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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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die du bekommen wirst, deinem Herzen ein wenig Ruhe schenken werden. Zumindest weiß ich, warum ich verraten wurde.«
    Wir schwiegen für eine Weile. Die Kerzen waren bereits um einiges heruntergebrannt. Ich erhob mich, ging zu ihnen und blies außer zweien, die ich auf einen Seitentisch in unserer Nähe stellte, alle aus.
    »Ist dies genug Licht für dich?«, fragte ich.
    »Es ist gut so.« Sie schüttelte sich ein wenig. »Du hast meine letzte Frage noch nicht beantwortet. Was hält deine Dame – diejenige, die du derzeit besuchst – von dem, was du tust?«
    »Sie hält sehr viel davon, wenn ich das sagen darf.«
    »Es bereitet ihr Vergnügen?«
    »Ich glaube es zumindest.«
    »Meint sie nicht, es sei ungewöhnlich?«
    »Ich kann sagen, dass es zuerst wohl recht weit außerhalb ihrer Erfahrung lag, jedoch nicht über ihre freundliche Duldsamkeit hinausging.« Ich schwelgte einige Momente in Selbstzufriedenheit, doch mein Lächeln verblasste.
    »Was gibt es?«
    »Ich habe nur darüber nachgedacht, wie sehr ich sie vermissen werde. Es war sehr schwer für mich, sie vergangene Nacht zu verlassen. Aus diesem Grunde bin ich so spät zurückgekommen. Doch es wird nicht wieder geschehen. Jericho nahm mich ins Gebet bezüglich der knallenden Türen im Morgengrauen und des Weckens des Hauses.«
    »Vater war nicht amüsiert.«
    Ich sank ein wenig zusammen. »Ich werde mich bei ihm entschuldigen. Wo ist er? Er wurde doch nicht fortgerufen?«
    »In der letzten Nacht, in der wir zu Hause sind? Kaum. Er spielt Karten mit den anderen.«
    Vater war nicht gerade ein begeisterter Spieler und tat dies nur, um seine Frau zu besänftigen. »Macht Mutter wieder Schwierigkeiten?«
    »Gerade genug, dass alle auf Zehenspitzen herumlaufen. Du weißt, was sie über unsere gemeinsame Reise denkt – zumindest, wenn sie wieder einmal unter ihrem Wahn leidet. Abscheuliche Frau. Wie konnte sie je auf eine solch widerliche Idee kommen?«
    Darüber hatte ich mir schon den einen oder anderen Gedanken gemacht, war aber nicht willens, diese mit irgendwem zu teilen. »Sie ist krank. Krank im Kopf und an der Seele.«
    »Es wird mir nicht Leid tun, sie zurückzulassen.«
    »Elizabeth ...«
    »Mache dir keine Sorgen, ich werde mich schon benehmen«, versprach sie. Wir verabscheuten beide unsere Mutter von Herzen, auch wenn Elizabeth sich mehr über sie beschwerte als ich. Ich hatte mich grundsätzlich dazu entschieden, zuzuhören und zu nicken, aber dann und wann ermahnte ich sie, vorsichtiger zu sein. Mutter wäre nicht erfreut, wenn sie zufällig eine solch unverblümt ausgesprochene Ehrlichkeit mit anhören müsste.
    »Ich hoffe, es hilft dir, dass ich ebenso empfinde«, sagte ich in dem Bemühen, meinen Vorwurf zu mildern.
    »Hilft? Wenn ich dächte, es gehe nur mir so, wäre ich ebenso verrückt wie sie.«
    »Gott behüte.« Ich nahm mein Bein von der Armlehne des Sessels und stand auf. »Bleibst du hier, oder kommst du mit?«
    »Ich bleibe. Es könnte einen Anfall bei ihr auslösen, wenn sie uns zusammen hereinkommen sähe.«
    Dies war die traurige Wahrheit.
    Ich schlenderte gemütlich zum Salon und hörte die ruhige Unterhaltung zwischen den Kartenspielern, lange bevor ich den Raum erreichte. Aufgrund der günstigen Lage der zentralen Halle konnte ich das Meiste von dem hören, was im ganzen Haus vor sich ging. Mrs. Nooth und ihre Untergebenen waren noch in der entfernt gelegenen Küche beschäftigt, und andere Bedienstete, einschließlich Jerichos und seines Vaters Archimedes, liefen oben herum und richteten die Schlafzimmer für die Nacht her.
    Die Geräusche, die ich als Teil der normalen Hintergrundgeräusche des Lebens lange ignoriert hatte, zerrten an mir wie Stricke. Das hatte ich bereits ein Dutzend Mal gespürt, seit der Plan, nach England zu fahren, endgültig beschlossen worden war. Auch wenn nicht alles, was hier geschehen war, angenehmer Natur war, so war es doch die Heimat, meine Heimat, und wer von uns kann so einfach von solcher Vertrautheit scheiden?
    Und dem Komfort. Meine früheren Reisen nach England und zurück hatte ich nicht besonders genossen. Die Bedingungen des Lebens an Bord eines Schiffes konnten entsetzlich sein – noch ein weiterer Grund für meine Bedenken, Elizabeth bei mir zu haben. Doch ich hatte andere Frauen gesehen, die die Reise ohne besonders große Schwierigkeiten hinter sich gebracht hatten. Einige von ihnen hatten es sogar genossen, während nicht wenige der zähesten Männer hilflos wie Säuglinge
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