Der Marktmacher
einen anderen Ort gebracht worden.
Eine halbe Stunde später klingelte das Telefon. Aber es war nicht DaSilva, sondern Zico.
Diesmal wurde die Diskussion ziemlich heftig. Ich konnte kaum etwas verstehen, aber Luís war so wütend, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Nach einigen Minuten knallte er den Hörer auf die Gabel und wandte sich an Nelson, die Zornesröte stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Sie wechselten einige scharfe Worte auf portugiesisch, dann stürmte Luís aus dem Wohnzimmer in den Park. Zum erstenmal wirkte Nelson verwirrt und wütend. Ich folgte Luís .
Er stand draußen, blickte in den Park hinaus und atmet e s chwer. Über dem Hügel am Ende des Tals braute sich eine dunkle Wolke zusammen und drohte mit Regen.
»Was ist geschehen?« fragte ich.
» Merda « , stieß er hervor. Und noch einmal: » Merda! Merda! Merda! «
Ich wartete.
»Zico wollte wissen, warum wir die Polizei informiert haben. Ich habe gesagt, das hätten wir nicht. Die Polizei habe nur einen Hinweis erhalten. Er hat mir nicht geglaubt. « N och immer war er äußerst erregt. »Zico hat g e sagt, wir könnten unserem Herrgott dafür danken, daß Isabel noch am Leben sei. Aber er will uns nur noch eine Chance geben. Entweder ich zahle bis morgen abend zehn Millionen Do l lar oder … Jetzt, wo ihm die Polizei auf den Fersen sei, könne er nicht mehr länger warten. In zwei Stunden ruft er mich nochmals an. Es hörte sich an, als ob er es verdammt ernst meint.« Luís nickte mit dem Kopf in Richtung des Hauses. »Ich habe dem Trottel da drinnen gesagt, die Polizei hätte ohne Rücksprache mit mir ni e mals das Versteck durchsuchen dürfen. Ich hätte ihm nicht ve r trauen sollen.«
Ich ließ Luís einen Augenblick, sich zu beruhigen. »Was werden Sie tun?«
»Ich weiß nicht. Das Lösegeld zahlen, nehme ich an. Ich darf Isabels Leben nicht noch einmal aufs Spiel setzen.«
»Können Sie denn bis morgen die zehn Millionen Dollar auftreiben?«
»Keine Ahnung. Leicht wird es jedenfalls nicht sein.«
»Was sagt Nelson?«
»Es interessiert mich einen Dreck, was Nelson sagt.«
Wir schlugen den Pfad zum See ein. Vor uns zeichnete sich das flammende Orange eines Baumes ab. Die Wolken am Ende des Tals waren noch dunkler geworden, obwohl der Park noch immer im Sonnenlicht lag.
Ich gab mir einen Ruck. »Es sieht so aus, als hätte die Polizei einen Fehler gemacht. Vielleicht hat auch Nelson einen Fehler begangen, als er ihr vertraut hat. Aber seine Ratschläge waren bisher sehr nützlich. Er ist sachlich, und er hat die Situation bisher korrekt eingeschätzt. Vielleicht sollten wir uns anhören, was er uns zu sagen hat. Dann können wir immer noch entscheiden.«
Schweigend gingen wir weiter. Ich machte mir schreckliche Sorgen um Isabel, trotzdem war ich der Meinung, daß wir ruhig bleiben und uns an die Regeln halten sollten. Zico war bereit, Isabel am Leben zu lassen, und Luís war bereit, ein Lösegeld zu zahlen. Wenn wir die Nerven behie l ten, würden wir unser Ziel erreichen.
»In Ordnung, sprechen wir mit ihm«, sagte Luís .
»Gut«, sagte ich, und wir eilten zum Haus zurück, denn der Himmel war jetzt schwarz, und die ersten Regentro p fen begannen zu fallen.
»Verhandeln Sie weiter«, sagte Nelson. »Er ist so schnell mit dem Preis heruntergegangen, weil er weiß, daß Sie sich Sorgen um die Polizei machen. Er möchte das Geschäft rasch zum Abschluß bringen. Das ist natürlich in unserem Interesse, aber nicht für zehn Millionen. Bisher haben wir unser Angebot jedesmal um eine halbe Million erhöht. Diese Summe sollten wir jetzt verringern, um ihm zu signalisieren, daß das Ende der Fahnenstange bald erreicht ist. Bieten sie ihm zwei Millionen zweihunderttausend.«
»Nein!« sagte Luís . »Das ist zu wenig! Warum soll ich ihm nicht drei bieten?«
»Weil er dann denkt, daß er noch viel weiter gehen kann«, sagte Nelson, der allmählich die Geduld verlor. »Begreifen Sie denn nicht, daß die Verhandlungen um so länger dauern werden, je größer Ihre Steigerungsraten sind?«
Ich verstand, was Nelson meinte. Schließlich setzte sich diese Erkenntnis auch bei Luís durch.
Zum angegebenen Zeitpunkt rief Zico wieder an. Luís unterbreitete ihm sein Angebot von zwei Komma zwei Millionen Dollar. Das Gespräch dauerte nicht lange. Luís wurde blaß, aber blieb hart.
»Was hat er gesagt?« fragte ich, kaum, daß Luís den Hörer aufgelegt hatte.
»Er hat fünf Millionen verlangt«, sagte Luís . »Und er hat
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