf die Straßen, und die eine hat einen zu dicken Arsch, die andere hat nicht genug Busen, und die hier ist irre, und jene dort ist verrückt, und die ist zu religiös, und die liest im Kaffeesatz, und die hat ihre Fürze nicht unter Kontrolle, und die hat eine lange Nase, und die hat zu dünne Beine...
    Doch hin und wieder trifft man eine Frau, in voller Blüte, eine Frau, die aus allen Nähten platzt... eine Sexbombe, einen Fluch, das Ende aller Dinge. Ich blickte auf, und da saß sie, am anderen Ende der Bar. Sie war ziemlich betrun- ken, und der Barkeeper wollte ihr nichts mehr geben, und sie fing an zu schimpfen, und sie riefen einen der Haus- polizisten herbei, und der Polyp packte sie am Arm und führte sie hinaus, und sie redeten miteinander.
    Ich trank aus und folgte ihnen.
»Herr Wachtmeister! Herr Wachtmeister!«
Er blieb stehen und schaute mich an.
»Hat sich meine Frau etwas

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