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Der Mantel - Roman

Der Mantel - Roman

Titel: Der Mantel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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Ihnen nur schaden. Wollen Sie heute Abend vielleicht mit mir essen gehen? Dann können wir reden.«
    Die Antwort kam so vorhersehbar wie schnell. »Super. Ich melde mich also noch mit einem Vorschlag …« Wimmer schien selbst den Vorschlag machen zu wollen. »Na gut, dann komm ich um 8 Uhr da hin. Ich freue mich. Bis heute Abend.«
    Schmidt klang etwas dünn: »Was soll das jetzt? Ist das das erste Mal? Und dann ausgerechnet heute, wo wir wichtige Dinge in unserem Verhältnis zu klären haben, da verabreden Sie sich mit Herrn Wimmer?« Und es rutschte ihm noch heraus: »mit dieser unsäglichen Nervensäge?«
    Ihre Reaktion war arktisch: »Herr Wimmer ist unser wichtigster Mandant, Herr Schmidt. Er zahlt nicht zuletzt mein Gehalt. Und er ist ein herzensguter Mann. Gebildet und feinsinnig obendrein.« Schmidt verdrehte die Augen, sie zwang ihn weiter in eine unerwünschte Richtung: »Nur waren wir gerade bei einem bestimmten Thema, das wir beide dringend klären müssen. Kruzifix.« Er hatte leise geflucht.
    Sie schaute scheinbar überrascht auf: »Das sagten Sie nun schon mehrmals. Was habe ich mit Ihnen zu klären? Sie treiben mich doch in die Enge. Ich habe Ihnen alles gesagt, was gesagt werden musste. Ich wollte es für mich behalten. Aber nein, also was wollen Sie wissen?« Ihre Stimme überschlug sich fast. Sie sprang auf und rannte hinaus.
    Er folgte rasch: »Wohin wollen Sie?«
    »Ich muss auf die Toilette. Wenn Sie erlauben.«
    Schmidt blieb stehen. Ratlos. Er hatte noch so viele Fragen. Sie wirbelten durch seinen Kopf, während er hilflos wahrnahm, dass er sie immer weiter gegen sich aufbrachte. Er ging in die Küche und ließ rasch zwei Espresso aus der Maschine. Er brachte sie mit Zucker und Milch in ihr Zimmer, bevor sie zurück war.
    »Hier ein Espresso. Mit meiner Entschuldigung.« Er lachte verlegen und stellte die Tasse vor sie hin. »Milch? Zucker?«
    Sie lächelte kurz. »Das haben Sie auch nicht bemerkt? Ein wenig Milch, danke.« Sie strich sich die Haare wieder aus der Stirn: »Also, was wollen Sie noch enthüllt wissen?«
    Die resolute Art, mit der sie dabei ihren Pulli gerade zog, sah nicht gerade nach Enthüllung aus, amüsierte er sich kurz. »Was hat Sie hierher geführt? Ich meine, warum haben Sie hier die Stelle angenommen?«
    »Franz war meine erste Liebe.« Nach einer kurzen Pause: »Ja, so muss man es wohl nennen. Er sprach oft von Ihnen. Er beschrieb Sie als weich, als schöngeistig oder verträumt. Zu gut für diese Welt. Einer, an den die Eltern immer zu geringe Anforderungen gestellt haben. Weil Ihre Mutter genauso war wie Sie. Und weil Ihr Vater zu nachsichtig war, Ihnen einfach nichts zumutete. So blieben alle Pflichten, alles Schwierige an ihm hängen. Ich habe das oft gehört. Irgendwie habe ich mich für Sie interessiert. Er sagte, dass Sie Anwalt wären. Mit eigener Sozietät.«
    Er drängte: »Und weiter?«
    »Dann wurde ich schwanger, und es kam postwendend die große Enttäuschung. Franz übernahm nicht die Verantwortung. Ich weiß auch nicht. Ich war verzweifelt. Nach Hause konnte ich nicht zurück mit dem unehelichen Kind. In die Staatsverwaltung hätte ich mich nicht mehr getraut, nachdem Franz mich dort rausgeworfen hatte. Ich war ja so jung, ich hatte keine Ahnung. Da habe ich mich zur Rechtsanwaltsgehilfin ausbilden lassen. Ich dachte, vielleicht könnte ich ja in Ihrer Kanzlei arbeiten.«
    »Aber warum denn das?«
    »Ich hatte doch keine Vorstellung. Sie waren für mich so etwas wie ein Haltepunkt geworden.«
    »Ich verstehe immer noch nicht. Sie kannten mich überhaupt nicht. Wie groß war die Chance, dass das alles klappte? Wollten Sie zu mir kommen und sagen ›Hier bin ich, Sabine Graseder, die Geliebte Ihres Bruders‹?«
    »Was für schlaue Fragen«, antwortete sie gereizt. »Es war für mich in dem Moment alles gleich. Also versuchte ich das, was mir als Hoffnungsschimmer erschien. Ich wollte in Ihre Nähe kommen. Natürlich ohne dass Sie wussten, welchen Zusammenhang es …«
    Das Telefon klingelte wieder. Bevor sie abheben konnte, legte Schmidt rasch seine Hand auf die ihre und verhinderte es. Ihre Hand war kühl, angenehm. Trotzdem zog er rasch die seine zurück, als er ihre aufsteigende Empörung spürte. »Bitte, lassen Sie uns das eine Mal weiterreden.« Seine Stimme war weich und entschuldigend. »Und wenn es Wimmer war, können Sie ihn ja zurückrufen.« Schon blinkte der Anrufbeantworter.
    Die Graseder hatte ihre Hand zurückgezogen: »Es ist Ihr

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