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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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Schiff, oder an eine unzufriedene Mannschaft, oder – trotz aller Beteuerungen des Gegenteils – an einen Angriff durch Rebellen oder Freibeuter, welche gemeinsame Sache miteinander machten, türmten sich bedrohlich vor mir auf. In der Nacht zuvor war ich viel zu sehr davon in Anspruch genommen gewesen, die Vergnügungen zu genießen, welche Molly mir bot, um über all die Schrecknisse nachzudenken. Frei von solchen Ablenkungen, konnte ich sie nicht länger beiseite schieben. Ich sah Elizabeth zu und machte mir Sorgen um die Zukunft.
    Anfänglich war meine Einladung an sie, mit mir zu kommen, durch den starken Wunsch begründet gewesen, ihr eine Ablenkung von der Melancholie zu bieten, welche sie in den letzten Monaten geplagt hatte. Sie hatte sich gesträubt, aber ich hatte sie überredet. Angesichts all der Risiken, die wir eingehen würden, war ich nun anderer Meinung, wenn es darum ging, sie mitzunehmen. Und Jericho. Doch bei ihm war es anders. Als sein Besitzer konnte ich ihm befehlen, daheim zu bleiben; bei Elizabeth konnte ich dies nicht tun. Sie war einst überzeugt gewesen, überzeugt, dass sie bleiben wollte. Das eine Mal, als ich das Thema bei ihr angesprochen hatte, hatte mich von ihrem Willen überzeugt, mitzukommen. Wir hatten nicht direkt gestritten, doch sie hatte mir äußerst klar zu verstehen gegeben, dass alle Gefahren, die vor uns liegen mochten, für sie nicht von Interesse seien, und dass mir geraten sei, es ihr gleich zu tun.
    Es war nun zu spät, die Dinge zu ändern. Doch wie ich bereits zu Molly gesagt hatte, wir waren alle in Gottes Hand. Ich musste mir selbst besser zuhören.
    Elizabeth beendete ihr Stück. Die letzten Noten verklangen, und die Zufriedenheit, die sie stets zu umfangen schien, wenn sie spielte, verblasste. Der Ausdruck ruhiger Sanftheit auf ihrem Gesicht veränderte sich rasch und zeigte bald eine gequälte Anspannung, insbesondere um die Augen und den Mund herum.
    »Was denkst du?«, fragte sie mich.
    »Du hast erstaunlich gut gespielt, wie immer.«
    »Nicht über mein Spiel, sondern über das Stück.«
    »Es ist sehr hübsch, sehr angenehm.«
    »Und was noch?«
    Es hatte keine Zweck, etwas vor ihr zu verheimlichen; wir kannten einander viel zu gut dafür. »Es scheint eine gewisse Dunkelheit darin zu geben, besonders im Mittelteil und gegen Ende.«
    Dies entlockte ihr ein Lächeln, welches mir gewidmet war. »Es gibt also noch Hoffnung für dich, wenn du dies bemerkt hast.«
    »Also wirklich!«, protestierte ich, indem ich mich auf übertriebene Weise gekränkt gab. Nachdem ich letzte Nacht für Molly den Hanswurst gespielt hatte, war es ebenso einfach, dies einmal mehr für meine Schwester zu tun. Gott weiß, sie hatte es bitter nötig, dass ihre Stimmung aufgeheitert wurde. Elizabeths Lächeln wurde ausgeprägter, doch es verwandelte sich nicht in ein Lachen.
    Dann verschwand es vollkommen, als sie sich wieder auf ihre Musik konzentrierte. »Diese ›Dunkelheit‹ gefällt mir daran am besten, weißt du. Es ist der beste Teil des gesamten Stücks.«
    »Dies ist ein interessanter Gedanke, kein Zweifel.«
    Ihr Blick richtete sich auf mich, als sie meinen vorsichtigen Tonfall wahrnahm. »Oh, Jonathan, bitte höre auf, dir Sorgen um mich zu machen.«
    »Es ist zu einer Gewohnheit geworden, fürchte ich.«
    »Ja, bei euch beiden, dir und Vater. Es geht mir gut. Es war schrecklich, und ich würde das, was geschehen ist, meinem schlimmsten Feind nicht wünschen, doch ich bin sicher, Gott hat einen guten Grund dafür.«
    »Ich hoffe, es gab einen guten Grund dafür. Um nichts in der Welt kann ich mir erklären, warum dir all dies zugestoßen ist. Du verdienst ganz sicher Besseres als das, was du bekommen hast.«
    Sie presste ihre Lippen fest zusammen, und ich wusste, ich hatte zu viel gesagt. »Es tut mir Leid«, murmelte ich. »Aber ich werde manchmal einfach so ärgerlich, wenn es um dich geht.«
    »Wohl eher ständig. Ich bemühe mich sehr, es zu vergessen. Kannst du nicht das Gleiche tun?«
    Ich zuckte die Achseln, was angesichts meiner Position im Sessel kein leichtes Unterfangen war.
    »Du und Vater, ihr seid mir eine große Hilfe und ein großer Trost gewesen, doch dies ist nun nicht mehr nötig – es geht mir jetzt viel besser.«
    Versuchte sie, mich zu überzeugen, oder sich selbst? Oder hörte ich Dinge, die in Wirklichkeit gar nicht da waren? Mit Sicherheit schien es so, als gehe es ihr besser, insbesondere angesichts der Reise, auf die sie sich freuen konnte,
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