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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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Ideen.
    Das MI5-Dokument, das zur Lunchzeit auf seinem Schreibtisch gelandet war, bestätigte nochmals, was er schon vermutet hatte, nämlich dass Dhars Rolle beim Marathonanschlag alles andere als geklärt war. Es gab zwar, wie bei den Anschlägen im vergangenen Jahr, eine Verbindung nach Südindien, aber es gab keinen Beweis für die direkte Beteiligung von Dhar, außerdem kamen genug andere Verdächtige infrage.
    Berichten der Arabienspezialisten der GCHQ-Niederlassung
in Scarborough zufolge konnte man Verbindungen in die Golfregion herstellen. Kurz gesagt genügte das alles nicht, um den Anschlag eindeutig Dhar anzulasten, abgesehen von dem südindischen Element und Dhars Kreuzzug gegen die Amerikaner gab es keine handfeste Verbindung. Harriet Armstrong hatte einen Versuchsballon steigen lassen, um bei den Amerikanern zu punkten. Fielding hatte nicht vor, diese Information mit anderen zu teilen, jedenfalls im Augenblick noch nicht. Er hatte dadurch ein besseres Gefühl, was Daniel Marchant anging, allerdings auch Schuldgefühle, weil er ihn Spiro überlassen hatte.
    Die Mitarbeiter wussten, dass sie ihren Chef nicht stören durften, wenn er jeden Nachmittag um drei Uhr zum Schwimmen ging, nachdem die Angestellten, die den Pool in der Mittagspause nutzten, wieder gegangen waren. (Fielding war nie auf den Gedanken gekommen, dass es nur deshalb so leer war, weil niemand zusammen mit dem Chef seine Bahnen im Pool ziehen wollte.) Jetzt jedoch klingelte sein Telefon, ein interner Anrufer, wie er am Ton erkannte. Da es wichtig sein musste, schwamm er zur Treppe und nahm den Anruf entgegen. Es war Fieldings Stellvertreter, Ian Denton, früher Leiter der Sektion Osteuropa, heute einer seiner engsten Verbündeten. Er wollte sich dringend mit ihm treffen. Fielding, klatschnass, bat ihn, oben in seinem Büro zu warten. Er wusste, Denton bemühte sich nach Möglichkeit, seinem Chef das Alltagsgeschäft abzunehmen, und belästigte ihn nur, wenn es ernsthafte Probleme gab.
    »Wir haben von einem nicht deklarierten Flug nach Szymany in Nordostpolen erfahren«, berichtete Denton
zehn Minuten später, während Fielding durch das Fenster einen einsamen Flussuferläufer beobachtete, der im Themseschlamm pickte. Denton hatte zu Beginn seiner Karriere viel Zeit hinter dem Eisernen Vorhang verbracht, und damals war die Angst, abgehört zu werden, für die Agenten aus dem Westen zur Besessenheit geworden. Aus diesem Grund sprach er so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte. Aber Fielding hatte ein feines Gehör und war stolz darauf, Denton niemals gebeten zu haben, lauter zu sprechen.
    »In Cheltenham hat man die Daten analysiert«, fuhr Denton im Flüsterton fort. »Startflughafen war Fairford, und im Flugplan wurden mehrere weitere angebliche Ziele aufgelistet. Der Flug wurde allerdings unter Sonderstatus durchgeführt.«
    »Was für eine Überraschung«, erwiderte Fielding leichthin, den Rücken weiterhin Denton zugewandt, den er mit dieser Sorglosigkeit auf dem falschen Fuß erwischte. Denton - höhere Schule im Norden, dann Oxford und in der Freizeit begeisterter Karpfenangler - bereute seine Bitte um eine Besprechung beinahe. Alle nicht deklarierten CIA-Flüge in Europa hatten für den MI6 Priorität, und zwar seit der persönlichen Anfrage des Premierministers, der diesem Thema nicht so entspannt begegnete wie sein Vorgänger.
    »Seltsam ist nur, dass es nicht hier abgefangen wurde«, fuhr Denton fort. »Für gewöhnlich hat der MI5 …«
    »Ich weiß.« Fielding drehte sich um und schenkte Denton ein schiefes Lächeln. »Überlassen Sie das mir, Ian. Danke.«
    Denton war ein gründlicher Mensch, dachte Fielding,
während der Mann das Büro verließ. Der Chef des MI6 schätzte das an einem Mitarbeiter. Seine Sporen hatte sich Denton in den Achtzigerjahren in Bukarest verdient, wo er als junger Agent unter dem Deckmantel des diplomatischen Dienstes jedes Wochenende zum Karpfen- oder Brassenangeln zu einem See am Rande der Hauptstadt gefahren war. Niemand kannte den Grund, bis er neun Monate später den Leiter der rumänischen Geheimpolizei an der Angel gehabt hatte, ebenfalls ein begeisterter Sportfischer.
    Fielding lächelte. Vielleicht flüsterte Denton deshalb: Er wollte die Fische nicht verscheuchen. Unten kam eines der gelben Sightseeing-Gefährte von London Duck Tours aus der Themse und fuhr tropfend die Rampe an der Außenmauer in der Nähe des MI6-Gebäudes hinauf. Das war die einzige Stelle, an der die

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