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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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bringen wolltest«, murmelte ich, noch zu erschüttert, um auch nur meine Stimme zu erheben. Ich ballte die Faust um den kleinen Stein, so dass sich die Kanten hart in meine Handfläche gruben.
    »Genau. Der alte Richter Fonteyn war ein Monster, daran besteht kein Zweifel. Er tat alles, was er konnte, um uns das Leben schwer zu machen, wobei er seinen Einfluss nutzte, deine Mutter einzuschüchtern, so dass sie sich seinem Willen beugte, selbst lange nachdem sie eine verheiratete Frau mit einem eigenen Heim geworden war. Dieser alte Sünder konnte heulen und toben, doch ich war der Ansicht, dass dies enden würde, sobald ich die Strecke eines gesamten Ozeans zwischen uns gebracht hatte. Und es funktionierte auch – für eine gewisse Zeit.«
    Bis die Beziehung zwischen Vater und Mutter in die Brüche gegangen war und sie ihn auf Long Island zurückgelassen hatte, um getrennt von ihm alleine in Philadelphia zu leben.
    Er schnitt eine Grimasse. »Ich werde nicht wiederholen, was du bereits weißt. Die Quintessenz jedenfalls ist Folgendes: Der Richter ist vor langer Zeit gestorben, und die Bedrohung meiner Ehe durch ihn seit langem hinfällig, so dass mein Grund, hier zu bleiben, sich in Luft aufgelöst hat. Hinzu kommt die Tatsache, dass du und Elizabeth nun erwachsen seid und in der Lage, allein zu leben, eine Unternehmung, welcher du dich ohnehin eines Tages stellen wirst. Außerdem gilt es zu bedenken, dass die Konflikte, die sich überall um uns herum ereignen, dieses Land zu einem äußerst gefährlichen Ort zum Leben gemacht haben. Ergo gibt es für mich keinen vernünftigen Grund, zu bleiben.«
    »Aber das hier ist unsere Heimat«, erwiderte ich, mir des weinerlichen Tons in meiner Stimme durchaus bewusst, doch dies war mir gleichgültig.
    »Nur so lange, wie sie uns niemand wegnimmt. Die Rebellen haben schon zuvor Besitztümer konfisziert, du hast die Berichte gelesen und gehört. Sollte es einen unvorhergesehenen Rückschlag geben und unsere Armee von dieser Insel zurückgedrängt werden, würden diese Bastarde von Connecticut mit dem nächs- ten Gezeitenwechsel herkommen, bereit, uns im Namen ihres kostbaren Kontinentalkongresses das letzte Hemd zu nehmen.«
    Es war unmöglich, sich vorzustellen, dass dies je geschähe, doch die Kaperfahrten vor der anderen Seite der Meerenge waren sehr real. Wir waren wachsam gewesen und hatten bisher Glück gehabt, doch viele unserer Freunde waren nicht so gesegnet. Wir hatten noch immer gut im Gedächtnis, wie zweien von DeQuinceys Töchtern das Haus über dem Kopf angezündet worden war, so dass sie gezwungen waren, in den Wald zu flüchten, barfuß, nur mit ihren Nachtgewändern, welche sie vor der Kälte des März' schützten. Es war ihnen gelungen, sich einige Meilen entfernt im Hause ihres Onkels in Sicherheit zu bringen, doch nicht ohne großes Leiden und große Pein. Ihre Angreifer hatten ihnen eine ganze Weile nachgesetzt und höhnisch gejohlt wie Schuljungen, die sich einen Jux erlauben. Die großartigen Söhne der Freiheit hatten die Jagd glücklicherweise aufgegeben, da sie vor Einbruch der Dunkelheit zu ihrem Walfangboot voller Beute zurückkehren wollten.
    Dies konnte uns ebenfalls passieren, dachte ich. Wir waren nicht immun dagegen. Niemand war das, so lange solche Männer frei umherstreifen konnten und so niederen Sinnes waren, zu denken, dass zwei hilflose Mädchen eine schwere Bedrohung für ihre elende Sache bedeuteten. Nun verstand ich Vaters Sorge, aber dieses Verständnis machte es mir nicht leichter, seine Worte zu akzeptieren.
    Er zupfte einen Grashalm aus und begann ihn zu zerpflücken, den Blick immer noch auf das Haus gerichtet. Auf unser Haus.
    »Es ist für dich anders, mein Kleiner, das weiß ich, da du hier geboren und aufgewachsen bist. Für mich war es eine Heimat, aber niemals wirklich die meine. Das Land, das Haus, all dies gehört deiner Mutter, der Vereinbarung wegen, welche ich vor unserer Heirat unterschrieben habe. Es ging mir in meinem Leben recht gut. Ich besitze ein wenig Geld, welches ich mit meiner Praxis verdient habe, und das reichte für mein Wohlergehen, aber nicht hier. Ich habe einen Krieg überlebt und schätze mich glücklich, dass die göttliche Vorsehung es für richtig hielt, mich zu verschonen, aber ich habe kein Bedürfnis danach, einen weiteren zu erleben – außerdem möchte ich nicht, dass meine Kinder irgendetwas von dem erleben, was wahrscheinlich kommen wird. Ihr hattet bereits genügend Kummer, so wie wir

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