Der Mann ohne Kopf
glücklich schätzen! Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Ihre Single ›Devil-Dancer‹ die Spitze der Charts erreichen. Aber was veranlasst Sie dazu, uns um unsere Hilfe zu bitten? Norman Hammley mag zwar bei der Produktion zu durchaus ungewöhnlichen Mitteln gegriffen haben, dennoch hat er nicht gegen das Gesetz verstoßen.«
Mrs Carreras strahlendes Antlitz verfinsterte sich. Mit einem Mal durchzogen tiefe Sorgenfalten ihr attraktives Gesicht. Innerhalb weniger Sekunden schien sie um Jahre gealtert zu sein. »Ich habe mich Hammley gegenüber mit meiner Unterschrift verpflichtet, absolutes Stillschweigen zu bewahren. Aber wenn die Verbreitung der Single ›Devil-Dancer‹ nicht sofort eingestellt wird, werden garantiert noch weitere Unglücksfälle eintreten! Dafür lege ich meine Hand ins Feuer!«
Analytischer Verstand
»Glauben Sie wirklich, dass Norman Hammleys Komposition für das Ableben von Amy Scream verantwortlich ist?«, vergewisserte sich der Erste Detektiv mit einem sachlichen Unterton. »Ich meine, liegen Ihnen dafür konkrete Hinweise vor?«
Mrs Carreras Augenlider begannen aufgeregt zu flattern. »Stichhaltige Beweise kann ich euch nicht liefern, aber die Tatsachen sprechen doch für sich! Deshalb bitte ich euch dringlichst: Übernehmt den Fall, Jungs! Findet heraus, ob es technisch machbar ist, Menschen durch Musik so weit zu beeinflussen, dass sie jegliche Kontrolle über sich verlieren und somit einem gefährlichen Spinner zum Opfer fallen können!« Erregt schnappte sie nach Luft. »Wie mir zu Ohren gekommen ist, brach auch eine Schülerin ohnmächtig zusammen, während Hammley vergangenes Wochenende im ›Planet-Evil‹ meinen Song spielte! Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!«
»Darüber haben wir uns allerdings auch gewundert«, musste Bob eingestehen. »Wir wissen, dass Mrs Scream kurz vor ihrem Tod unter starkem Drogeneinfluss stand, aber bei Mandy, so heißt das zweite Unglücksopfer, war dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht der Fall. Sie ist nämlich unsere Mitschülerin, ein sportliches Ass mit sehr guter Kondition, und allen Dingen, die ihrer Gesundheit auch nur im Entferntesten schaden könnten, konsequent abgeneigt. Und trotzdem versagte auf der Tanzfläche ihr Kreislauf.«
Justus faltete die Hände ineinander und zwang sich zu äußerster Konzentration. »Nach allem, was hier in der Zwischenzeit erörtert wurde, bin ich ja gern bereit zu glauben, dass die Euphorie, die der Song ›Devil-Dancer‹ bei seinen Hörern auslöst, Norman Hammleys Aneinanderreihung bestimmter Töne und Ihrer tiefen Gesangsstimme zu verdanken ist, Mrs Carrera. Aber dass man durch das bloße Hören eines Pop-Songs körperlichen Schaden nimmt, lässt sich mit meinem analytischen Verstand wirklich nicht vereinbaren.«
»Ach nein?« Monique Carrera ließ sich nicht beirren. »Hammley versicherte mir, dass seine Komposition ein ernsthafter Versuch sei, zum Kampf gegen die herrschende Musikindustrie anzutreten. Mit seiner Formel von Suggestion würde es ihm gelingen, die Hörer seiner Produktionen willenlos in die Plattenläden zu treiben, um dort seine CDs zu kaufen. Und dafür …«, sie schluckte, »… wäre er bereit, über Leichen zu gehen!«
»Das waren seine Worte?«, vergewisserte sich Bob beklommen.
Mrs Carrera hob die Hand zum Schwur. »Bei allem, was mir heilig ist! Ich weiß, für einen Außenstehenden muss dies alles verrückt klingen, aber findet heraus, ob Hammley tatsächlich die Absicht hat, Menschen als Spielball seiner finanziellen Interessen zu benutzen! Was immer er auch plant und wie er dabei vorgeht: Findet es heraus!« Beinahe flehend sah sie die drei Detektive an. »Übernehmt ihr den Fall?«
Justus schenkte Mrs Carrera ein zuversichtliches Lächeln. »Sie können sich voll und ganz auf uns verlassen, Madam. Doch wenn wir in dieser Angelegenheit erfolgreich vorankommen sollen, fehlen uns noch einige wichtige Informationen, die nur Sie uns geben können.«
»Ich höre.«
»Als Erstes benötigen wir die kompletten Angaben von Hammleys Wohnsitz und die des Studios, in dem Sie den DJ aufgesucht haben. Die dazugehörigen Telefonnummern, inklusive seines Handys, wären übrigens auch nicht schlecht.«
»Mit seiner Privatanschrift kann ich euch nicht dienen, wohl aber mit der seines Studios.« Mit einem Knipsen öffnete Mrs Carrera ihre geräumige Handtasche, entnahm ihr ein kleines Notizbuch und einen Kugelschreiber. Mit energischem Druck notierte sie die
Weitere Kostenlose Bücher