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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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nur schwach durch das Grau schimmerte, das sich an den Berührungszonen zwischen Klimasphären und Boden bildet.
    Timothy bat Brookers Sekretär, er möge den Helikopter eine Runde um das Schloß drehen lassen. »Wer weiß, ob ich noch jemals Gelegenheit habe, so etwas zu sehen.«
    Patton programmierte den Autopiloten, und der Helikopter schwenkte in eine Kreisbahn ein. Patton verzog keine Miene. Er hatte die ganze Zeit über kein Wort gesagt außer dem »Guten Tag«, als er Timothy auf dem Landeplatz des Wolkenkratzers in Empfang nahm. Er hatte sich nicht einmal Timothys Identicat geben lassen. Wozu auch, Timothy Truckle mit seiner unverkennbaren zwergenhaften Figur konnte man nicht nachahmen.
    Der Helikopter vollendete seinen dritten Kreis um das Schloß und setzte zur Landung an. Direkt vor dem Haus war ein Stück Rasen frei gelassen, das dafür groß genug sein mußte. Timothy meinte, jeden Moment müsse ein Butler in historischem Kostüm vor das Portal treten, aber kein Mensch ließ sich blicken. Das Gelände lag wie ausgestorben, nur aus einem der Schornsteine stieg ein schmaler Rauchfaden. Der Helikopter beschleunigte noch einmal und flog geradenwegs auf das oberste Stockwerk zu. Timothy klammerte sich unwillkürlich an seinen Sitz, da merkte er, wie Patton ihn belustigt von der Seite ansah, und er entspannte sich wieder. Der sollte ihn nicht ängstlich sehen. Die Wand schob sich samt Fenstern und Stuckverzierung zur Seite, verschwand hinter den mächtigen Mauern des Eckturms und gab den Einflug in einen großen Hangar frei, in dem noch ein Helikopter und zwei Turbos standen. Auch hier ließ sich kein Mensch blicken. Ein Automat rollte auf den Helikopter zu und streckte Krakenarme in die Luken am Bug, die sich öffneten, als Patton die Tür hinter sich schloß.
    Original schottisch, dachte Timothy und mußte lachen. Der Roboter war bestimmt das Modernste, was das 21. Jahrhundert zu bieten hatte. Er hätte sich gern ein wenig umgesehen, aber Patton führte ihn sofort zum Lift, und der war auch nicht aus einem vergangenen Jahrhundert. Ein Spiegel nahm die Rückseite ein, so daß man auf den ersten Blick sehen konnte, ob sich jemand in den toten Winkeln verborgen hatte. Also hatte Brooker selbst hier Angst, dachte Timothy belustigt.
    Der Raum, in den Patton ihn führte, eine Riesenhalle, war wieder ganz im schottischen Stil eingerichtet, sogar ein Feuer brannte im Kamin. Timothy ließ sich in einen der Sessel fallen und studierte den Raum, aber er hatte noch nicht einmal die eine Wand richtig angesehen, als Brooker erschien. Er kam mit weitgeöffneten Armen auf Timothy zu, als wolle er ihn umarmen. Timothy drückte sich fest in seinen Sessel und streckte ihm nur die Hand entgegen.
    »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind, Mr. Truckle«, sagte Brooker, und es klang so, als sage er die Wahrheit. Timothy machte ein Gesicht, als wäre es sein tägliches Frühstück, von einem der mächtigsten Leute der Staaten empfangen zu werden. Hinter Brooker hatte ein Diener den Raum betreten, und der trug tatsächlich eine altertümliche Uniform; sicher war sie genau auf Brookers Jagdkostüm abgestimmt. Timothy tippte auf frühes 18. Jahrhundert.
    Der Diener fuhr einen Wagen heran, und Timothy mußte zugeben, daß er noch nie eine vollkommenere Auswahl erlesener Whiskys gesehen hatte.
    »Sie haben sicher nichts dagegen, wenn wir uns selbst bedienen«, sagte Brooker. »Ich möchte mit Ihnen unter vier Augen sprechen.«
    Timothy kicherte. »Vier Augen ist gut. Fernsehaugen zählen für Sie nicht?« Er winkte mit dem Kopf zur Wand, wo nach seinen Erfahrungen mindestens ein Dutzend Mikrofone und Kameras hinter den alten Waffen, Wappenschildern und Geweihen versteckt sein mußten.
    Brooker lachte. »Wenn ich sage: vier Augen, dann meine ich das auch. Hier bestimme ich. Da hat nicht einmal die Regierung hineinzugucken.«
    Timothy nickte. Natürlich. Und wenn sich trotzdem jemand erdreistete, würde Brooker ihn kurzerhand ablösen lassen. Vielleicht, dachte er, haben die Bigbosse sogar ein Abkommen, ihre Privatsitze gegenseitig zu respektieren. Timothy wählte lange, bis er sich für einen dreißig Jahre alten Black & White entschied.
    »Ich habe ein Problem, Mr. Truckle«, sagte Brooker. »Und einen vorzüglichen Whisky. Hier möchte ich mal Urlaub machen«, sagte Timothy versonnen. »Ein bequemer Sessel draußen auf dem Rasen, dieses reizende Gefährt an meiner Seite, über mir das Rauschen alter Bäume – schade, daß wir keinen

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