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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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frage mich, ob er von Vetter Buzephalus abstammt.«
    »Großer Gott, Elizabeth, du denkst doch nicht ernsthaft –«
    »Gewiss nicht, aber ich möchte ein wenig Genuss im Leben haben, so lange es noch an mir ist, es zu genießen. Wenn ich daran denke, was für ein freudloses, verbittertes Leben Tante Fonteyn führte, könnte ich wegen dieser Verschwendung und der ganzen Traurigkeit ihres Daseins einfach weinen.«
    »Nach den schrecklichen Dingen, welche sie sagte und tat, empfindest du Mitleid für sie?«
    »Verwundete Tiere, Jonathan«, erinnerte sie mich. »Es ist nicht ihre Schuld, dass jemand sie grausam behandelt hat. Wenn du dies im Kopf behältst, ist es leicht zu verstehen, dass sie diejenigen beißen, welche ihnen zu nahe kommen.«
    »Soll das heißen, dass du dir eine nachsichtigere Haltung auch gegenüber Mutter zu Eigen machen wirst?«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Du bist sehr neugierig, nicht wahr? Ich vermute, darauf muss ich mit Ja antworten, aber andererseits ist es einfach, sich tolerant zu geben, wenn sich die Quelle aller Probleme mehrere tausend Meilen entfernt befindet.«
    »Nun gut, dann werde ich dich erneut fragen, wenn sie in der Nähe ist.«
    »Da bin ich mir sicher.« Ihr trockener Humor war wohl dazu gedacht, ihre gedrückte Stimmung zu verbergen.
    »Wird es dir hier gut gehen?« Ich hob eine Hand, um auf das riesige Haus zu zeigen. »Ich meine, nach dem Begräbnis und alledem. Ich kann dich nach Hause bringen, wenn du möchtest.«
    Sie schüttelte energisch den Kopf. »Es geht mir gut. Es ist etwas anderes als das, woran ich gewöhnt bin, aber eine kleine Veränderung hier und da macht mir nichts aus. Außerdem werde ich hier gebraucht. Der arme Oliver wird morgen Höllenqualen erleiden, wenn er erwacht, und ich dachte, ich probiere vielleicht eines von Dr. Beldons Heilmitteln an ihm aus.«
    »Und das wäre?«
    »Tee mit Honig und Minze. Dies ist besser für seinen Kopf als Moosschnupftabak, da bin ich mir sicher.« Sie ließ ein wenig den Kopf hängen.
    »Ich hoffe, sie sind ebenfalls alle wohlauf. Vater und die anderen, meine ich.«
    »Das frage ich mich auch oft, aber ich bin sicher, dass es ihnen gut geht, also mache dir keine Sorgen. Du hast davon bereits mehr als genug. Kommst du gut mit Clarinda zurecht?«
    »Sehr gut, danke. Sie unterscheidet sich sehr von Edmond. Ich frage mich, wie es kam, dass sie heirateten.«
    »Wer weiß?«, erwiderte ich abwesend, da ich nicht besonders an diesem Thema interessiert war.
    Wir wünschten uns eine gute Nacht, und ich versprach, morgen nach Sonnenuntergang wiederzukommen. Olivers neuer Status als Herr über das Fonteyn-Haus erforderte, dass er sich hier noch einige Zeit aufhielt, bevor er in sein eigenes Haus zurückkehren konnte. Als ich meinen Umhang anzog und mich zum Schutze vor dem Wind darin einwickelte, stellte ich Überlegungen an, ob er seinen anderen Haushalt wohl aufgeben und hierher zurückkehren werde. Trotz all der düsteren Ecken und Kammern war es ein schönes, geräumiges Haus, und er hatte Veränderungen versprochen. Himmel, vielleicht würde er sogar die Fensterläden öffnen und noch einige zusätzliche Fenster einsetzen lassen. Großvater Fonteyn würde sich dann im Grabe umdrehen, und mir fiel niemand ein, der diese Störung mehr verdiente, außer vielleicht seine älteste Tochter. Im Gegensatz zu Elizabeth fand ich es schwierig, Mitgefühl für diese entsetzliche Frau aufzubringen, selbst wenn sie tot war.
    Auf meinem Wege nach draußen sah ich, wie Edmond und der unangenehme Arthur Tyne am Haupteingang die Köpfe zusammensteckten. Ich zögerte, da ich keinem von beiden begegnen wollte. Sie waren passend für das Wetter gekleidet und bereit, das Haus zu verlassen; Edmond war vermutlich auf dem Weg nach Hause, ebenso wie ich. Vielleicht machte es ihm nichts aus, Clarinda vorerst ihren eigenen Plänen zu überlassen. Nicht dass irgendjemand, der im Hause geblieben war, sie zu einem Techtelmechtel verführen könnte. Die Gäste waren entweder zu jung oder zu alt, zu verheiratet, oder besaßen das falsche Geschlecht für sie – wenn man Oliver nicht mitzählen wollte. Ich wusste, dass sie ihn vielleicht attraktiv fände, aber andererseits war er völlig betrunken und würde ihr nicht von großem Nutzen sein.
    Ich war nervös und wünschte, Edmond und Arthur würden sich beeilen, damit ich das Haus verlassen konnte. Vielleicht sollte ich mich einfach auflösen und an ihnen vorbeischweben. Ich hatte ohnehin geplant, mich auf

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