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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Gedanken aufzuhören. Das lag nur an diesem verdammten Duell und diesem verdammten Thomas Ridley. Der Gedanke an ihn erfüllte mich mit Zorn und Abscheu, Ersteres, weil er den Streit vom Zaun gebrochen hatte, und Letzteres, weil er die Dummheit besessen hatte, den Kampf wieder aufzunehmen. Um die Verwundung einmal außer Acht zu lassen: Ich hatte meine Rache an ihm nicht genossen. Ich erinnerte mich des Gefühls, wie meine Klinge den zähen Widerstand seines fleischigen Arms durchdrungen hatte und von dem Knochen, welcher sich darunter befand, aufgehalten worden war. Dies war ein sehr unangenehmes Gefühl gewesen. Es würde Wochen dauern, bis die Verletzung geheilt wäre; es sei denn, sie würde fiebrig werden, dann würde er entweder den Arm verlieren oder sterben.
    Nun, wie es auch bei allem anderen der Fall war, lag es in Gottes Hand. Ich brauchte mir für etwas, das nicht meine Schuld war, kein schlechtes Gewissen einreden. Ja, ich hatte ihn töten wollen wegen seiner Beleidigung Elizabeths, aber dieser Wunsch war verschwunden, nachdem der erste Schock über meine eigene Wunde abgeklungen war. Es war, als hätte ich gesehen, wie dumm er war, wie ein Kind, das einen Erwachsenen bedroht. Gewiss, es handelte sich bei ihm um ein sehr gefährliches Kind, aber er hatte keine Ahnung, wie sehr ich ihm überlegen war. Und ich ... ich hatte das Ausmaß meiner eigenen Fähigkeiten vergessen, was mich ebenfalls zu einem Dummkopf machte.
    Schluss damit, Johnnyboy, dachte ich und schüttelte den Kopf.
    Da ich mich nun wärmer fühlte, warf ich meinen Umhang ab und tauschte ihn gegen den Morgenmantel; dann mühte ich mich damit ab, mir die Stiefel auszuziehen. Ich hatte soeben meine linke Ferse befreit und wollte vollends aus dem Stiefel schlüpfen, als jemand an die Vordertür klopfte.
    Verdammnis, was sollte dies? Ich fuhr mit dem Fuß zurück in den Stiefel und begab mich missgestimmt in die zentrale Halle, wo ich durch eines der Fenster spähte, welche den Eingang flankierten.
    Ein Mann, gehüllt in einen dunklen Umhang, stand vor der Tür. Eine Sekunde lang dachte ich, es sei Ridley, weil er ungefähr dessen Größe besaß, aber seine Schultern hatten eine straffere Haltung, und mit seinem rechten Arm schien alles in Ordnung zu sein. Er drehte sich um und hob selbigen, um erneut anzuklopfen. Da erkannte ich sein Profil.
    Vetter Edmund Fonteyn? Was, um alles in der Welt, wollte er?
    Wahrscheinlich kam er, um mich wegen des Duells zu schelten. Er erledigte normalerweise die Drecksarbeit für Tante Fonteyn – und nur für sie – und wenn ihr nicht der Sinn danach stand, ihre zweifelsohne bissige Meinung zu diesem Thema selbst auszusprechen, schickte sie eben ihn an ihrer statt. Nicht dass mich diese Stellvertretung oder auch nur seine Anwesenheit interessierte. Heute Nacht war so vieles geschehen, dass ich einfach nicht in der Lage war, meine üblichen Gewissensbisse darüber zu beschwören, dass ich ihm an jenem Weihnachtsfest vor mehreren Jahren Hörner aufgesetzt hatte.
    »Ich werde an die Tür gehen«, sagte Jericho, der hinter mir auftauchte.
    »Ich bin bereits da, mache dir keine Mühe.« Zügig entriegelte und öffnete ich die Tür, und Edmond trat majestätisch herein. Er schien die gesamte Halle auszufüllen. Dies lag nicht allein an seiner Größe, sondern ebenso an seiner Art.
    Er mochte ein Stockfisch sein, wie es Oliver ausdrückte, aber wenn er einen Raum betrat, so bemerkten ihn die Leute.
    »Hallo, Edmond«, begann ich. »Wenn es um das Duell geht, so kann ich Ihnen versichern –«
    »Darum geht es nicht«, entgegnete er, wobei seine braunen Augen zunächst die Halle betrachteten; dann bemerkte er Jerichos Anwesenheit und richtete schließlich seinen Blick auf mich. »Wo ist Oliver?«
    »Mittlerweile liegt er im Bett.«
    »Er muss sogleich geholt werden.«
    Edmond sah immer ernst aus, aber nun lag eine düsterer Schatten über seinem Besuch, welcher dafür sorgte, dass es mich vor Angst kalt überlief. Ich gab Jericho ein Zeichen. Er befand sich bereits auf der Treppe. »Im Salon brennt ein Feuer«, teilte ich ihm mit und zeigte ihm durch Gesten die Richtung.
    Er runzelte kurz die Stirn, akzeptierte aber dann die Einladung und ging mit großen Schritten voraus. Unter seinem Umhang trug er noch immer seine Harlekinverkleidung, aber er hatte das weiße Käppchen gegen einen normalen Hut getauscht. Er trug keine Perücke, so dass sein kurz geschorenes, ergrauendes Haar zu sehen war. Dies hätte eigentlich

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