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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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es eher um die Spesen als um das Gehalt, eher um die Geliebten als um eine Ehefrau.
    »Wie steht es denn so in London?«, fuhr er fort und bot Marchant eine Zigarette an, die der dankend annahm. »Ist es wahr, dass der Vikar das Rauchen in der Bar verboten hat?«
    »Nur drinnen. Auf der Terrasse ist es erlaubt. Das kam allerdings nicht von Fielding, sondern von der Regierung.«
    »Wir sind alle am Arsch, wenn die Spione anfangen, den Politikern zu gehorchen. Gott, wer soll denn für die Einhaltung sorgen? Das Gesundheitsamt? Ihr Vater wäre lieber gestorben, als auf die Regierung zu hören.« Das Gespräch geriet verlegen ins Stocken. »Tut mir leid. Das war taktlos.« Prentice lehnte sich zurück und blies den Rauch unter die Decke.
    »Schon okay«, sagte Marchant.
    »Sie sehen ihm ein bisschen ähnlich, wissen Sie, das gleiche Kinn«, fuhr Prentice fort. »Ich wäre schon zufrieden, wenn zu meiner Beerdigung nur ein Viertel der Leute kommen würde. Aber was war mit dem Premierminister? Warum war er nicht da?«
    »Offiziell hatte er dringende Geschäfte«, sagte Marchant und dachte an die Menschen, die aus der kleinen Dorfkirche geströmt waren. Er konnte sich nicht erinnern, Prentice dort gesehen zu haben, aber es waren Mitarbeiter aus aller Welt angereist. Das Fehlen der Würdenträger, die sich scheuten, einem möglichen Verräter die letzte Ehre zu erweisen, war allerdings aufgefallen.
    »Was für ein Arschloch.«
    »Schicken Sie mich nach England zurück?« Marchant war dankbar für Prentice’ Solidarität, doch er wollte wissen, worauf das Gespräch hinauslaufen sollte.

    »Nun ja, nicht direkt«, wich Prentice aus, leiser jetzt, als habe er sich an die schlechte Nachricht erinnert, die er überbringen musste. Marchant bemerkte die Veränderung im Ton und richtete sich auf. Vom Metalltisch in der Zelle war sein Rücken aufgescheuert. »London schickt Ihnen dies hier«, sagte Prentice, zog einen braunen A5-Umschlag aus der Jackentasche und reichte ihn Marchant. Marchant warf einen Blick hinein: Dollarscheine, ein irischer Pass, ein Flugticket, Visum. »Mehr können wir nicht für Sie tun. Sie sind zu heiß.«
    »Und das bedeutet?«
    »Sagen Sie es mir. Sie sind der erste aktive MI6-Agent, der mir je begegnet ist, hinter dem CIA und MI5 zugleich her sind. Passen Sie gut auf sich auf. In ein paar Stunden wird es in Warschau nur so von Yankees wimmeln, die nach Ihnen suchen. Der WSI würde vielleicht auch gern ein Schwätzchen mit Ihnen halten.«
    »Und hat Fielding mir sonst nichts zu sagen?«, fragte Marchant.
    Prentice beugte sich vor. »Schnappen Sie sich Salim Dhar!«
     
    »Wo ist er?«, fragte Harriet Armstrong. Fielding lehnte sich in seinem Sessel zurück und schaute hinaus auf den Fluss, in Richtung ihres Büros in Thames House.
    »Ich weiß nicht mehr als Sie«, antwortete er in die Freisprechanlage.
    »Ich hatte gerade Spiro am Telefon«, sagte Armstrong. »Er hat gedroht, die Sache mit Dhar und Ihrem Vorgänger an die Öffentlichkeit zu bringen.«
    »Das wäre sicher unangenehm, aber nicht so peinlich
wie ein Vorfall, bei dem ein Mitglied des britischen Geheimdienstes von der CIA nach Polen ›überstellt‹ wird. Und zwar nachdem der Premierminister die Sache abgenickt hat. Das wiederum würde ich lieber nicht an die große Glocke hängen.«
    »Wo ist er, Marcus? Er stellt eine Bedrohung für die nationale Sicherheit dar.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte er. »Haben Sie mein Memo über Dhar gelesen? Es scheint so, als habe der Mann nichts mit dem Marathonanschlag zu tun. Aber, um Ihre Frage zu beantworten, ich habe keine Ahnung, wo Marchant sich aufhält. Zuletzt war er in Ihrem Gewahrsam, nicht wahr?«
    Armstrong hatte längst aufgelegt. Fielding drehte seinen Stuhl, schaltete den Lautsprecher des Telefons aus und las das Memo, das vor ihm lag. Für die polnische Wirtschaft wäre es ein harter Schlag, wenn die Amerikaner ihre geschäftlichen Verträge kündigten. Die vertrauliche Wirtschaftsinformation, die er Brigadier Borowski, dem Leiter der Agencja Wywiadu und somit seinem Pendant in Warschau, übermitteln wollte, war das Mindeste, was er für einen Freund tun konnte. Die AW war in einen heftigen Revierkampf mit den alten kommunistischen Garden beim WSI verstrickt. Borowski und andere schienen dabei zu gewinnen, obwohl die CIA sein Bestes gab und mit Geld und den »besonders wichtigen« Gefangenen viel dazu beigetragen hatte, dass die ehemaligen Feinde aus dem Kalten Krieg sich weiterhin an

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