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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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wurde daraufhin von Langley zurückberufen.«

    »Der Mann ist ein Volltrottel.«
    »Wo ist Daniel, Marcus?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Vermutlich ist er damit beschäftigt, den Namen seines Vaters reinzuwaschen.« Fielding trank sein Glas leer. »Und wenn Ihnen wirklich etwas daran gelegen ist, den Ruf des Service wiederherzustellen, schlage ich vor, wir lassen ihn gewähren.«

28

    Nach vierundzwanzig Stunden in Indien war Daniel Marchant zu der Überzeugung gelangt, dass er nicht beobachtet wurde, trotzdem ging er kein Risiko ein und ließ sich von einem beigefarbenen Ambassador-Taxi, das Chandar für ihn bestellt hatte, von Chattarpur ins Zentrum von Neu-Delhi fahren. Am Qutb Minar in Mehrauli bat er den Fahrer, auf einen staubigen Parkplatz zu fahren und beim großen Monument anzuhalten, wo sie im Schatten einiger Bäume zehn Minuten warteten, während Motor und Klimaanlage weiterliefen.
    Der Fahrer stand in seiner weißen Uniform neben dem Wagen. Ganz offensichtlich rauchte er, doch er versuchte, die Zigarette in der gewölbten Hand zu verbergen. Die ganze Zeit trat er von einem Fuß auf den anderen. Ein Fremdenführer reichte ihm einen Werbezettel und blickte optimistisch durch das Fenster zu Marchant hinein, ging jedoch weiter, als der Fahrer ihn beschimpfte. Marchant drehte das Fenster herunter, wobei ihm eine Woge heißer Luft entgegenschlug, und ließ sich den Werbezettel vom Fahrer geben. Einige wenige westliche Touristen spazierten durch die Anlage und wurden darüber informiert, dass der Turm dreihundertneunundneunzig Stufen hatte und der Bau im Jahre 1193 durch Qutb-ud-Din Aibak, den
ersten muslimischen Herrscher von Delhi, begonnen worden war. Niemand erwähnte die Massenpanik von 1998, als das Licht erloschen war und fünfundzwanzig Kinder zu Tode gequetscht wurden. Marchant erinnerte sich, etwas darüber gelesen zu haben. Heute durften Besucher nicht mehr auf den Turm steigen.
    Marchant schaute der Touristengruppe nach, die wieder in ihren Minibus stieg. Das Gelände war jetzt verlassen. Niemand schien ihm gefolgt zu sein. Monika und ihre Kollegen hatten ihm einen Vorsprung verschafft, doch der würde höchstens ein paar Tage reichen. Prentice hatte vermutlich außerdem sein Bestes getan, um die Amerikaner bei der Suche nach ihm zu behindern. Aber lange würde es nicht dauern, bis sie die Verbindung zwischen David Marlowe und Daniel Marchant herstellten. Die CIA hatte eine große Niederlassung in Delhi. Er fragte sich, was der Chef von Langley wohl sagen würde, wenn sie herausfanden, dass sich Marchant in Indien aufhielt: ein suspendierter MI6-Agent, der mutmaßlich versucht hatte, einen US-Botschafter zu ermorden.
    Warum glaubten alle, er stecke hinter dem versuchten Anschlag auf den Marathon? Wie konnte jemand sein Vorgehen in dieser Situation als etwas anderes auslegen als Pflichtbewusstsein? Lediglich er und Leila wussten, was auf den Straßen von London geschehen war, wieso er Pradeep gestützt hatte, als sie auf die verlassene Tower Bridge zugetaumelt waren. Gern hätte er jetzt mit ihr gesprochen und wäre die Ereignisse noch einmal durchgegangen, um mögliche Mehrdeutigkeiten zu entdecken; plötzlich empfand er jedoch zum ersten Mal, seit sie sich
kennengelernt hatten, ein ganz neues Gefühl, das sich hinterrücks an ihn herangeschlichen hatte.
    Vielleicht hatte es damit zu tun, dass er von einem Kontinent zum anderen gewechselt war, oder mit der räumlichen Trennung. Nein, daran lag es nicht. Trennungen hatten sie auch früher schon erlebt. Wieder fragte er sich, wie die Amerikaner sein Vorgehen als verdächtig betrachten konnten, selbst wenn sie es verzerrt wahrnahmen, weil sie an die Schuld seines Vaters glaubten. Leila war die einzige andere Person, die wusste, was sich ereignet hatte. Ihr Bericht hätte seine Rolle klarstellen und ihm das Waterboarding ersparen müssen; das war jedoch nicht der Fall, und er konnte nicht anders, er ärgerte sich darüber.
    Nein, er betrachtete die Sache vom falschen Ende, wurde ihm klar, ehe die Verärgerung sich zu etwas Drastischerem auswuchs. Ob die Amerikaner ihn für schuldig hielten oder nicht, spielte gar keine Rolle. Für sie musste er Schuld haben, damit sie den Vater aufgrund des Sohnes verurteilen konnten. Und um das zu erreichen, hatten sie entweder die Beweise verfälscht und absichtlich die Berichte ignoriert, oder bei der Sache handelte es sich von vornherein um ein abgekartetes Spiel. Das würde erklären, warum niemandem

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