Der Marathon-Killer: Thriller
Vater hat kürzlich einen Brief von Ramachandran
Nair erhalten, dem Fahrer Ihres Vaters. Er hat auch hier gewohnt. Jetzt ist er nach Kerala, in seine Heimat, zurückgekehrt.«
Marchant erinnerte sich an den Namen des Fahrers - sie hatten ihn immer Raman genannt -, doch er konnte sich sein Gesicht nicht mehr vorstellen. Bhim begann, den Brief vorzulesen, wobei sein Vater unangemessen strenge Anweisungen brüllte, die Marchant das Wesen des Kochs plötzlich wieder ins Gedächtnis riefen. Seine Erinnerungen an Chandar waren verblasst, aber diese Gegensätze hatte er nicht vergessen: In Gegenwart seines Arbeitgebers und der Gäste war er der unterwürfige Koch, und im nächsten Moment schon scheuchte er alle Untergebenen in der Küche herum, denn dort war Chandar König.
»Ramachandran sagt, Ihr Vater habe ihn letztes Jahr während des Monsuns besucht«, sagte Bhim, die Augen auf den Brief gerichtet. Marchant spürte, wie sein Mund eine Spur trockener wurde. Plötzlich gab es eine neue Verbindung zwischen diesem Ort, an dem er sich jetzt befand, und der Vergangenheit vor zwanzig Jahren, als würde der Anlasser des alten Lagondas seines Vaters anspringen.
»Sagt er, warum mein Vater hier war?«, fragte Marchant.
Es folgte eine kurze Pause, während Bhim las.
»Er sagt, er mache sich Sorgen. Marchant Sahib sehe sehr müde aus. Er hat nicht das Curry gegessen, das seine Frau zubereitet hat. ›Ich habe ihn gefragt, warum er nach Kerala gekommen ist‹« - Bhim übersetzte jetzt wörtlich - »›und er hat mir gesagt, es handele sich um eine Familienangelegenheit. ‹«
Marchant lächelte versonnen. Sein Vater hätte niemals verraten, was er vorhatte, auch seinem treuen alten Fahrer nicht. Das Wort »Familienangelegenheit« hatte er in seiner Kindheit oft gehört, ein Ausdruck, den die Generation seines Vaters benutzt hatte, wenn sie eigentlich Staatsgeheimnisse meinte.
27
»Es war eine Vorsichtsmaßnahme, mehr nicht, Marcus«, sagte Sir David Chadwick und beobachtete Fielding aufmerksam, während er ihnen beiden Gin einschenkte. »Sie hat niemals direkt für sie gearbeitet. Letztendlich war sie immer uns verpflichtet.«
Fielding schwieg und schaute durch die hohen Terrassentüren hinaus auf eine Gruppe Frauenstatuen im Garten. Es waren drei, deren große Umrisse erhellt wurden von Lampen, die in den verzierten Brunnen eingelassen waren. In Chislehurst schien es von nackten Gartenstatuen zu wimmeln, dachte Fielding, zumindest in dem Privatweg, an dem Chadwick wohnte. Statuen, Bodenschwellen und Gegensprechanlagen mit Kameras an den Hauseingängen. Selbst Fieldings Fahrer, der draußen im Dienstwagen wartete, hatte diese Protzerei überrascht.
»Die Amerikaner haben darauf bestanden«, unterbrach Chadwick die Stille. Fielding machte ihn nervös, wenn er in dieser Stimmung war und sich seine Schweigsamkeit kaum deuten ließ. »Unglücklicherweise waren wir nicht in der Position, es ihnen abzuschlagen. Sie wissen so gut wie ich, wie die Lage aussah. Es herrschte Aufruhr. Keine Spuren, was die Anschlagserie betraf, und der Chef des MI6 stand unter Verdacht.«
Fielding sagte noch immer nichts, drehte sich um und nahm seinen Drink. Er hatte um ein Treffen außerhalb von London gebeten, und Chadwick hatte es für die perfekte Lösung gehalten, ihn zum Abendessen zu sich nach Hause einzuladen, zumal seine Frau zu einer Chorprobe gegangen war. Die informelle Umgebung würde es ihnen erlauben, offen über die Zukunft des MI6 zu sprechen, wie der Dienst sich nach den Schäden durch die Affäre um Stephen Marchant neu ordnen konnte, und natürlich darüber, was Fielding mit Daniel Marchant angestellt hatte. Hatte er außerdem mit der neuen Orangerie im edwardianischen Stil angeben wollen, die er im Garten hatte bauen lassen, nachdem er Vorsitzender des Joint Intelligence Committee geworden war? Vielleicht. Doch inzwischen bereute er es, denn Fielding hatte irgendwie von der Sache mit Leila erfahren.
»Ich brauche die Bestätigung, dass es nicht noch jemanden gibt«, sagte Fielding schließlich.
»Sie war die Einzige«, erwiderte Chadwick und gesellte sich zu ihm ans Fenster. »Und niemand war glücklich mit der Situation, Marcus.«
»Außer Spiro. Und Armstrong.«
»Wir mussten herausfinden, ob das Leck innerhalb der Familie bestand.«
»Aus diesem Grund habe ich Daniel Marchant suspendiert.«
»Und das war genau die richtige Entscheidung. Aber ich fürchte, es hat nicht genügt. Daniel ist ein bisschen aus dem Ruder
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