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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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mich wütend!«
    »Du hast Angst. Ich sehe es.«
    Kate zögerte. Sollte sie Malise von der Sache erzählen? Es klang zu absurd; außerdem schämte sie sich wegen ihrer blöden Ohnmachtsanfälle.
    »Was hat er dir getan?« fragte Malise eindringlich.
    Endlich gab Kate sich einen Ruck. »Ach … ich weiß nicht. Neulich nachts war jemand bei mir im Garten. Ich hab’ gefühlt, wie jemand mich von hinten umfaßt. Ich hab’ so einen Schock bekommen, daß ich … umgekippt bin. Als ich aufwachte, war Nellis da, und ich lag auf der Gartenliege. Ich dachte, er hätte mich dort hingetragen. Später habe ich erfahren, daß er mich dort gefunden hat.«
    Malise hatte aufmerksam gelauscht, blieb aber stumm.
    »Verstehst du, ich hab’ keine Ahnung, ob er es wirklich war«, sagte Kate heftig, »aber …«
    »… dein Gefühl sagt dir: Er war es«, ergänzte Malise.
    »Genau. Ich muß über eine halbe Stunde ohnmächtig gewesen sein, und ich frage mich ununterbrochen … was hat er in dieser Zeit mit mir gemacht?«
    Malise nickte. »Ich verstehe dich genau«, sagte sie, und ihre Stimme klang gepreßt.
    Kate sprang auf und lief nervös im Zimmer auf und ab.
    Mit fahrigen Bewegungen fuhr sie sich durchs Haar.
    »Vielleicht hat er mich nur angesehen … vielleicht hat er mich aber auch angefaßt …« Sie schüttelte sich vor Abscheu. »Es ist so … demütigend!«
    Sie hob beide Hände in einer hilflosen Bewegung und unterdrückte ein Schluchzen. Malise war aufgestanden und nahm sie in den Arm. Tröstend streichelte sie ihr übers Haar.
    »Ganz ruhig. Er wird dir nichts tun. Wir werden dich beschützen.«
     
    Sie saßen zu viert auf dem Steg, zwei Frauen auf jeder Seite, Rücken an Rücken. Schweigend hielten sie ihre Angeln ins Wasser, lauschten dem Rauschen der Zweige und dem leisen Plätschern der kleinen Wellen, die gegen das Ufer schwappten.
    »Du darfst ihm auf keinen Fall in den Arsch kriechen«, sagte Inge in das Schweigen hinein. »Vielleicht läßt er dann deinen Schuppen stehen, aber ich schwöre dir, der findet immer was, womit er dich nerven kann.«
    Rita pflichtete ihr bei.
    »Wißt ihr noch, was er für ein Theater gemacht hat, weil der Weg zwischen den Häusern nicht genau so verlief, wie er auf dem Plan eingezeichnet war? Da ging’s um eine Abweichung von einem halben Quadratmeter oder so, fast nicht meßbar. Er hat zwei Jahre prozessiert.«
    »Im Ernst?« Kate war entsetzt. »Das bedeutet ja wohl, daß er auch in diesem Fall nicht nachgeben wird.«
    »Worauf du einen lassen kannst«, sagte Malise und stieß den Rauch ihres Zigarillos heftig durch die Nase.
    »Hast du eigentlich eine Rechtsschutzversicherung?«
    Kate verneinte. »Vielleicht kann ich schnell eine abschließen?«
    »Zu spät. Wenn der Ärger mal angefangen hat, zahlen sie nicht mehr.«
    Inge überlegte. »Du könntest mit Gudrun reden. Manchmal bringt sie ihn zur Vernunft.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Rita. »Wenn’s hart auf hart geht, hält sie immer zu ihm.«
    »Weil er sie sonst windelweich prügelt«, vermutete Inge.
     
    Kate versteckte sich hinter einem riesigen Blumenstrauß, als sie an Mattuscheks Tür klingelte. Es blieb ruhig.
    Kate klopfte und rief.
    »Hallo? Ist jemand da?«
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet. Gudrun sah heraus, die Augen ängstlich geweitet.
    »Gehen Sie weg«, flüsterte sie, »ich will nicht mit Ihnen reden.«
    Kate stellte unauffällig einen Fuß in den Türspalt und wollte ihr den Blumenstrauß in die Hand drücken. Frau Mattuschek versteckte wie ein trotziges Kind die Hände auf dem Rücken.
    »Gudrun, hören Sie mir bitte kurz zu! Das Ganze tut mir leid! Ich habe das alles nicht so gemeint. Und natürlich möchte ich Sie und Ihren Mann mal extra einladen, nur Sie beide!«
    Aus dem Keller kam die gedämpfte Stimme von Mattuschek.
    »Gudrun, wer ist da?«
    Gudrun versuchte, die Tür zuzuschlagen. Kates Fuß war im Weg.
    »Bitte sprechen Sie mit Ihrem Mann«, bat sie, »wenn er mich zwingt, meine Werkstatt abzureißen, zerstört er meine berufliche Existenz. Das können Sie doch nicht wollen!«
    Die Stimme wurde lauter. »Gudrun! Antworte gefälligst! Wer ist da an der Tür?«
    »Niemand, Willi«, rief Gudrun.
    Kate zog den Fuß zurück. Die Tür fiel ins Schloß.
    Von innen hörte sie einen heftigen Wortwechsel.
    Kate fühlte sich zum Kotzen. Warum mußte sie sich so demütigen? Sie verachtete sich für ihre Schwäche. Und sie haßte Mattuschek dafür, daß er sie in diese Situation gebracht

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