Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
Provision. Sie würden mir sowieso keine zahlen. Ich möchte lediglich auf dem laufenden gehalten werden.«
    »Und was haben Sie dann von dem Ganzen?«
    »Dekker Ward hat mir übel mitgespielt«, sagte ich und war selbst überrascht, mit welcher Heftigkeit das aus mir herausbrach. »Dafür sollen sie bezahlen.«
    Ein Lächeln huschte über Stahls Gesicht. Rache war ein Motiv, das er genauso gut verstand wie Gier. Ein edlerer Beweggrund hätte nur seinen Argwohn geweckt. »Das werden sie. Das heißt, wenn wir uns dazu entschließen sollten, Ihrer Anregung zu folgen«, fügte er rasch hinzu. Doch etwas in seiner Stimme sagte mir, daß er es tun wü r de. Gegen meinen Willen mußte ich lächeln. Er sah es und warf mir einen amüsierten Blick aus seinen flinken bra u nen Augen zu . » Okay«, sagte er und stand auf. »Sie hören von uns. Bald.«
    » Na, wo warst du denn heute morgen, so gut gewandet? « f ragte Kate. Wir hatten uns gerade zum Abendessen hingesetzt, einem Salat, den ich rasch angerichtet hatte. »Einste l lungsgespräch?«
    Erwartungsvoll sahen Jamie und Kate mich an. Den ganzen Tag über hatte ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Die Wahrheit sagen konnte ich ihnen auf gar keinen Fall. Ich konnte von Jamie unmöglich erwarten, daß er die Füße still hielt, zudem wäre es schwierig geworden, weiter in seinem Haus zu bleiben.
    Ich beging einen Verrat an ihm und kam mir wie ein Schuft vor. »Ja«, log ich. »Bei einer Unternehmensberatung, die vorhat, Niederlassungen in Rußland zu gründen.«
    »Ach ja, bei welcher denn?« fragte Jamie.
    »KEL«, sagte ich. »Ein kleines Unternehmen.«
    »Hör mal, ich kenne KEL! Christian Deerbury arbeitet dort. Er war mit uns in Oxford. Erinnerst du dich noch an ihn?«
    Mist! Ganz schwach dämmerte es mir, daß es da mal jemandem gegeben haben mußte. »Nein, ich glaube nicht«, erwiderte ich.
    »Ich könnte ihn anrufen. Damit er ein gutes Wort für dich einlegt.«
    »Nein, laß nur. Ich bin sicher, daß man da gar nicht an mir interessiert ist. Unternehmensberatung hat sowieso viel zuviel Ähnlichkeit mit Banking. Ich hätte gar nicht erst hingehen sollen.«
    Ich fühlte mich ausgesprochen unbehaglich. Jamie und Kate spürten es. Aber ich konnte ihnen beim besten Willen nicht erzählen, was ich wirklich vorhatte.
    Sie merkten, daß ich keine Lust hatte, das Gespräch fortzusetzen, und verstummten.
    Ich holte tief Atem. »Ich denke, ich sollte mich endlich nach einer eigenen Bleibe umsehen.«
    »Nein!« sagten Jamie und Kate wie aus einem Mund.
    »Bleib, Nick. Bitte!« setzte Kate hinzu.
    Ich blickte Jamie an. Er nickte heftig, so, als wollte er sich selbst Mut machen. »Okay«, sagte ich und brachte ein dünnes Lächeln zustande.
    In dieser Nacht saß ich lange an meinem Schreibtisch und blickte auf das flache Tal, das in das Licht des Vollmonds getaucht war. Sollte ich wirklich bleiben? Es war sehr angenehm hier. Und wenn nein, wo sollte ich dann hin? Dem Makler war es gerade erst gelungen, meine Wohnung zu vermieten. Kate legte großen Wert darauf, daß ich blieb, das war offensichtlich. Warum? Ich nahm an, daß es etwas mit Jamie zu tun hatte. Vielleicht glaubte sie, ich könnte ihn verändern oder vielmehr daran hi n dern, sich zu verändern. Ich seufzte; die Aussichten dafür waren alles andere als gut.
    Aber wenn ich blieb, wie würden sie reagieren, wenn sie die Sache mit der Übernahme herausfanden, was früher oder später der Fall sein würde? Nun, Kate würde es sicherlich gutheißen. Sie hielt von Dekker Ward ebenso wenig wie ich und war erbost über die Art und Weise, wie die Gebrüder Ross mich behandelt hatten.
    Und Jamie?
    Für ihn würde es ganz sicher ein Schock sein. Aber groß e N achteile würde es ihm nicht bringen. Für Bloomfield Weiss waren die Mitarbeiter das Interessanteste an Dekker Ward, und Jamie war ein wichtiger Mitarbeiter. Man würde ihn also weiterbeschäftigen.
    Auf diese Weise versuchte ich mir einzureden, daß ich meine Freunde nicht wirklich verriet.
    Jedenfalls würde Ricardo bekommen, was er verdiente.
    S tahl höchstpersönlich rief mich am nächsten Morgen um acht Uhr an.
    »Wir starten das Ding«, knurrte er. »Kommen Sie um Viertel vor elf in unser Büro in Broadgate. Wir statten Lord Kerton einen Besuch ab.«
    Ich wartete in der Vorhalle von Bloomfield Weiss auf ihn. Er wurde von zwei Bankern flankiert. Obwohl beide nur von durchschnittlicher Größe waren, überragten sie ihn bei

Weitere Kostenlose Bücher