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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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aber noch hatte ich selbst die Erschütterung nicht überwunden, also wie konnte sie sich so vollkommen erholt haben?
    Also hatte sie sich nicht erholt. Sie log. Aber ich hatte gehört, wenn man nur oft und laut genug lügt, verwandelt sich die Lüge schließlich in Wahrheit. Wenn dies Elizabeths Lösung war, um mit der Katastrophe leben zu können, dann sei es, und sie hatte meinen Segen dazu.
    »Hast du die letzte Nacht genossen?«, fragte sie, als sie aufstand und ihre Partituren ordnete.
    »Ja, sehr«, antwortete ich geistesabwesend.
    »Ich bin froh, das zu hören, ich bin besorgt um dein ... Glück.« Sie machte eine Pause und lächelte erneut und in einer Weise, dass ich verstand, sie wusste genau, was ich getan hatte. Meine vagen Erzählungen, dass ich zu ›The Oak‹ gehe, um mich zu unterhalten, bedeuteten für sie nichts als Schall und Rauch. Und wahrscheinlich auch für Vater. Mit ziemlicher Sicherheit für Jericho ebenfalls.
    »Das ist sehr nett, aber dies ist kaum ein Thema, welches ich mit dir erörtern kann.«
    »Weil ich eine Frau bin?«
    »Weil ich ein Herr bin«, erwiderte ich mit blasierter Endgültigkeit.
    Sie zog es vor, dies zu ignorieren. »Das bedeutet, dass du deine Eroberungen mit anderen Herren erörterst?«
    »Ganz sicher nicht. In Cambridge konnte man für eine sorglose Prahlerei in einem Duell erschossen werden.«
    »Ah, aber ich bin kein Herr und hege nicht den Wunsch, dich herauszufordern, also bist du auf der sicheren Seite.«
    »Aber, wirklich –«
    »Ich habe mich lediglich gefragt, wer sie war.«
    Dies war nicht viel verlangt, aber Verdammnis, ich hatte meine Prinzipien. Wenn Molly schweigen konnte, so konnte ich es auch. »Es tut mir Leid, aber nein.«
    Elizabeth hatte das Sortieren ihrer Notenblätter beendet. An ihrem Gebaren konnte ich erkennen, dass sie nicht zufrieden war, geschweige denn willens, aufzugeben.
    »Warum diese Neugierde über die Gesellschaft, in der ich mich befinde?«, fragte ich, bevor sie eine weitere Frage formulieren konnte.
    Sie hielt inne und zog eine Grimasse. »Oh, ich gebe keinen Pfifferling dafür, mit wem du zusammen bist.«
    »Warum also –«
    »Verdammnis, ich bin ebenso schlimm wie Mrs. Hardinbrook.«
    Also, dies war wirklich eine beunruhigende Erklärung. »Auf welche Weise?« Elizabeth ließ sich auf ein Sofa fallen. Ihre weiten Röcke blähten sich durch die Bewegung auf. Ungeduldig schlug sie sie nieder. »Diese Frau krümmt und windet sich, indem sie ein Dutzend Fragen stellt, um sich langsam zu derjenigen vorzuarbeiten, die sie tatsächlich stellen möchte. Was für eine schreckliche Sache, dass ich dies ebenfalls tue.«
    »Wenn eine entsprechende Situation gegeben ist, hat dies seine Richtigkeit; normalerweise bei Fragen, die sonst nicht beantwortet werden würden. Doch mir wurde klar, was du möchtest, wodurch diese List unpassend wird.«
    Sie warf mir einen ärgerlichen Blick zu. »In der Tat, so ist es, kleiner Bruder.«
    »Nun denn, was möchtest du mich in Wirklichkeit fragen?«
    Der Ärger verwandelte sich in schelmische Vorsicht. »Ich bin neugierig, ob du mit deiner Dame auf die gleiche Weise umgehst, wie Miss Jones mit dir umging.«
    Was auch immer ich in dieser Nacht als Gehirn benutzte, es arbeitete die nächsten Augenblicke nur sehr eingeschränkt. »Ich bin nicht sicher, ob ich die Bedeutung deiner Worte richtig verstehe«, sagte ich schließlich, indem ich mich in meinem Sessel aufsetzte, um sie anzusehen.
    »Wenn du mit einer Dame zusammen bist und es um gewisse intime Themen geht, führst du diese zu einem Ende, indem du ihr Blut trinkst?«
    »Großer Gott, Elizabeth!«
    »Oh, meine Güte, nun habe ich dich schockiert.« Sie schien ehrlich betrübt zu sein.
    »Das ist kaum ... ich meine ... warum, zum Teufel, willst du das wissen?«
    »Ich bin nur neugierig. Ich habe mich das gefragt, und auch, wenn du dies tatest, ob du Blut mit ihr ausgetauscht hast, und was sie darüber dachte.«
    Zu diesem Zeitpunkt musste mein Kinn wohl bereits den Boden berühren.
    »Wenn dies ein Vertrauensbruch ist, ziehe ich die Frage natürlich wieder zurück«, fuhr sie fort.
    »Das kannst du kaum tun! Es wurde bereits ausgesprochen und ... und ... oh, großer Gott.«
    »Es tut mir Leid, Jonathan. Ich dachte mir, dass du vielleicht ein wenig aus der Fassung sein könntest –«
    Ein wenig?
    »Aber ich dachte, da du mir bereits erzählt hast, wie die Dinge zwischen dir und Miss Jones lagen, würdest du es nicht so schwierig finden, zu
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