Der Maskenball
auf. "Ich werde die Leute nicht wecken, nur um sie zu fragen, ob ich ihr Telefon benutzen darf. Wen sollte ich überhaupt anrufen?"
"Einen Automobilclub", erwiderte Luca mühsam beherrscht.
"Ich bin in keinem Automobilclub Mitglied."
"Einen Abschleppdienst?"
"Haben Sie eine Ahnung, was das kostet?" Entsetzt stöhnte sie auf. "Die Werkstatt im Ort kann den Ersatzreifen morgen hierher bringen. Das wird wesentlich billiger ..."
"Ich verbringe die Nacht nicht in dieser Schrottkiste", sagte er ruhig.
"Glauben Sie, es ist besser, sich an die Kühe da hinten zu kuscheln?" fragte sie mit einem Blick auf die Kühe, die neugierig ans Gatter gekommen waren.
"Ungefähr einen Kilometer von hier bin ich über eine Kreuzung gefahren. Von dort aus habe ich einen Gasthof gesehen." Er o beugte sich in den Wagen. "Haben Sie eine Taschenlampe?"
"Leider nein."
Luca atmete scharf aus. Er ist ganz anders als der charmante Mann, dem ich vor drei Jahren in Italien begegnet bin, dachte sie. Jetzt war es ihr ein Rätsel, wie sie überhaupt eine Ähnlichkeit zwischen ihm und Luca hatte entdecken können.
Schließlich blieb ihnen nichts anderes übrig, als loszugehen.
"Ich hätte auf den Weg achten sollen", lenkte Darcy ein.
"Es hat jetzt keinen Sinn mehr, sich zu fragen, was gewesen wäre, wenn."
Sie presste die Lippen zusammen. Mit einem unterdrückten Fluch zog er seine Smokingjacke aus und reichte sie ihr.
"Ich bin abgehärtet", erwiderte sie leise, verlegen und erstaunt zugleich.
"Ich bestehe darauf ..."
"Nein ... wirklich nicht." Schnell ging sie weiter. "Sie kommen gerade aus Italien und erkälten sich bestimmt leichter als ich."
"Per amor di Dio ..." Kurzerhand hängte er ihr die Jacke über die Schultern. "Halten Sie einfach den Mund, und behalten Sie sie."
Dann legte er ihr den Arm um die Taille und stützte sie, denn der Weg war sehr uneben. Erstaunlicherweise genoss sie es. Er hat wirklich gute Manieren, dachte sie.
Als sie schließlich zu der Kreuzung gelangten, lag der Gasthof im Dunkeln da. "Müssen wir das tun?" fragte Darcy.
Ohne zu zögern, ging Luca zur Tür, um den Klopfer zu betätigen. "Für einen Brandy und ein heißes Bad wurde ich sogar Tote wecken."
Ein Außenlicht wurde eingeschaltet, und kurz darauf erschien ein verschlafen wirkender Mann mittleren Alters in einem Bademantel. Sie hörte Geld rascheln. Prompt nahm der Mann die Sicherheitskette ab, führte sie nach oben in ein freundliches Zimmer und ging wieder nach unten, um den Brandy zu holen.
"Wie viel Geld haben Sie ihm bloß gegeben?" erkundigte sie sich fasziniert.
"Genug, um ihn für die Unannehmlichkeiten zu
entschädigen." Stirnrunzelnd ließ Luca den Blick durch den Raum und zum angrenzenden Bad schweifen.
"Das Zimmer ist gemütlich", bemerkte sie. Auf dem Boden lag ein Teppich und auf dem Bett eine dicke Steppdecke.
Kurz darauf erschien der Besitzer wieder mit einer Flasche Brandy und zwei Gläsern.
Darcy nahm die Smokingjacke von den Schultern und
betrachtete Luca. Das Hemd klebte ihm am Körper, so dass seine Muskeln sich darunter abzeichneten. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, errötete sie.
"Geben Sie mir eine Münze", erklärte sie unvermittelt.
Er nahm ein Geldstück aus der Tasche. "Was ...?"
Sie nahm es ihm aus der Hand. "Wir werden um das Bett knobeln."
"Wie bitte?"
Doch sie hatte die Münze bereits hochgeworfen und wieder gefangen. "Kopf oder Zahl?"
"Dio ..."
"Kopf!" sagte sie ungeduldig. Dann öffnete sie die Faust und seufzte. "Sie nehmen das Bett, ich die Decke. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich zuerst dusche? Ich beeile mich auch."
Ohne auf eine Antwort zu warten, ging Darcy ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Wären Luca und sie nicht so knapp bei Kasse gewesen, hätte sie sich ein eigenes Zimmer geben lassen. Andererseits war es nur für wenige Stunden, und Luca würde wohl kaum von Verlangen überwältigt werden und einen Annäherungsversuch unternehmen...
Fünf Minuten später kam sie aus der Dusche und
unterdrückte ein Gähnen. Nachdem sie sich das Haar
trockengerubbelt hatte, zog sie BH und Slip wieder an, hängte ihr durchweichtes Kleid über die Handtuchstange und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
Luca war nicht im Zimmer. Sie eilte zum Bett, nahm die Decke und ein Kissen herunter, und zehn Sekunden später lag sie bereits in ihrem provisorischen Bett.
Nach zehn Minuten kam Luca herein. "Accidenti ... Das hier ist kein Zeltlager", schimpfte er. "Wir werden das Bett wie zwei
Weitere Kostenlose Bücher