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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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nächsten Mal, wenn er spürte, wie sich ihre Krallen in ihn gruben, gewiss hinausgehen und im Mausoleum herumschreien würde, nun, da er diese Möglichkeit erfolgreich erprobt hatte.
    Bald fragte Oliver, der völlig gesättigt und todmüde war, ob ich ihn nach oben ins Bett bringen könne.
    »'ch glaub nich', dass ich das allein kann, un' das is die heilige Wahrheit, Vetter«, gestand er mir jammernd.
    Ich sagte zu ihm, ich würde ihm mit dem größten Vergnügen helfen.
    Nachdem ich ihn auf seine kraftlosen Füße gestellt hatte, torkelten wir in die Halle und fanden einen Treppenaufgang, welchen wir hinaufstolperten. Oliver war nicht gerade ruhig, sondern kicherte und erklärte, ich sei der beste ver- dammte Vetter auf der Welt, und er würde jeden Mann zum Duell herausfordern, der etwas anderes behauptete. Dies rief einige Bedienstete herbei, welche nach der Ursache für den Radau sehen wollten. Eine von ihnen war eine ältere Frau, die von dem angeheiterten Oliver mit Freuden begrüßt wurde.
    »Nanny! Du wunnerba'er alter Liebling! Bekommt dein böser Junge 'ne Umarmung?« Er fuchtelte mit einem Arm, aber ich bewahrte ihn davor, vornüberzukippen und auf die arme Frau zu stürzen.
    »Mr. Oliver, Sie müssen zu Bett gehen«, entgegnete sie in einem scheltenden Tonfall und stemmte die Hände in die Hüften. Sie war winzig, aber ich hatte den Eindruck, dass ihre Autorität im Kinderzimmer niemals angezweifelt worden war.
    Oliver lächelte glückselig. »Genau dahin geh ich auch, Nanny. Bekomme ich 'was Schok'lade zur guten Nacht, wie in alten Zeiten?«
    »Gibt es einen Raum, in den wir ihn bringen können?«, fragte ich sie.
    »Sein altes Zimmer befindet sich gleich hier vorne – nein, das ist vielleicht keine gute Idee, denn es ist ganz leer und kalt. Hier entlang, Sir.«
    Sie führte uns zu einem Zimmer, welches für Gäste hergerichtet war, die im Hause übernachteten. Eine kleine Kammer nur, aber das Feuer im Kamin war entfacht und das Bett aufgedeckt und bereitet. Ich legte ihn sanft darauf und ließ es zu, dass sie ihn bemutterte. Sie zog ihm die Schuhe sowie Jacke und Hemd aus, als sei er noch immer vier Jahre alt. So weit er sich dessen überhaupt bewusst war, schien Oliver jede Minute davon zu genießen. Sobald sein Kopf das Kissen berührte, schlief er allerdings ein und begann laut zu schnarchen.
    Das Kindermädchen deckte ihn pflichtbewusst zu und hielt dann inne, um auf ihrem Wege nach draußen einen Knicks vor mir zu machen. Wir hatten einige Gelegenheit, uns gegenseitig zu mustern. Ich sah ein gütiges Gesicht, welches nicht hübsch war, jedoch ein großes Maß an Weisheit ausstrahlte. Sie hingegen sah mich ungläubig und überrascht an, was wohl daran lag, dass meine Kleidung noch immer reparaturbedürftig war.
    Zweifellos waren zerrissene Ärmel und fehlende Knöpfe ein seltener Anblick in diesem Hause. Ich nickte ihr höflich zu und schritt aus dem Zimmer, als sei mir mein heruntergekommener Aufzug nicht bewusst.
    Unglücklicherweise stieß ich dort heftig mit der kräftigen Gestalt von Vetter Edmond zusammen. Er verlieh seinem Widerwillen, meiner Ungeschicklichkeit wegen, deutlich Ausdruck.
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte ich versöhnlich, aber er starrte mich aus kalten bösen Augen an.
    »Was? Sind Sie ebenfalls betrunken?«
    »Nein, aber der arme Oliver brauchte etwas Hilfe, um seinen Weg nach oben zu finden.«
    »Da bin ich sicher. Das halbe Haus hörte sein schändliches Treiben.« Edmond drängte sich an mir vorbei, um einen Blick in den Raum zu werfen, über Olivers schlafende Gestalt zu murren und das Kindermädchen zurechtzuweisen. »Mrs. Howard, was, zum Teufel, tun Sie hier? Machen Sie sich auf den Weg, um sich um die anderen Bälger zu kümmern. Dasjenige hier benötigt Ihre Hilfe schon lange nicht mehr.«
    Mrs. Howard, welche offensichtlich an seinen rauen Umgangston gewöhnt war, raffte würdevoll ihre Röcke und verschwand. Flink durchquerte sie einen großen Teil der Halle, scheinbar, ohne sich zu beeilen, und bog, ohne zurückzublicken, um die nächste Ecke des Flures.
    Edmond starrte hinter ihr her und konzentrierte sich dann ganz auf mich. Seine Lippe kräuselte sich, als wolle er sprechen. Ich wartete, doch kein Wort verließ seinen Mund. Er presste ihn fest zusammen, so dass eine schmale Linie entstand, welche seine Verachtung für mich ausdrückte, aber nach allem, was geschehen war, war ich durchaus nicht empfänglich für seinen Einschüchterungsversuch. Wenn jemand in

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