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Der Mann ohne Kopf

Der Mann ohne Kopf

Titel: Der Mann ohne Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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Zügen saugte sie am Strohhalm. »Ich weiß nicht, ob ihr bereits davon gehört habt: Ich habe letzten Monat einen Song aufgenommen, der vor ein paar Tagen auf CD veröffentlicht wurde.«
    Justus nickte. »›Devil-Dancer‹. Ist uns bekannt. Diesen Tonträger haben wir uns bereits besorgt, nachdem wir ihn vergangenes Wochenende in der Diskothek ›Planet-Evil‹ gehört haben.«
    »Ihr wart – was?« Beinahe verschluckte sich Mrs Carrera an ihrem Drink. »Ich wage kaum, an einen Zufall zu glauben, aber genau über dieses Thema wollte ich mit euch sprechen.« Sie senkte die Stimme. »Im Radio wurde die Meldung verbreitet, dass in dieser Diskothek eine Rentnerin im Drogenrausch auf der Tanzfläche tödlich zusammengebrochen ist.«
    »Von der Radiomitteilung haben wir nichts mitbekommen«, klärte Bob die verstört wirkende Mrs Carrera auf. »Aber wie gesagt: Wir wurden unfreiwillig Zeugen dieser Tragödie. Sie spielte sich sozusagen direkt vor unseren Augen ab.«
    Mrs Carreras Lippen begannen unkontrolliert zu zittern. »Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich glaube an diesem schrecklichen Vorfall nicht ganz unschuldig zu sein.«
    »Amy Scream, so hieß die verunglückte Person, stürzte exakt in dem Zeitraum zu Boden, als DJ Hammley Ihren Song spielte, Mrs Carrera. Das ist ohne Zweifel richtig. Aber deswegen gleich an eine Mitschuld zu denken, halte ich doch im höchsten Maße für übertrieben«, versuchte Bob sie zu beruhigen. »Zugegeben, es ist schon sonderbar, dass Hammley ausgerechnet das Stück spielte, für dessen Abmischung er sich auch auf Ihrer CD verantwortlich zeigt. Aber ob Zufall oder nicht, was haben Sie persönlich damit zu tun?«
    Ein Zeichen von Anerkennung huschte über Mrs Carreras stark gepudertes Gesicht. »Meinen Respekt, ihr habt ja schon gründlich recherchiert. Doch eines wisst ihr mit Sicherheit noch nicht: Ich habe einen Vertrag mit dem Teufel unterzeichnet!«
    »Können Sie uns das näher erläutern?«, versuchte Justus scheinbar gelassen Details in Erfahrung zu bringen. Dabei zupften seine Finger, für Mrs Carrera nicht sichtbar, nervös an den langen Fransen der Tischdecke herum.
    »Ich fange am besten von vorne an.« Ihrer Handtasche entnahm Mrs Carrera ein silbrig glitzerndes Etui mit Zigaretten. Bob zog ein Streichholzbriefchen hervor und reichte ihr galant Feuer. Kurz darauf blies Mrs Carrera, zurückgelehnt in den bequemen Ledersessel, blaue Dunstschwaden in die Luft. »Es begann vor etwa drei Monaten, da erhielt ich eines Abends einen interessanten Anruf. Der Anrufer stellte sich mir als Norman Hammley vor, ein DJ, der bisher erfolgreich in Las Vegas gearbeitet habe und nun nach Kalifornien übergesiedelt sei, um sich hier eine zweite Karriere als Musikproduzent aufzubauen. Ich war sichtlich irritiert und fragte ihn nach dem konkreten Grund seines Anrufes. Seine Antwort erstaunte mich ebenso, wie sie mich zugleich auch neugierig machte.« Wieder zog sie an der Zigarette. »Er erzählte mir, dass er ein musikalisches Meisterwerk geschaffen hätte, zu dem ihm nur noch die passende Gesangsstimme fehlen würde. Als ich daraufhin von ihm wissen wollte, wie er dabei ausgerechnet auf mich käme, und ich ihm im gleichen Atemzug zu verstehen gab, dass ich selbst unter der Dusche nicht in der Lage bin, auch nur einen Ton richtig zu singen, lieferte er mir ohne zu zögern eine plausible Erklärung.«
    »Und wie lautete diese?« Peter hatte inzwischen seinen Cocktail ausgetrunken. Nun verzehrte er die tropischen Früchte, das dekorative Beiwerk seines Drinks.
    »Hammley sah mich im Fernsehen, als ich ein Interview gab.« Mrs Carrera streifte sich eine Locke aus dem Gesicht. »Ihm gefiel meine Erscheinung und er war vor allen Dingen von meiner tiefen Stimme angetan. Diese einzigartige Stimme, so meinte er, würde mich in Verbindung mit seinem Musiktitel und dem dazu bereits verfassten Text innerhalb nur weniger Wochen an die Spitze der Charts befördern!«
    »Klingt wirklich verlockend«, musste Peter eingestehen. »Und dann?«
    »Dann habe ich Hammley in seinem Studio besucht, um mir den Titel zumindest mal anzuhören. Ehrlich gesagt, war ich von dem Stück sofort angetan. Ich bekam eine Gänsehaut und verspürte plötzlich den impulsiven Drang zu tanzen!«
    Nachdenklich begann Justus an seiner Unterlippe zu kneten. »Ein seltsames Phänomen. Uns, und auch dem Großteil der anderen Besucher des ›Planet-Evil‹ erging es dabei nicht anders; obwohl ich mich selbst als den größten Tanzmuffel

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