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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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geküßt. Doch die vierzig anderen Leute, die um uns herumstanden, wären etwas hinderlich gewesen. Ein anderes Mal. Bald, sehr bald.
    »Was macht die Brust?« fragte sie.
    »Noch immer ein bißchen empfindlich, aber sie heilt rasch«, antwortete ich.
    »Gut.«
    »Vielen Dank, daß Sie sich in Rio so nett um mich gekümmert haben. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie gemacht hätte.«
    Sie lächelte. »Wer in Brasilien lebt, muß mit dem System umgehen können. Es gibt immer ein Jeitinho , um die Di n ge zu regeln. Ich bin eine Expertin darin.«
    »Darüber bin ich sehr froh.« Ich sah mich in dem Garten um und dann an der Rückfront des Hauses empor. »E i gentlic h k ein Gebäude, das man in Ricardos Besitz verm u ten würde.«
    »Das ist gar nicht so überraschend. Viele Menschen in Lateinamerika haben Farmen auf dem Lande. Wir auch, zum Beispiel. Und wissen Sie, was man über die Argentinier sagt?«
    »Nein.«
    »Allesamt Italiener, die Spanisch sprechen und so tun, als wären sie Engländer.«
    »Ross ist wohl kaum ein italienischer Name, oder?«
    In Isabels Augen tanzte ein boshaftes Licht. »Nein, aber Rossi.«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst!«
    »Nur eine Vermutung.«
    Von einem vorbeischwebenden Tablett griff ich mir ein neues Glas Champagner und für Isabel einen Orangensaft. Sie war mit dem Auto da. Wie mindestens die Hälfte der Anwesenden, dachte ich, was diese aber nicht daran hinderte, ausgiebig dem Alkohol zuzusprechen. Sie brachen eben gern die Regeln, hier wie übe r all.
    »Sind das nicht unglaubliche Frauen hier, Nick?« Es war Dave, der eine Bierdose schwenkte. An seiner Seite befand sich Miguel, der hochgewachsene Argentinier. »Oh, tut mir leid, Isabel, Anwesende natürlich mit eingeschlossen. M i guel glaubt, die Kleine, mit der Carlos da ist, ist sein A u pair-Mädchen.«
    Zu meiner Enttäuschung verschwand Isabel aus meinem Blickfeld.
    »Und wo ist seine Frau?« fragte ich.
    »Zu Hause bei den Kindern, vermute ich«, sagte Miguel . » Irgend jemand muß sich ja schließlich um sie kü m mern.«
    »Brauchst du nicht auch jemanden?«
    »Was? Ein Au-pair-Mädchen? Ich habe keine Kinder!«
    »Um so besser. Dann hat sie mehr Zeit, sich ihren anderen Pflichten zu widmen.« Dave grinste anzüglich und setzte die Dose an die Lippen.
    Miguel schüttelte den Kopf. »Teresa tut mir leid. Das is t D aves Frau, wissen Sie«, erklärte er mir. »Eine absolut nette Frau. Nur schade, daß sie ’ s mit den Augen hat.«
    »Oi!« Dave quiekte bedauernd.
    Miguel machte ein tieftrauriges Gesicht. »Und mit de n O hren.«
    Die Party wurde lebhafter, und ich begann mich zu amüsieren. Dave und Miguel waren aber auch ein zu komisches Paar, wenn sie ein paar Drinks intus hatten. Auch Eduardo beehrte uns mit seiner Anwesenheit, in seinem Schlepptau ein deutsches Model, das kaum zwanzig war und offenbar wenig Englisch oder Spanisch sprach. Eduardo schien das nicht sonderlich zu stören. Auch er war charmant und freundlich, aber mir fiel auf, daß in seiner Gegenwart alle ein bißchen verkrampft wirkten.
    Einige Zeit später näherte sich Kate schwankend. Vielleicht ging sie auch ganz gerade, und nur ich schwankte.
    »Ich habe genug«, sagte sie. »Ich verziehe mich. Wenn ich jetzt gehe, kann ich Oliver noch zu Bett bringen. Jamie will noch bleiben. Er kommt mit dem Zug zurück. Kü m merst du dich um ihn?«
    Ich überlegte, ob ich mich ihr anschließen sollte.
    Sie sah, daß ich nachdachte. »Nein, du bleibst. Du darfst nicht so früh gehen. Bei mir ist das etwas anderes. Und ich bin ruhiger, wenn ich weiß, daß du ein Auge auf Jamie hast.«
    »Das wäre nicht das erste Mal.«
    »Also dann.« Sie legte mir eine Hand auf den Arm. »Isabel ist nett«, sagte sie, zwinkerte mir zu und ging.
    Etwa eine Stunde später begann sich die Party langsam aufzulösen. Ich bestellte ein Taxi zum Bahnhof und machte mich dann auf die Suche nach Jamie.
    Soweit ich sehen konnte, war er nicht im Garten. Dan n s tieß ich auf Isabel. »Ich verschwinde. Bis morgen.«
    »Oh, auf Wiedersehen. Es war nett, mit Ihnen zu plaudern.«
    Das war zwar eine Höflichkeitsfloskel, aber ich war mir sicher, daß sie sie ernst meinte. »Ja, es war nett«, sagte ich. Und dann: »Haben Sie Jamie gesehen?«
    »Oh, ja«, sagte sie. »Er ist da entlang, um mit Luciana eine Statue anzusehen. Das war vor ungefähr einer halben Stunde.« Sie warf mir einen amüsierten Blick zu.
    »Eine Statue?«
    »Ja. Offenbar gibt es dort eine Herkulesstatue im Wäldchen. Einer

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