Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
Vom Netzwerk:
Werkstatt und machte anschließend eine Hausführung.
    »Ganz nett«, gab der Kreditheini schließlich zu. »Der Herr März hat einiges gemacht, seit er hier wohnt. Trotzdem würde jeder vernünftige Käufer das Haus abreißen und neu bauen.«
    »Aber es ist doch wichtig, daß alte Bausubstanz erhalten bleibt! Wie würde denn Ihr Dorf aussehen, wenn man alle alten Häuser einfach abreißen würde?« ereiferte sich Kate von neuem.
    »Schon gut«, Petz lächelte, »ich versteh’ Sie ja! Die Sache ist ganz einfach. Wenn Sie zwanzig Prozent Eigenkapital auf den Tisch legen, gebe ich Ihnen den Kredit. Auch wenn meine Kollegen mich auslachen werden.«
    Kate riß entsetzt die Augen auf. »Zwanzig Prozent? Wo soll ich die denn hernehmen?«
    »Das müssen Sie schon selbst wissen, liebe Frau Moor«, sagte Petz liebenswürdig und verabschiedete sich.
    Betroffen blieb Kate zurück. Sie hatte also keine Wahl. Sie mußte das tun, was sie um jeden Preis hatte vermeiden wollen …
     
    »Ich finde es toll von dir, daß du mich angerufen hast!« sagte Bernd und tätschelte Kates Hand. »Es gibt eine Menge, worüber wir reden sollten.«
    »Laß dein gönnerhaftes Getue«, gab Kate zurück.
    »Ich will nur die Kohle, die mir gehört.«
    »Hast du nicht immer verkündet, Geld und Liebe hätten nichts miteinander zu tun?« Bernd hob in gespieltem Erstaunen seine Augenbrauen.
    Das mußte ja kommen! Natürlich ließ er die Gelegenheit nicht aus, ihr die eigene Blödheit unter die Nase zu reiben.
    Kate bemühte sich, ruhig zu bleiben. Es gab keine andere Möglichkeit.
    »Also, was soll das für Geld sein?« fragte Bernd.
    »Das hab’ ich dir doch schon dreimal erklärt: Dieser Bausparvertrag, den du damals abgeschlossen hast.«
    »Ja, aber den habe ja ich abgeschlossen, wie du richtig bemerkt hast.«
    »Schon, aber die Beiträge wurden von meinem Geld bezahlt, das weißt du ganz genau«, erklärte Kate geduldig.
    »Darling, wir hatten gemeinsame Kasse, erinnerst du dich nicht mehr?«
    »Darling, in dieser Kasse war hauptsächlich mein Geld, erinnerst du dich nicht mehr?« äffte Kate seinen Tonfall nach. »Du hast damals kaum was verdient und sehr gut von meinem Geld gelebt, wie ich inzwischen weiß.«
    »Das ist alles schon so lange her«, winkte Bernd mit gelangweilter Geste ab, »ich kann mich an diese Kleinigkeiten nicht mehr erinnern.«
    »Es handelt sich hier um die Kleinigkeit von sechzigtausend Mark«, fauchte Kate, kurz vor dem Platzen.
    »Ich brauche das Geld, und ich rate dir dringend, es freiwillig rauszurücken. Sonst könnte es sein, daß ich mich an die eine oder andere Unregelmäßigkeit in deinen Steuererklärungen erinnere.«
    Das war ein Schuß ins Blaue. In den letzten Jahren hatte Bernd häufig im Ausland gearbeitet; Kate vermutete, daß er seine Einkünfte nur teilweise versteuert hatte. Aber weder wußte sie es, noch hätte sie es beweisen können.
    Nun war sie offenbar zu weit gegangen. Bernd sprang auf und sah sie kalt an. »So nicht, Kate, nicht mit mir. Ich hab’s wirklich nicht nötig, wegen ein paar Mark mit dir rumzustreiten. Mach’s gut.«
    Er stand auf und verließ das Café, in dem sie sich getroffen hatten.
    Wütend sah Kate ihm nach.
    »Wegen ein paar Mark.« So ein versnobtes Arschloch! Und diesem Kerl hatte sie die besten Jahre ihres Lebens geopfert.
    Das war’s dann also. Kein Bausparvertrag, kein Kredit; kein Kredit, kein Haus.
    Niedergeschlagen fuhr sie zurück ins Dorf. Sie hatte sich alles so schön ausgemalt. Im Geiste hatte sie das Haus schon entrümpelt, neu gestrichen und mit eigenen Möbeln eingerichtet. Der Gedanke an ein eigenes Heim hatte sich unwiderruflich in ihr festgesetzt.
    »Könntest du mir das Haus nicht erst mal vermieten?« bat sie Nellis. »Vielleicht erbe ich demnächst was oder so.«
    »Tut mir leid«, sagte Nellis bedauernd. »Ich brauche das Geld.«
     
    »Auf die Hausbesitzerin!«
    Inge hob ihr Glas; Rita, Malise und Nellis folgten ihrem Beispiel. Kate errötete vor Freude.
    »Ich danke euch! Auf gute Nachbarschaft!« sagte sie gerührt und stieß reihum mit allen an.
    Drei Tage nach ihrem Treffen mit Bernd war ein Brief gekommen: der Bausparvertrag. Sie hatte ihn also richtig eingeschätzt, ihren Ex! Offenbar mußte man zum Schwein werden, wenn der Gegner selbst eins war.
    Mit Hilfe eines Kochbuches hatte sie ein respektables Menü zustande gebracht, aber ihre drei Nachbarinnen zeigten deutlich größeres Interesse am Wein als am Essen. Schon während des Hauptganges

Weitere Kostenlose Bücher