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Der Mann ohne Kopf

Der Mann ohne Kopf

Titel: Der Mann ohne Kopf
Autoren: André Minninger
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Oberfläche gekratzt
    Bob musste nach den zwei Schülern, die er zu befragen hatte, nicht lange Ausschau halten. Zufällig saßen Mitch Cooper und Ronald Bridge gemeinsam auf der frisch gemähten Rasenfläche vor der Sporthalle. Die beiden waren eifrig damit beschäftigt, Sammelkarten von Baseballstars auszutauschen.
    »Hi!« Der dritte Detektiv gesellte sich im Schneidersitz zu ihnen und bestaunte die immense Anzahl der sammelbaren Karten, die bunt verstreut vor ihnen lagen.
    »Ist eure Sammlung denn noch immer nicht komplett? Ihr beiden seit doch schon seit Wochen am hin- und hertauschen.«
    Ronald blickte kurz auf und deutete auf einen Stapel Karten, der beinahe die Höhe einer aufgerichteten Zigarettenschachtel betrug. »Die hier sind alle doppelt! Was meinst du, wie viel Dollar wir schon in den Laden geschleppt haben, aber keine der uns fehlenden Karten war bisher in einer der Packungen.«
    »Die pure Verarschung!«, schimpfte Mitch genervt. »Wir sind uns sicher, dass dahinter eine miese Strategie steckt. Wahrscheinlich werden einzelne Karten absichtlich zurückgehalten und erst in einem halben Jahr unters Volk gebracht.«
    Ronald bemerkte Bobs kritischen Gesichtsausdruck. »Sag jetzt nichts. Wir wissen selbst, dass man solch einen Betrug eigentlich boykottieren müsste, aber wir sind halt dem Sammelwahn verfallen. Die Herausgeber dieser Kartenedition haben uns an der Angel.«
    »Wo du gerade von Wahn sprichst«, lenkte Bob das Gespräch geschickt auf das zu erörternde Thema. »Ihr habt doch vergangenes Wochenende die Show von Norman Hammley im ›Planet-Evil‹ besucht, richtig?«
    Mitch nickte nur beiläufig. Er war mit dem Sortieren der Karten beschäftigt.
    Ronald aber horchte auf. »Fand ich ganz cool, was der DJ da abgezogen hat. Der Typ hat es echt drauf, eine tolle Partystimmung zu verbreiten. Warst du denn auch da? Ich habe dich gar nicht gesehen.«
    »Peter, Just und ich sind am Samstag da gewesen.« Gelassen legte sich Bob auf den Rücken, schloss seine Augen und ließ sein Gesicht von der Sonne bescheinen. »Die Gäste sind ja förmlich ausgeflippt bei der Musik, und uns erging es nicht anders. Das war ja nicht mein erster Diskobesuch, aber so was habe ich bisher noch nie erlebt! Wäre sicherlich eine witzige Nacht geworden. Aber nach dem tragischen Unfall um Mitternacht waren wir nicht mehr in Partylaune.«
    »Sprichst du von der Toten?« Ronald schüttelte sich beklommen. »Zum Glück war ich nicht dabei. Leichen sind nicht so mein Ding. Auch als Mandy beim Tanzen plötzlich zusammensackte, habe ich im ersten Moment mit dem Schlimmsten gerechnet. Hast du von ihrem Ohnmachtsanfall gehört?«
    »Na klar!«
    »Man mag sich so was ja ungern vorstellen, aber der Tod lauert nahezu an jeder Ecke.« Ronald atmete tief durch. »Wir waren alle verdammt froh, als Mandy wieder die Augen aufschlug und auf die Beine kam. Trotzdem war die Sache irgendwie merkwürdig …«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun ja, wie soll ich sagen …«, suchte Ronald nach den passenden Worten. »Soweit ich Mandy kenne, steht sie allem Neuen stets kritisch und zurückhaltend gegenüber. Für meinen Geschmack ist sie irgendwie zu ernst. Ich würde sie sogar als ›Spaßbremse‹ bezeichnen. Doch im ›Planet-Evil‹ war ihr von all diesen Eigenschaften plötzlich nicht mehr das Geringste anzumerken. Dieser kopflose DJ, den sie beim Tanzen regelrecht anhimmelte, schien ihr sämtliche Sinne geraubt zu haben. Ich hatte beinahe den Eindruck, als hätte sie sich komplett verändert.«
    Ronalds Schilderungen stimmten Bob nachdenklich. »Wie ist es euch denn in dieser Diskothek ergangen, während Norman Hammley seine Show abzog?«, richtete er die Frage gezielt an beide Jungen. Er hoffte, auch von Mitch noch einige brauchbare Details in Erfahrung bringen zu können. Aber Ronalds Klassenkamerad war nach wie vor in die Welt der Baseballkarten vertieft und zählte gerade, ohne sich davon ablenken zu lassen, höchst konzentriert die Anzahl seiner doppelten Karten durch.
    »Wenn du mich fragst, war es unheimlich«, gab Ronald offen zu. »Denn ehrlich gesagt ging es mir auf der Tanzfläche ähnlich wie Mandy. Ich dachte manchmal, nicht mehr ich selbst zu sein. Dabei war ich völlig klar im Kopf und fühlte mich dennoch wie in einem unerklärlichen Rausch. Ich weiß, es klingt dämlich, aber vielleicht besitzt dieser DJ ja tatsächlich übersinnliche Kräfte …«
    Genervt schob Mitch einen Stapel Karten zusammen. »Seid ihr gleich fertig mit eurem
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