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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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holen.
    »Könntest du bei der Gelegenheit richtige Musik auflegen?« rief Inge ihr nach.
    Kate tauschte die Barocksonaten von Frans Brüggen gegen eine Doors-Platte aus.
    »Oh, show me the way to the next Whiskey-Bar, oh, don’t ask why, oh, don’t ask why …«, grölten die Damen im Chor.
    Malise mischte mit geübten Bewegungen. Die Karten flogen durch die Luft und sammelten sich auf unerklärliche Weise wieder in ihrer Hand.
    »Wo hast du denn das gelernt?« Kate staunte.
    »Afrika. Die Schwarzen zocken den lieben langen Tag.«
    Sie verteilte die Karten in rasender Geschwindigkeit.
    Nellis kehrte zurück und schenkte die Gläser wieder voll.
    »Könntest du vielleicht einen anständigen Joint drehen, solange wir spielen?« bat Malise.
    »Klar.« Nellis verschwand erneut.
    Die erste Runde ging an Inge. Gelangweilt notierte sie das Ergebnis. In der zweiten Runde lieferten sich Rita und Malise ein gewagtes Duell; sie boten immer höher – wie sich schließlich rausstellte, hatten beide geblufft.
    Kate siegte in der dritten Runde mit einem Full House; die vierte Runde ging an Malise.
    Nellis tauchte mit einem Bilderbuch-Joint in der Hand wieder auf.
    »Um was spielt ihr?«
    »Um dich natürlich, Dummerchen.«
    Malises Stimme hatte einen eigentümlichen Klang.
    Kate bemerkte den Blickwechsel zwischen den beiden und begriff, daß sie mehr verband als ein nachbarschaftliches Verhältnis. Auch wenn es eine Weile her sein mochte, die beiden waren todsicher zusammen in der Kiste gewesen.
    »Sagt mir morgen Bescheid, wer gewonnen hat«, sagte Nellis und entzündete den Joint. Er zog einige Male kräftig, dann gab er ihn an Malise weiter.
    »Macht’s gut, ich gehe ins Bett.«
    »Feigling«, schimpfte Rita und feuerte ihre Karten auf den Boden.
    Malise lächelte spöttisch. »Dann müssen wir uns eben alleine weiter amüsieren«, stellte sie fest.
    Alle vier hoben erneut die Gläser.
    »Ohne Männer ist es sowieso viel lustiger«, sagte Rita mit Grabesstimme. »Wir könnten Flaschendrehen spielen.«
    Inge und Malise brachen in Gekicher aus.
    Gegen zwei klingelte das Telefon. Malise hob ab, lauschte kurz und sagte: »Halt’s Maul.« Dann legte sie auf.
    »Wer war das denn?« fragte Kate perplex.
    »Na, wer schon? Unser Lieblingsnachbar.«
    »Und was wollte er?«
    »Sich beschweren natürlich. Wir sind zu laut.«
    Malise beugte sich zu Rita. »Hey, Süße, dreh mal die Musik ein bißchen lauter!«
    Rita stand folgsam auf und schwankte zum Verstärker.
    »This is the end, my only friend, the end …«, stimmte der Damenchor ein.
    Eine Viertelstunde später hämmerte es gegen die Haustür.
    »Na, warte!«
    Angriffslustig machte sich Malise auf den Weg, riß die Tür auf und brüllte: »Du Arschloch …« Sie brach ab.
    Draußen standen zwei Polizisten.
    Kate, Rita und Inge waren Malise gefolgt.
    »Wie nett«, rief Rita begeistert aus, »kommt doch rein!«
    Malise gab ihr einen Rippenstoß; drin lagen die Reste des Joints im Aschenbecher.
    Der jüngere Beamte grinste verlegen; man sah ihm an, daß er größte Lust hatte, Ritas Einladung zu folgen. Der ältere setzte eine strenge Miene auf.
    »Es handelt sich hier um Ruhestörung. Drehen Sie bitte die Musik auf Zimmerlautstärke, ich muß sonst eine kostenpflichtige Verwarnung aussprechen!«
    »Eine was?« Die bekiffte Rita bekam einen Lachanfall. »Eine kostenwarnige Verpflichtung! Eine pflichtige Verwarnkostung! Das ist ja zum Piepen!«
    Sie kippte um, landete in den Armen von Inge und bekam Schluckauf.
    Der ältere Polizist schaute zweifelnd zu den anderen drei Frauen.
    »Haben Sie die Situation im Griff?«
    »Alles unter Kontrolle!« sagte Malise und salutierte.
    »Schönen Abend noch, Herr Polizeioberinspektor.«
    Der ältere holte Luft, vermutlich, um Malise zu informieren, welchen Rang er in Wahrheit bekleidete. Aber dann ließ er von seinem Vorhaben ab. Er grüßte kurz und wandte sich zum Gehen.
    Der jüngere folgte ihm, nicht ohne einen bedauernden Blick auf Rita zu werfen.
    Als das Polizeiauto verschwunden war, sahen die vier sich an und brachen in kreischendes Gelächter aus.
     
    Am nächsten Morgen in aller Frühe brach Nellis auf.
    Obwohl Kate nur zwei Stunden geschlafen hatte und völlig verkatert war, quälte sie sich aus dem Bett.
    Im grauen Morgenlicht standen sie zusammen vor dem Haus und hielten sich lange umarmt. Nellis wühlte mit der Hand in ihren Locken. Kate stiegen Tränen in die Augen.
    »Hau schon ab, sonst heul’ ich noch«, schniefte sie

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