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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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betrunken, und der Neffe, den du am wenigsten magst, ist verrückt geworden, und wir sind hier, um deine ewige Ruhe zu stören. Wie findest du dies, du verdammte Harpyie?«
    Oliver starrte mich entsetzt an. Ich grinste ihn an und schockierte ihn dann noch mehr, indem ich auf Großvater Fonteyns Sarkophag hinauf- und auf der anderen Seite wieder hinuntersprang. »Was meinst du dazu, Großvater? Hat dich dies geweckt? Komm schon, Oliver, verschaffe dir etwas Bewegung.«
    Er nahm einen kräftigen Schluck von dem Brandy und hustete ein wenig. »Ich kann nicht«, keuchte er. Aber der Protest war schwächer geworden.
    »Aber natürlich kannst du. Was kann es ihm schon schaden? Er kann es nicht spüren. Aber du wirst es spüren.« Ich hüpfte hinauf, tollte auf dem gemeißelten Marmor herum und sprang leichtfüßig wieder herab. »In Ordnung, wenn du nicht tanzen möchtest, ist mir das gleichgültig, aber du wirst mit ihr reden.
    Schreie sie an, wenn du möchtest, niemand wird davon ein Wort hören.«
    Er warf mir einen finsteren Blick zu. »Du wirst es hören.« »Kaum. Ich kehre zum Haus zurück.« Mit diesen Worten drehte ich mich um und marschierte los.
    »Du solltest dich beeilen, damit anzufangen. Je eher du beginnst, desto eher kannst du das Feuer und das Essen, das auf dich wartet, genießen.«
    Er kehrte eine halbe Stunde später zurück, mit klappernden Zähnen, die Haut ganz rot und weiß gefleckt von der Kälte, aber auch mit einem deutlichen Zeichen des Triumphes in den Augen. Und der stammte nicht allein vom Brandy.
    Er hatte mit seiner Mutter gesprochen.
    Er hatte auch geschrien, gegrölt und sie verflucht, in einer äußerst amüsanten und inspirierten Weise. Ich wusste dies, weil ich in einiger Entfernung gewartet hatte, gerade nahe genug, um seine Stimme zu hören, die Worte hatte ich jedoch nicht verstehen können. Erst als ich mir sicher war, dass er die Angelegenheit wahrhaft in Angriff genommen hatte, eilte ich davon, um mich darum zu kümmern, dass eine heiße Suppe im Salon auf ihn wartete. Radcliff brachte sie selbst, wobei er seinem Kummer über die zerbrochenen Möbel und Accessoires Ausdruck verlieh, aber er verschwand eilig, als Oliver hereinkam und ich ihm bedeutete uns allein zu lassen. Der Tratsch und Klatsch des Personals würde heute Nacht ohne Zweifel sehr unterhaltsam sein.
    Oliver ließ sich mit seiner üblichen Hemmungslosigkeit in den Sessel fallen und erklärte, er habe damit gerechnet, zu erfrieren.
    »Es ist ein Gefühl, als habe der Teufel sich meine Ohren geschnappt und wolle sie nicht mehr loslassen«, beschwerte er sich gut gelaunt. Er hielt seine Hände gegen das Feuer, um sie zu wärmen, und legte dann behutsam seine Handflächen auf seine Ohren. »Au! Nun, wenn ich sie verlieren sollte, dann ver- liere ich sie eben. Dann brauche ich bloß eine Perücke, welche meine schmucklosen Ohrlöcher verdeckt, damit es niemandem auffällt. Was ist dies? Suppe? Genau das Richtige, aber ich brauche noch mehr Brandy, wenn du nichts dagegen hast. Und etwas Schinken, nein, das dicke Stück dort drüben. Es ist kalt geworden, nicht wahr? Ich werde es einfach mit der Feuerzange nehmen und ein wenig rösten ... nun, das wird es hübsch erhitzen. Weißt du, sie hätte das niemals erlaubt. Gegessen wird im Esszimmer, sonst nirgendwo, aber zum Teufel mit den alten Gebräuchen. Dies ist nun mein Haus, und hier werden Veränderungen stattfinden, warte es nur ab! Und sieh dir auch dies an!«
    Er hielt den Trauerring mit seinen langen, weißen Fingern in die Höhe.
    »Siehst du, Vetter? Siehst du es? So!« Er warf den Ring ins Feuer. Er landete weich, und Oliver schwieg, als die Flammen an ihm hochschlugen und ihn verschlangen.
    »So«, wiederholte er sanft. »Keine Heuchelei mehr. Keine verdammten Schuldgefühle mehr. Du meine Güte, ist der Schinken heiß! Reichst du mir bitte den Teller herüber? Hüte dich vor diesem Brandy, was für ein wunderbares Zeug!«
    Ich blieb bei ihm und hörte mit frohem Herzen seinem Geplapper zu, während er über das Essen herfiel. Er war betrunken und betrank sich noch mehr. Morgen würde er einen schlimmen Kater haben, aber dies würde dafür sorgen, dass er über etwas anderes nachdachte als über seine Schuldgefühle – falls davon überhaupt noch welche übrig waren. Ich argwöhnte, dass tatsächlich ein Rest bei Oliver verblieben sein könnten, da Oliver seine Empfänglichkeit dafür bereits unter Beweis gestellt hatte. Aber ich dachte auch, dass er beim

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