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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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ihm.
    Alar war für die paar Sekunden Verzögerung dankbar. Schon seit er erfahren hatte, daß die Phobos auf dem Weg zur Sonne angelegt hatte, hatte er Berechnungen angestellt. Selbst jetzt schweiften seine Gedanken zur Sonne hin, trotz des Traumas, das in ihm ausgelöst worden war, seitdem er wußte, was Shey Keiris angetan hatte.
    Auf der Sonne würde es Stationskommandanten geben, die unter Muir gedient hatten. Wenn er nur einen träfe, der Muirs Aufenthalt kannte – nur einen, der fähig war zu erklären, warum man ihn, Alar, mit dem Logbuch der T-zweiundzwanzig in Muirs Handschrift gefunden hatte …
    Andererseits erwartete ihn auf der Erde, unter dem Schutz der Gesellschaft, eine Quasi-Sicherheit. Dort konnte er sich der Lösung seines persönlichen Geheimnisses in relativem Frieden und relativer Ruhe widmen. Und dort konnte er mit Keiris Zusammensein, die ihn jetzt wirklich brauchte.
    „Gaines hätte schon vor einiger Zeit zurück sein müssen“, sagte er nach kurzer Zeit zu Haven. „Vielleicht ist etwas mit seinem Plan schiefgegangen. Ich sehe besser nach.“
    Haven schüttelte den Kopf. „Nein, mein Junge, ich gehe.“
    Haven hielt ihn anscheinend noch immer für unentbehrlich. Andererseits wußte er von früheren Erfahrungen in Gefahrensituationen, daß die Wahrscheinlichkeit, daß er lebendig zurückkäme, bei ihm größer sein würde als bei Haven.
    „Du bleibst besser bei der Frau“, drängte ihn der Biologe ungestüm.
    Wider sein besseres Urteil ließ Alar den Älteren durch die Tür und schaute ihm nach, wie er langsam den Gang hinaufging. Bei der ersten Kreuzung wandte sich Haven nach links, auf die Passagierabfertigung zu. Sein Kopf zuckte einmal, er lehnte sich schwerfällig an die Kreuzung und versuchte, sich umzudrehen. Dann fiel er zu Boden.
    Keiris bemerkte, wie sich Alars Körper verkrampfte. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ flüsterte sie nervös.
    Der Dieb wandte ihr sein aschfahles Gesicht zu. „Er ist gerade mit einem Giftpfeil umgebracht worden.“ Kummererfüllte Augen blickten in die ihren und über sie hinaus. Er mußte mehrere Male atmen, ehe er wieder sprechen konnte. „Du bleibst da. Ich gehe hinaus.“
    Sie folgte jedoch knapp hinter ihm, als er durch die Tür schritt, und er wußte, er würde vergeblich darauf bestehen, daß sie zurückbliebe. Zusammen gingen sie den Gang hinauf.
    Der Dieb konnte die Augen nicht von dem hingestreckten Körper des Mannes abwenden, der in den Tod geschritten war – für ihn. Er war zum Denken unfähig, aber er mußte einen Gedanken fassen, und das rasch.
    Er hielt ein paar Fuß vor der Kreuzung inne und schaute dem toten Freund ins Gesicht. Es war ein zerfurchtes, edles Gesicht, jetzt in seinem endgültigen Frieden beinahe schön zu nennen.
    Während er ihn anblickte, verdampfte die neblige Lähmung, die seinen Geist ergriffen hatte, und ein Plan kam ihm in den Sinn. Er fuhr sich über die Lippen und räusperte sich. Sein Einfall erforderte es, daß sich die Mörder zeigen mußten, aber um sie herauszulocken, mußte er sich an der Kreuzung exponieren, was die Möglichkeit mit sich brachte, daß sie zuerst schössen und später Fragen stellten. Es war ein Risiko, das er eingehen mußte.
    „Ich bin unbewaffnet“, rief er. „Ich möchte mich ergeben.“
    Das Soldatenherz, das wußte er nur zu gut, sehnt sich nach Anerkennung. Die Gefangennahme eines Mannes, der selbst dem großen Thurmond entkommen war, mochte die Versetzung zur Erde und rasche Beförderung mit sich bringen. Er hoffte, ein Offizier mit Phantasie befehligte die Abteilung.
    Er trat auf die Kreuzung hinaus.
    Nichts geschah.
    Hinter der Ecke sah er Games’ Körper leblos ausgestreckt. Ein böse aussehender Metallpfeil steckte in seinem Hals. Man hatte anscheinend seine bestochene Wache entdeckt.
    „Heb die Hände, Alar – aber langsam“, sagte eine nervöse Stimme hinter ihm. „Auch du, Schwesterchen.“
    „Ich folge Ihnen, aber die Dame hat keine Arme und kann die Hände nicht heben“, sagte Alar und verbarg die steigende Erregung in seiner Stimme. Mit hocherhobenen Armen drehte er sich um und erblickte einen jungen Offizier der kaiserlichen Polizei, der eine stumpfschnäuzige Waffe auf sie richtete, die anscheinend mit Druckluft oder mit einer mechanisch aufgezogenen Feder angetrieben wurde, um eine Mündungsgeschwindigkeit von etwa hundert Metern pro Sekunde zu erzielen – gerade langsam genug, um einen Harnisch der Diebe zu durchdringen.
    „Sie haben recht“,

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