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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Gebäude war von Großvater Fonteyn gebaut worden, der momentan in einem aus Marmor gemeißelten Sarkophag vor sich hin moderte, unweit von dem Platz, an dem ich stand. Der Sarg seiner ältesten Tochter wurde soeben von den Sargträgern in eine nahe gelegene Nische geschoben. Morgen würde die Steinabdeckung, versehen mit einer Bronzeplatte, welche ihren Namen trug, an ihren rechtmäßigen Platz an der Mauer befestigt werden.
    So deprimierend es auch war, hier zu stehen, umgeben von all den toten Fonteyns, war es doch dem Blick in die gähnende Leere eines schwarzen Loches im Boden vorzuziehen, zumal der Eisregen nicht nachgelassen hatte. Der widerliche Geruch frisch umgegrabener Erde wäre fast zu viel für mich gewesen, obwohl schon die Tatsache, dass ich mich auf einem Begräbnis befand, schlimm genug war. Das Gleiche galt für Elizabeth, denn sie besaß nicht nur Erinnerungen an meine Beerdigung, mit denen sie zu kämpfen hatte, sondern auch an die von James Norwood.
    Ich warf ihr einen Seitenblick zu, um zu sehen, wie es ihr ging, und sie schenkte mir ein dünnes, aber zuversichtliches Lächeln, welches mich beruhigen sollte. Ein großer Teil ihrer Aufmerksamkeit war auf Oliver gerichtet. Wahrscheinlich war dies der einzige Grund, weshalb sie überhaupt in der Lage war, dies durchzustehen.
    Weiß wie ein Bettlaken und elend zitternd vor Kälte, sah er aus, als ob er gleich umkippen würde. Er war nicht betrunken und hätte es doch sein sollen; er benötigte dringend reichlich Brandy als Schutz vor dem, was vor sich ging. Er starrte abwesend auf den Sarg seiner Mutter, als sie diesen an seinen Platz schoben, und ich hatte keinen Zweifel daran, dass jedes Detail sich auf ewig seinem Gedächtnis einprägen würde.
    Er braucht Hilfe, dachte ich und fragte mich, was, um alles in der Welt, ich für ihn tun konnte. Mir kam jedoch keine brauchbare Idee. Vielleicht konnte ich mir später, wenn wir dieses verdammte Totenhaus verlassen hätten, etwas ausdenken.
    Schließlich endete der Gottesdienst. Da ich überhaupt nicht zugehört hatte, konnte ich dies nur aus dem letzten Amen und der allgemeinen Betriebsamkeit um mich herum schließen. Keine Trauernden verweilten lange in dieser von Fackeln erleuchteten Gruft. Übereinstimmend überließen wir Elizabeth Therese Fonteyn-Marling Gottes Gnaden und galoppierten durch den krustigen Schlamm und Schnee zurück zu dem Licht und der Wärme im Fonteyn-Hause.
    Die Bediensteten hatten zu diesem Anlass ein wirkliches Festmahl bereitet, und die Familie widmete sich diesem mit unziemlichem Genuss. Bald begann die riesige Ansammlung von kalten Bratenstücken, Pasteten, Süßigkeiten, Schinken und Gott weiß was noch alles, allmählich von den Serviertabletts zu verschwinden. Die Getränke wurden ebenso rasch dezimiert, aber niemand wurde durch den in Strömen fließenden Madeira ungebührlich laut oder fröhlich. Ich bemerkte, dass Oliver sich niemals auch nur in die Nähe der überladenen Tische begab.
    Sehr schlecht, dies, dachte ich.
    Es hatte eine Nachforschung über Tante Fonteyns Tod gegeben, welche jedoch nur kurz gewesen war, da es allen offensichtlich erschien, dass es ein Unfall gewesen war. Sie war in der Mitte des Heckenirrgartens aufgefunden worden, nachdem sie das Unglück ereilt hatte, irgendwie auf einer vereisten Stelle auszurutschen und sich den Kopf an der Kante des marmornen Springbrunnens aufzuschlagen. Ein Diener hatte sie bemerkt und Alarm geschlagen. Es wurde nach einem Arzt geschickt, aber ihr Schädel war einfach zerschmettert; es konnte nichts unternommen werden. Zumindest war es rasch geschehen und recht schmerzlos, sagte man; dies sollte für ihre Familie eine Art Trost bedeuten. Immerhin gab es schlimmere Arten zu sterben.
    In allen Gesprächen, welchen ich zuhörte oder an denen ich teilnahm, stimmte man allgemein darin überein, wie ungerecht und schrecklich dies sei, aber schließlich musste Gottes Wille denen, welche noch am Leben waren, ein Rätsel bleiben. Zum Glück übernahm Vetter Edmond die Pflicht, die Arrangements für die Beerdigung zu treffen. Da er selbst Anwalt war, kümmerte er sich aus Rücksicht auf Olivers Zustand darum, dass die Angelegenheit schnell abgewickelt wurde, und drei Nächte später hatte sich der größte Teil der Familie im Fonteyn-Hause versammelt, um Tante Fonteyn die letzte Ehre zu erweisen.
    Wäre nicht jedermann in Schwarz gekleidet gewesen, hätte es eins der Fonteyn-Weihnachtsfeste sein können. Der ganze Clan war

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