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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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meinem Heimweg in dieser Kunst zu üben, vorausgesetzt, dass der Wind nicht allzu lästig war.
    »Jonathan?«, flüsterte mir eine Frau aus der Dunkelheit der Halle zu und ließ mich zusammenzucken.
    Ich blinzelte in die Schatten und konnte zuerst ihre Gestalt erkennen, dann ihr Gesicht. »Clarinda?«
    Sie blieb an Ort und Stelle, teilweise verborgen, also ging ich zu ihr hin. Widerstrebend. Edmond musste nur herüberblicken, um mich zu sehen, und wenn er irgendwie die Gestalt seiner Frau erkannte –«
    »Was gibt es?«, flüsterte ich zurück, wobei sich meine Nackenhaare aufrichteten.
    »Ich muss mit dir sprechen.«
    O je. War dies die Einleitung zu einer weiteren Verführung, hier in diesem verlassenen Raum, nach dem Begräbnisschmaus? »Nun, ich wollte mich gerade auf den Weg machen –«
    »Es ist wichtig. Ich brauche nur eine Minute. Bitte komme mit mir.«
    Ihr nervöser Ton schien kaum passend für eine so delikate Sache wie ein fleischliches Intermezzo. Vielleicht verursachte die unmittelbare Bedrohung durch Edmonds Gegenwart eine Abkühlung ihres normalerweise so hitzigen Naturells.
    Mit dem Gedanken an ihn im Kopf – ganz zu schweigen von seiner beunruhigenden Nähe – warf ich einen furchtsamen Blick um mich und folgte ihr dann in die tiefere Dunkelheit der Halle.
    Sie ging voran, wobei sie sich in regelmäßigen Abständen umsah, um sich zu vergewissern, dass ich mich noch hinter ihr befand. Sie bewegte sich auf Zehenspitzen, wobei ihre Röcke kaum den Fußboden berührten. Da ich ebenfalls keinerlei Aufsehen erregen wollte – insbesondere nicht bei Vetter Edmond – folgte ich ihrem Beispiel und bewegte mich möglichst lautlos vorwärts.
    Wir gingen an einigen Räumen vorbei, auf dem Weg zu den entfernteren Bereichen des Hauses, und kamen schließlich in einem Zimmer an, welches mir höchst vertraut war. Da stand dasselbe Sofa und dieselbe Büste von Aristoteles (oder einem der Cäsaren) war auf dem Kaminsims zu erblicken. Die Vorhänge waren wegen der Trauer zugezogen, und dieses Mal loderte ein Feuer im Kamin, aber abgesehen davon sah alles genauso aus wie an jenem Weihnachtsfest, als wir hier eine äußerst glückliche und lebhafte Begegnung erlebt hatten.
    Johnnyboy, worauf lässt du dich hier ein?, dachte ich, aber es bereitete mir keine große Mühe, mir vorzustellen, was sie im Sinne hatte. Himmel, es wäre eine sehr komplizierte Angelegenheit, ihr zu entkommen, ohne sie zu kränken.
    Sie schloss die Tür und drehte sich um, um mich anzusehen. Sie wirkte sehr nervös, nicht wie die lüsterne, selbstsichere Frau, die ich einst gekannt hatte. Etwas stimmte nicht.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Ihr Blick war auf mich gerichtet. »Ich muss dich fragen, ob Edmond etwas zu dir gesagt hat.«
    »Worüber?«
    Sie machte eine unbestimmte Geste. »Was glaubst du? Du weißt, warum er dich so hasst, nicht wahr?«
    »Ich nahm an, weil ihm unsere – äh – Liaison in der Vergangenheit bekannt wäre.«
    »Hat er mit dir darüber gesprochen?«
    »Nein. Mit keinem Wort.«
    Sie schien sehr erleichtert, dies zu hören, und entspannte sich ein wenig. »Das ist gut. Ich sah vor einer Weile, wie er dich wütend anstarrte, und als er dann nach oben ging, um herauszufinden, warum Oliver einen solchen Aufruhr veranstaltete ... nun, ich war mir nicht sicher, was ich denken sollte.«
    »Ich habe von ihm nichts weiter als nur einige böse Blicke erhalten. Es ist offensichtlich, dass ihm an meiner Gesellschaft nicht sonderlich gelegen ist. Nicht dass es eine Rolle spielte.«
    »O doch, das tut es«, zischte sie. »Er kann sehr gefährlich werden, Jonathan.«
    »Das bezweifle ich nicht, aber er ängstigt mich nicht. Ist es dies, was dir Sorge bereitet? Denkst du, er könne versuchen, mir Schaden zuzufügen?«
    »Ja. Er ist ein schwieriger Mann und hasst dich mehr als die anderen – die anderen jungen Männer, welche ich kannte.« Sie beobachtete meine Reaktion.
    »Gut. Ich bin froh, dass du nicht den Kavalier spielst und vorgibst, du seiest dir ihrer nicht bewusst.«
    Sie hatte sie damals selbst erwähnt, aber es schien mir diplomatischer, keine Bemerkung darüber zu machen. »Ich kann mir nur vorstellen, dass sie äußerst glücklich sind, dass du sie ausgewählt hast, um sie mit deiner Gesellschaft zu beehren.« Diese Schmeichelei, welche bei Molly Audy so wunderbar angekommen war, hatte eine ähnliche Wirkung auf Clarinda; auf ihren Lippen entfaltete sich ein höchst charmantes Lächeln. »Dann hast du mich in

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