Der Mann von Anti
absurden Humors zu veröffentlichen. Diesmal jedoch hatte Napoleon in seiner sturen Nachdenklichkeit eine Frage gestellt, die Timothy aufmerken ließ.
Napoleon hatte die automatischen Aufzeichnungen von Lloyds Klimaanlage kontrolliert und bestätigt, daß die ganze Zeit über ausreichend Luft in das Arbeitszimmer gepumpt worden war, die Abweichung von der Norm hatte nie mehr als 0,15 Prozent des zugelassenen Limits betragen. Napoleon fragte nun: Wieviel ist 0,15 Prozent?
Patton war froh, gleich wieder starten zu können. »Solange Sie Fragen haben, Tiny, muß ich die Hoffnung noch nicht aufgeben.« Er kam schon nach zwei Stunden zurück. Timothy fragte ihn, wie und woher er selbst die internsten Details aus Lloyds und Weaverlys Privatsphäre in so verblüffend kurzer Zeit bekäme. Patton grinste nur. Aber als Timothy sich schon mit den neuen Unterlagen beschäftigte, hörte er Patton summen. Timothy hatte ein ausgezeichnetes Gehör. Patton summte einen eigenen Text nach der Melodie des City-Swamps: »Da fragte Lu-fu den Peng-tao, lalala, lalala.«
Timothy schmunzelte. Lu-fu und Peng-tao waren die Privatsekretäre zweier rivalisierender chinesischer Potentaten im ersten Jahrtausend gewesen, sie hatten insgeheim zusammengearbeitet, einmal der einen, dann wieder der anderen Seite einen Sieg oder einen Vorteil zugebilligt und so ihre Herrscher bei Laune gehalten. »Aber ich bin nicht Mao-tschu«, sagte Timothy laut. Patton sah ihn verblüfft an und wurde rot wie ein kleiner Junge.
»Können Sie etwas entdecken?« fragte er.
Timothy schüttelte den Kopf. »Aber ich habe so ein Kribbeln in der Nasenspitze. Am besten, Sie lassen mich jetzt allein.«
Patton ging nur widerwillig. Am nächsten Tag ließ Timothy ihn gar nicht erst ein. Er meldete sich auch nicht am Communicator. Timothy schmunzelte, als er spätabends den Speicher abrief und die immer verzweifelter klingenden Anfragen vorgespielt bekam. Patton hatte alle Stunde versucht, ihn zu erreichen. Er gab ihm Nachricht, daß er am nächsten Vormittag kommen könne.
»Nun?« fragte Patton aufgeregt. »Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Tiny. Haben Sie es?«
»Vielleicht. Ich muß erst noch einiges wissen, bevor ich Ihre Frage beantworten kann.« Er führte Patton in das »Mausoleum«. »Hier kann uns niemand zuhören.«
Patton sah sich erstaunt um. »Sie haben einen schalltoten Raum? Wie haben Sie die Genehmigung dafür…«
Timothy schmunzelte. »Ich habe zuweilen einflußreiche Klienten. Setzen Sie sich.«
Patton sah Timothy erwartungsvoll an.
»Als erstes möchte ich wissen, warum Brooker Ihnen so bedingungslos vertraut.«
»Das hat nichts mit diesem Fall zu tun. Glauben Sie mir.«
»Ich will wissen, nicht glauben.«
Patton zögerte. »Ich möchte lieber nicht darüber sprechen.«
Timothy legte sich lang und verschränkte die Hände unter dem Nacken. »Keine Ausflüchte.«
»Das ist eine lange Geschichte, Tiny.«
»Gut, geben Sie mir eine Kurzfassung.«
»Als ich vierundzwanzig war«, begann Patton, »erkrankte ich an Drüsenephemie. Es war aussichtslos für mich. Meine Eltern hätten nie das Geld für die Behandlung aufbringen können, und ich war damals noch Student. Da kam ein Mann von der United zu mir. Sie würden mir helfen und die Behandlungskosten übernehmen, wenn ich mich für ihren Sicherheitsdienst verpflichtete. Eine Ablehnung wäre Selbstmord gewesen. Ich wurde in die Klinik der United gebracht, und nach ein paar Monaten war ich geheilt.« Patton lachte bitter. »Dachte ich. Mr. Flower empfing mich. Kannten Sie Flower?«
Timothy verneinte.
»Der Sicherheitschef der United. Er war ein Vieh. Flower sagte mir, er freue sich, daß es mir so gut ginge, und so weiter, und dann eröffnete er mir, man habe ein neues Medikament angewandt, das leider eine nicht vorhergesehene Nebenwirkung gezeigt hätte, eine Art Antibluterkrankheit, wissen Sie, das Blut gerinnt sofort, selbst in meinen Adern, wenn ich nicht einen bestimmten Wirkstoff einnehme.«
»Und den hat die United natürlich?«
»Ja, es sei eine Zufallsentdeckung, sagte Flower, ich könne von Glück reden, daß ich nicht bei der Konkurrenz gelandet sei, die hätte mir nicht helfen können. Er könne es. Und er würde es auch tun. Solange ich ihn nicht enttäusche. Es gibt tatsächlich kein anderes Präparat, Tiny.«
Timothy goß ihm einen Whisky ein und reichte ihn hinüber.
»Wir waren zehn, und man hatte uns sorgfältig ausgesucht. Wir hatten alle ausgezeichnete Ergebnisse an der Universität. Keiner
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