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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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gemacht hatte, tauschte ich den unpassenden Piratenumhang gegen meinen eigenen wollenen aus und schlüpfte zur Vordertür hinaus, um ohne Eile um das Haus herumzulaufen. Die Größe von Olivers Grundstück war ein wenig eingeschränkt und bot kaum Platz für einen kleinen Gemüsegarten, nun brachliegend, und die Ställe, aber zumindest musste er seine Kutsch- und Jagdpferde nicht andernorts unterstellen. Da nun auch noch Rolly zu dieser kleinen Herde hinzukam, verfügte ich über einen mehr als ausreichenden Vorrat an Nahrung für meine Bedürfnisse, obgleich auch andere Quellen verfügbar waren. London war zum Bersten voll mit Pferden, und sollte es notwendig werden, wäre ich leicht in der Lage, mich von ihnen zu ernähren.
    Heute Nacht war Rolly an der Reihe. Inzwischen war er wieder fülliger geworden, hatte das, was er während der Ozeanreise an Gewicht verloren hatte, wieder zugelegt. Ich war großzügig mit seinem Hafer gewesen und hatte ihn jeden Tag striegeln lassen, und die zusätzliche Pflege zeigte sich in seinen leuchtenden Augen und dem schimmernden Fell. Kürzlich hatten wir ein oder zwei Runden durch die Stadt gedreht, als das Wetter nicht zu nass war.
    Ich bot ihm als Bestechungsgeschenk einen Klumpen Zucker an, besänftigte ihn und fuhr mit meiner Angelegenheit fort. Er hielt vollkommen still, selbst als ich fertig war und mir die Lippen abwischte. Dafür bekam er noch mehr Zucker.
    Intelligentes Tier.
    Das Blut vollbrachte sein übliches Wunder an mir, ich fühlte es durch meinen geschundenen Körper rinnen und spürte seine belebende Kraft. Die Haut über meinem Herzen begann zu jucken. Ich öffnete Brinsleys Hemd und sah, dass der entzündete rote Fleck um die frische Wunde ein wenig verblasst war. Sehr beruhigend, dies.
    Da ich endlich alleine war, stand es mir frei, eine Abkürzung zu nehmen, um meine Heilung ein wenig zu beschleunigen. Ich löste mich auf.
    Rolly gefiel dies nicht besonders. Vielleicht konnte er meine Anwesenheit auf irgendeine Art spüren; vielleicht hatte es auch mit der Kälte zu tun, welche ich in dieser Form ausstrahlte. Er tänzelte in seinem Unterstand und scheute. Um ihn zur Ruhe kommen zu lassen, verließ ich die Ställe und schwebte durch die Tore auf den Hof, welcher zum Hause führte. Trotz des starken Windes gelang es mir, den Weg zurück zu finden, um im Salon, genau vor dem Kamin, wieder zu materialisieren.
    Jericho, der äußerst vertraut mit meinen Gewohnheiten war, hatte während meiner Abwesenheit das Feuer geschürt, so dass es nun mit einer schönen, großen Flamme brannte, und meine Pantoffeln sowie meinen Morgenmantel bereitgelegt. Ich lauschte einen Augenblick intensiv, um die Geräusche im Hause zu bestimmen. Jericho befand sich in der Küche und führte eine belanglose Unterhaltung mit dem Kutscher und dem Koch. Ich konnte die einzelnen Worte nicht genau verstehen, aber die Stimmen waren ruhig und gelassen, was mir anzeigte, dass im unteren Stockwerk alles ruhig und friedlich war. Um so besser.
    Das Jucken in meiner Brust hatte nachgelassen. Ein zweiter Blick auf meine Verwundung beruhigte und verwunderte mich gleichermaßen. Jede Spur von Rot war fort, und die Narbe sah aus, als sei sie bereits mehrere Wochen alt. Mit der Zeit, wahrscheinlich nachdem ich mich das nächste Mal aufgelöst hatte, würde sie völlig verschwunden sein.
    Plötzlich zitterte ich. Ich zog mir einen Sessel näher zum Feuer und setzte mich hinein, in meinen Umhang gehüllt und zusammengekauert. Traurigkeit überkam mich.
    Ich dachte an Vater und vermisste ihn, vermisste seine vernünftige, beruhigende Art mit mir umzugehen, wenn das Leben schwierig wurde.
    »Du solltest froh sein, dass du noch immer ein Leben besitzt, welches dir Schwierigkeiten bereiten kann«, murmelte ich laut vor mich hin. Gott weiß, da die Zeiten so aussahen, wie sie aussahen – wäre ich vor über einem Jahr nicht durch diesen Dummkopf am Kessel des Kapitäns dahingerafft worden, hätte mich sehr bald darauf ein schlimmes Schicksal ereilt.
    Und ich hätte mich davon erholt. Meiner Veränderung wegen.
    Eine hässliche Art von Unbehagen durchdrang meine Eingeweide, als ich darüber nachdachte, wie die Dinge nun ständen, wäre ich Nora nicht begegnet. Ohne sie wäre ich gewiss in meinem frühen Grabe geblieben; Elizabeth wäre ebenfalls tot, hinterrücks und heimtückisch ermordet. Es hätte Vater das Herz gebrochen, uns beide zu verlieren.
    Ich zitterte erneut und befahl mir selbst, mit diesen morbiden

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