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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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Amphibienfahrzeuge, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammten, in den Fluss hinein- und wieder hinausgelangen konnten. Fielding hatte sich immer gefragt, was der Kapitän den Touristen wohl erzählte, wenn der Duck am MI6-Gebäude vorbeifuhr. Eines Tages würde er sich ein Ticket kaufen und eine Fahrt unternehmen. Denton würde ihn mitsamt Angelrute begleiten.
    Harriet Armstrong nahm Fieldings Anruf in ihrem Dienstwagen entgegen, auf dem Weg ins Wochenende, nach Chequers Court, dem Landsitz des Premierministers. Fielding hatte von der Einladung gehört, jedoch selbst keine erhalten.
    »Hoffentlich störe ich nicht«, begann Fielding ohne Aufrichtigkeit in der Stimme.
    »Wenn Sie wegen Marchant anrufen: Ich kann Ihnen
nicht helfen«, antwortete sie barsch. »Wir haben ihn an Spiro übergeben.«
    »Ich weiß. Und ich dachte, Sie sollten wissen, dass wir einen Bericht an den Premierminister leiten werden, den Sie ja am Wochenende treffen. Über einen nicht deklarierten CIA-Flug von Fairford nach Polen am heutigen Morgen. Wenn ich mich recht entsinne, wollte er über solche Flüge unbedingt in Kenntnis gesetzt werden.«
    »So unbedingt, dass er diesen persönlich abgezeichnet hat«, gab Armstrong zurück. »Ich werde ihm von Ihrem Anruf erzählen.«
    Fielding überlegte kurz, Sir David Chadwick anzurufen, um ihn an die Abmachung im Travellers zu erinnern, derzufolge Marchant das Land nicht verlassen sollte, aber jetzt musste er andere Maßnahmen ergreifen. Armstrongs enge Beziehung zu Spiro und zum Premierminister verärgerte ihn langsam. Mochte sie Stephen Marchant aus dem Amt gejagt haben, er hatte nicht die Absicht, das Gleiche mit sich machen zu lassen.
    Er meldete sich bei seiner Sekretärin. »Stellen Sie mir eine Verbindung zu Brigadier Borowski von der Agencja Wywiadu in Warschau her.«

14

    Leila öffnete das Türschloss und schlüpfte in Marchants Erdgeschosswohnung in Pimlico gegenüber vom MI6. Sie erschrak über die Unordnung, über das ungemachte Bett, die auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke und die Flaschen, die aus dem Papierkorb unter dem Schreibtisch ragten. War die Wohnung durchsucht worden? Sie war häufig hier gewesen, und es hatte immer Ordnung geherrscht, beinahe penible Sauberkeit. Seit seiner Suspendierung hatten sie nicht mehr beieinander übernachtet, mit Ausnahme der Nacht vor dem Marathon, als sie darauf bestanden hatte, dass er blieb. Marchant wollte vermeiden, dass außer ihm selbst weitere Personen durch den Abgang seines Vaters Nachteile erlitten. Gelegentlich hatten sie sich für eine Nacht auf dem Land getroffen, doch Marchant hatte sich nicht entspannen können. Bis er den Namen seines Vaters reingewaschen hatte, würde er nicht er selbst sein.
    Der Mann, in den sie sich damals verliebt hatte, lächelte sie nun von dem Foto an, das auf seinem Schreibtisch stand. Es war an ihrem letzten Tag im Fort aufgenommen worden. Eine Gruppe von Teilnehmern stand in der Halle, die dem Andenken der Special Operations Executive, einer Spezialeinheit des Nachrichtendiensts im Zweiten Weltkrieg, gewidmet war, wo man schon viele
Geheimdienstmitarbeiter geehrt hatte. Marchant hatte den Arm beiläufig um ihre Schultern gelegt, wie ein befreundeter Kollege, und nichts deutete darauf hin, dass sie in der Nacht zuvor zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten. Sie begannen bereits zu lernen, wie man Liebe verheimlicht und was es bedeutet, wenn sich Arbeit und Privatleben vermengen, genauso, wie Marchant es befürchtet hatte.
    Neben dem Gruppenfoto stand ein Bild, das seinen Vater auf einer Leiter im Obstgarten von Tarlton zeigte und aus glücklicheren Tagen in den idyllischen Cotswolds stammte. Der achtjährige Marchant lag in einer Hängematte zwischen zwei Apfelbäumen und grinste zufrieden in die Kamera. Sein Zwillingsbruder Sebastian lag neben ihm. Sie waren keine eineiigen Zwillinge, hatten aber das gleiche Lächeln. Sebastian wandte das Gesicht der Mutter zu, die unten an der Leiter stand und einen Eimer mit Obst in den Armen hielt. Sie war eine auffallend schöne, selbstbewusste Frau, fühlte sich sichtlich wohl in ihrer Mutterrolle.
    Marchant hatte nur einmal mit ihr über den Unfall gesprochen, nachdem sie beide während des Überlebenstrainings im Fort beinahe ertrunken waren. Sebbie, wie Marchant ihn manchmal nannte, muss wenige Wochen nach der Aufnahme des Fotos gestorben sein, und zwar bei einem Verkehrsunfall nach der Rückkehr nach Delhi am Ende des englischen Sommers. Marchant

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