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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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lautesten seine eigene Suspendierung gefordert. Warum war sie hier? Und warum hatte sie ihn im Dschungel angerufen?
    »Ich habe Ihren Anruf nicht erwartet«, brachte er mühsam heraus. Armstrong reichte ihm eine Plastikflasche. Er hielt sie sich mit beiden Händen an die Lippen. Man hatte seine Hände diesmal vor seinem Körper gefesselt, nicht auf dem Rücken. Nach ein paar Schlucken fiel ihm die Flasche herunter, Armstrong hob sie auf und setzte sie ihm wieder an die Lippen. Dann stellte sie das Wasser auf den Boden und half ihm, sich aufzusetzen und sich mit dem Rücken an die hintere Zellenwand zu lehnen.
    »Danke«, sagte er. Armstrong erwiderte nichts. Er hörte, wie sie zur Tür ging und klopfte. Kurz darauf wurden
die beiden Riegel zurückgezogen. Erneut wehte kühle Luft herein.
    »Ich will warmes Wasser, Seife, ein Tuch und einen Arzt«, hallte ihre Stimme durch den Gang. »Und wenn jemand Fragen stellt, sagen Sie ihm, er soll William Straker in Langley anrufen.«
     
    »Sir, ich habe Carter in der Leitung«, sagte der junge Agent, der wie ein Page an der Tür der Präsidentensuite im Maurya Hotel stand.
    »Carter?«, fragte Spiro, durchquerte das große Zimmer und hatte ganz andere Dinge im Sinn - Leilas Hintern und die Frage, wann er wieder mit ihr zusammen sein konnte. »Ist er wieder in Langley, oder zieht er weiter seine Show in London ab?«
    Er sah zum Schreibtisch, zu den tiefen Ledersesseln, zum Plasmafernseher an der Wand und zu der großen Glasschüssel auf dem niedrigen für die Region Rajasthan typischen Beistelltisch. Im Wasser schwamm eine einzelne Lotusblüte. Monk Johnson hatte ihn gebeten, einen letzten Blick auf die Suite zu werfen. Alles sah bestens aus.
    »Er ist hier, Sir, in Delhi.«
    Spiro fuhr herum und sah den Beamten an. »In Delhi? Was zum Teufel treibt er hier?«
    »Er ist am Flughafen, Sir. Ist heute Morgen mit einer Gulfstream angekommen. Die Inder wollen unsere Genehmigung, ehe sie ihm erlauben auszusteigen.«
    Das Letzte, was Spiro in Delhi gebrauchen konnte, war Alan Carter. Er würde Straker anrufen und herausfinden, was da vor sich ging. Carter war von dem Marchant-Fall abgezogen worden, weil er sich dem britischen Verräter
gegenüber nachsichtig gezeigt hatte. Jetzt war Spiro am Zug und hatte die Gelegenheit, sich nach dem Desaster in Polen zu rehabilitieren. Der DCIA hatte ihn damit beauftragt, die Aufgaben der Agency bei dem Präsidentenbesuch zu koordinieren - seine letzte Chance, hatte Straker gesagt. Er würde sich nicht wieder von Carter blamieren lassen.
    »Das ist das erste Vernünftige, was die seit Tagen gemacht haben. Lassen Sie Carter schmoren. Sagen Sie den Indern, es gäbe Probleme mit den Papieren. Das werden die bestimmt verstehen.«
     
    Salim Dhar drängte sich durch die bevölkerten Gassen des alten Delhi und dachte über seinen Kontaktmann nach. Würde es ein Farangi sein oder wäre er so dunkelhäutig wie seine Zielperson? Dhar wusste nur, dass er in der Botschaft der Ungläubigen in Delhi arbeitete. Er bog ab auf den Kinari Bazar und wich einer Frau aus, die einen Weidenkorb mit Auberginen auf dem Kopf balancierte. Zu beiden Seiten füllte glitzernde Hochzeitsausstattung die Schaufenster: Turbane für den Bräutigam, Armreife für die Braut, bestickte Jacken, auf denen Silberfäden glänzten, Kränze, die aus Rupienscheinen geflochten waren, riesige Rosetten. Die Gasse wurde zunehmend enger.
    Hier fühlte er sich zu Hause, war vertraut mit dem Gassengewirr und den Durchgangstoren im Mogulstil. Er hörte den Ruf des Muezzins und spürte die Gesellschaft seiner Moslembrüder. Er bog in die Dariba Kalan ab, zu Shah Jahans Zeiten die Straße der Perlen und Edelsteine. Links schöpfte ein Jalebi Wallah, ein Straßenhändler,
hellorangefarbene sirupgetränkte Teigkringel aus seiner Ölpfanne und bestreute sie mit Zucker. An jedem anderen Tag wäre Dhar stehen geblieben und hätte welche gekauft, aber dieser Tag war nicht wie jeder andere. Er sah auf die Uhr und ging weiter zur Jama Masjid, der großen Moschee, wo er sich nach einer Fahrradrikscha umschaute.
    Das Arrangement bildete einen Spiegel des Chaos, das in Chandni Chowk herrschte. Sein Kontaktmann würde sich gegen Mittag am Haupteingang der Moschee aufhalten. Wichtiger als die exakte Zeit war jedoch die Person mit schwarzer Baseballkappe auf dem Rücksitz der Rikscha. Die Rikscha würde außerhalb der Moschee anhalten, der Fahrgast würde aussteigen und den Fahrer bezahlen. Dhar würde seinen

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