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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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bekommen.
    Irgendwo im Raum war eine hitzige, zischende Auseinandersetzung in Gang. Einmal schnappte er das Wort „zwanzig-vierzehn“ auf.
    „Euer Ehren!“ rief jemand durch die Nase.
    Er hörte, wie der Posten beim Zurückziehen des Bolzens zögerte. Sein Streich würde in Sekunden herauskommen. „Beeil dich!“ flüsterte er ungeduldig.
    „Sie haben das Wort!“ rief der Richter dem näselnden Dieb zu.
    Der Posten stand bewegungslos lauschend da.
    „Wenn Alar durch Ihr Zögern entkommen kann“, zischte ihm Alar zu, „tragen Sie die Verantwortung.“
    Der Mann rührte sich jedoch nicht.
    Wieder diese näselnde Stimme von der anderen Seite des Raumes … „Euer Ehren, einige von uns sind der Meinung, daß Nummer zwanzig-vierzehn in Wirklichkeit am fernen Ende des Ausgangs postiert ist. Wenn das stimmt, muß Alar auf Ihren Befehl zum Verlassen des Raumes geantwortet haben!“
    Es war aufgeflogen.
    „Mein Befehl?“ kam die erstaunte Antwort. „Ich habe keinen Befehl erteilt. Ich dachte, es sei der Korporal der Wache gewesen! Türwache! Lassen Sie niemanden aus dem Raum!“
    Vor ihm fielen Riegeln mit grimmiger Endgültigkeit ins Schloß. Mit einem letzten Verzweiflungsakt geistiger Anstrengung reaktivierte Alar in einem Strahl blendenden blauen Lichts die gedämpfte Leuchtstofflampe.
    Die Hölle brach los.
    Sekundenbruchteile später hatte er die geblendete Wache niedergeschlagen, die Riegel zurückgezogen und war draußen. Drinnen tasteten noch immer ein paar Dutzend Leute herum. Die Überreizung ihrer Retina würde jedoch bald nachlassen, und er mußte sich beeilen. Er blickte den Gang hinauf. Nummer zwanzig-vierzehn und seine Leute blockierten diesen Weg. Er ballte die Fäuste, dann wandte er sich um, um sich den toten Gang hinter sich zu betrachten – und seine Hand flog vergebens zur leeren Säbelscheide.
    Hinter ihm stand jemand in dem blinden Gang.
    „In dieser Richtung können Sie entkommen.“
    „Keiris!“ rief er leise aus.
    „Sie müssen sich aber beeilen.“
    Er war sofort an ihrer Seite. „Aber wie …?“
    „Keine Fragen jetzt.“ Sie schob eine enge Wandtäfelung zur Seite, und gerade als die Tür zum Gerichtssaal barst, waren sie drinnen. Hinter der Geheimtür hörten sie die gedämpften, aber zornigen Stimmen.
    „Unterschatze sie nicht“, flüsterte die Frau und zog ihn an der Hand den dunklen Gang hinauf. „Sie werden die Wache oben im Gang befragen und dann diese Seite hier durchsuchen. In sechzig Sekunden haben sie den versteckten Eingang gefunden.“
    Bald befanden sie sich in einer trübe erleuchteten Allee auf der ersten Straßenebene.
    „Was jetzt?“ keuchte er.
    „Dort drüben steht mein Coupe.“
    Sie hielt inne und schaute ernst zu ihm hinüber. „Für kurze Zeit sind Sie frei, mein Freund, doch muß Ihnen Ihr Verstand sagen, daß Sie in ein paar Stunden wieder gefaßt werden. Die kaiserliche Polizei durchkämmt die Stadt nach Ihnen, Häuserblock um Häuserblock, Haus um Haus, Zimmer um Zimmer.
    Alle Straßen, die vom Schloß wegführen, sind abgesperrt. Alle Flugzeuge, die nicht der Polizei gehören, haben Startverbot. Und auch die Diebe halten nach Ihnen Ausschau. Ihre Methoden sind zwar weniger grob, aber noch wirksamer. Wenn Sie ohne Plan oder ohne Hilfe zu flüchten versuchen, werden die Diebe Sie mit Gewißheit wieder erwischen.“
    „Ich verlasse mich auf Sie“, sagte er schließlich und ergriff ihren Arm. Schweigend stiegen sie in das Coupe.
    Die düstere Allee flog an ihnen vorbei, als die atomgetriebenen Rotoren an Geschwindigkeit gewannen.
    „Im Erste-Hilfe-Kasten finden Sie Antibiotika und blutstillende Mittel“, bemerkte die Frau kühl. „Sie müssen sich die Wunde selbst verbinden. Bitte beeilen Sie sich damit.“
    Er riß sich mit vom Blut schlüpfrigen Fingern Jacke, Hemd und Unterkleidung herunter. Das pulverförmige Antibiotikum brannte, und das blutstillende Mittel trieb ihm die Tränen in die Augen. Über die Wunde klebte er ein Heftpflaster.
    „In dem Bündel neben sich finden Sie weitere Kleider.“
    Er fühlte sich zu schwach, als daß er Fragen des Anstands aufgeworfen hätte.
    Er öffnete das Bündel.
    „Sie sind im Begriff, die Identität eines gewissen Dr. Philip Arnes, eines Astrophysikers, anzunehmen“, teilte ihm Keiris mit.
    Alar knöpfte schweigend sein neues Hemd zu und lockerte den Gürtel, um andere Hosen anzuziehen.
    „In Wirklichkeit“, fuhr die Frau nervös fort, „gibt es diesen Arnes nur in gewissen

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